Der Isegrimm von Joseph von Eichendorff

Actenstöße Nachts verschlingen,
Schwatzen nach der Welt Gebrauch,
Und das große Tretrad schwingen
Wie ein Ochs, das kann ich auch.
 
Aber glauben, daß der Plunder
Eben nicht der Plunder wär’,
Sondern ein hochwichtig Wunder,
Das gelang mir nimmermehr.
 
Aber Andre überwitzen,
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Daß ich mit dem Federkiel
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Könnt’ den morschen Weltbau stützen,
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Schien mir immer Narrenspiel.
 
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Und so, weil ich in dem Drehen
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Dasteh’ oft wie ein Pasquill,
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Läßt die Welt mich eben stehen –
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Mag sie’s halten, wie sie will!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Isegrimm“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
80
Entstehungsjahr
1837
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Isegrimm“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst. Er wurde 1788 geboren und starb 1857, weshalb er zur Epoche der Romantik zugeordnet wird. Eichendorff ist bekannt für seine bildhafte, musikalische Sprache und seine Naturlyrik.

Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck von Widerstand und Rebellion, aber auch von Resignation des lyrischen Ichs gegenüber dem System oder der Gesellschaft. Es wirkt, als wäre die Hauptfigur unzufrieden oder sogar frustriert durch ihr Alltagsleben und versucht, sich gegen die Anforderungen der Gesellschaft aufzulehnen.

Inhaltlich kritisiert das lyrische Ich die sinnlose Bürokratie („Actenstöße Nachts verschlingen“) und den alltäglichen Klatsch („Schwatzen nach der Welt Gebrauch“). Es fühlt sich wie ein Teil eines großen, sich drehenden Rads, das lediglich funktioniert, ohne Sinn oder Zweck („Und das große Tretrad schwingen / Wie ein Ochs, das kann ich auch“). Das lyrische Ich bezieht sich damit auf die Arbeitsroutine und das monotone Leben.

Im zweiten Teil des Gedichts stellt das lyrische Ich die Absurdität hervor, der erzwungenen Routine einen höheren Sinn zuzuschreiben („Aber glauben, daß der Plunder / Eben nicht der Plunder wär“, „Sondern ein hochwichtig Wunder“). Es verweigert, diese als etwas anderes als nutzlosen „Plunder“ zu sehen und kann daher deren Wichtigkeit nicht anerkennen.

In der dritten Strophe erscheint die Idee, dass das lyrische Ich seine eigene Position und Bedeutung in der Gesellschaft hinterfragt und anzweifelt. Es lehnt die Vorstellung ab, dass es mit seiner Arbeit einen Beitrag zur Unterstützung der Gesellschaft leistet („Daß ich mit dem Federkiel / Könnt’ den morschen Weltbau stützen“).

Das abschließende Quartett offenbart eine Art Kapitulation vor der Unausweichlichkeit der gesellschaftlichen Erwartungen und Normen. Es endet mit einem resignierten Belassen der Dinge, so wie sie sind („Läßt die Welt mich eben stehen – / Mag sie’s halten, wie sie will“).

Formal handelt es sich bei dem Gedicht um vier vierzeilige Strophen mit Kreuzreim und wechselndem Metrum, was typisch für Eichendorff ist und eine gewisse Dynamik und Flüssigkeit in den Versen schafft. Die Sprache ist deutlich, leicht verständlich und direkt, mit vielen starken, ausdrucksstarken Bildern, die seine Unzufriedenheit und die Belastung durch die Konventionen der Gesellschaft verdeutlichen.

Weitere Informationen

Joseph von Eichendorff ist der Autor des Gedichtes „Der Isegrimm“. 1788 wurde Eichendorff geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1837 entstanden. Berlin (Erstausgabe) ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis spät in das 19. Jahrhundert hinein andauerte. Insbesondere auf den Gebieten der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Epoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Mysteriöse, Geheimnisvolle und galt als Ursprung der Liebe. Typische Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Kunst und Architektur des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das vorliegende Gedicht umfasst 80 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Antwort“, „Auch ein Gedicht?“ und „Der verliebte Reisende“. Zum Autor des Gedichtes „Der Isegrimm“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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