Der wandernde Student von Joseph von Eichendorff

Bei dem angenehmsten Wetter
Singen alle Vögelein,
Klatscht der Regen auf die Blätter,
Sing ich so für mich allein.
 
Denn mein Aug kann nichts entdecken,
Wenn der Blitz auch grausam glüht,
Was im Wandern könnt erschrecken
Ein zufriedenes Gemüt.
 
Frei von Mammon will ich schreiten
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Auf dem Feld der Wissenschaft,
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Sinne ernst und nehm zuzeiten
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Einen Mund voll Rebensaft.
 
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Bin ich müde vom Studieren,
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Wann der Mond tritt sanft herfür,
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Pfleg ich dann zu musizieren
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Vor der Allerschönsten Tür.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Der wandernde Student“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
79
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das hier vorliegende Gedicht trägt den Titel „Der wandernde Student“ und stammt aus der Feder des deutschen Dichters Joseph von Eichendorff, der im 19. Jahrhundert, zur Zeit der Romantik, lebte und arbeitete.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht fröhlich und lebensbejahend. Es vermittelt ein Bild von Freiheit, Unbekümmertheit und einem Lebensstil, der nicht an materiellen Gütern oder Sicherheiten, sondern an Wissen, Erlebnissen und Zufriedenheit bemessen wird.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einem Studenten, der auf Wanderschaft geht. Unabhängig vom Wetter, ob es nun angenehm oder regnerisch ist, bleibt der Student immer gut gelaunt und lässt sich nicht von seinem Weg abbringen. Weder äußere Umstände noch mögliche Gefahren während seiner Wanderung können sein zufriedenes Innenleben erschüttern. Gleichzeitig strebt er nach Wissen und geistiger Bereicherung, wobei er die Tätigkeit des Studierens jedoch nicht als belastend, sondern als Freude empfindet. In der letzten Strophe wird zudem deutlich, dass der Student auch musische Interessen hat und diese zum Beispiel beim Musizieren unter dem Mond auslebt.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist einfach und klar verständlich, die verwendeten Bilder und Metaphern sind eingängig und wecken beim Leser sogleich Assoziationen. Der Tonfall des lyrischen Ichs wirkt dabei stets heiter und zuversichtlich.

In diesem Sinne ist „Der wandernde Student“ ein typisches Beispiel für die romantische Dichtung des 19. Jahrhunderts. Es widerspiegelt den damaligen Zeitgeist und die damit verbundene Sehnsucht nach Unabhängigkeit und individueller Freiheit sowie den Glauben an die heilende und bereichernde Kraft der Natur und der Kunst.

Weitere Informationen

Joseph von Eichendorff ist der Autor des Gedichtes „Der wandernde Student“. 1788 wurde Eichendorff geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1804 bis 1857 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. Beispielsweise gilt die Blaue Blume als das zentrale Motiv der Romantik. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Literatur der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Vergänglichkeit, Tod und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 79 Worte. Die Gedichte „Die Heimat“, „In Danzig“ und „Kurze Fahrt“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des Gedichtes „Der wandernde Student“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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