Antwort von Joseph von Eichendorff

Demütig kniet ich vor der Jungfrau Bilde,
Erflehend nur ein einzig Liebes-Zeichen,
Das nicht in Angst und Pein möcht von mir weichen.
Sie gab mir — Mut und Andacht milde.
 
Nun drängt ein Schmerz mich süß und sanft und wilde,
Daß ich mir ihrer Wunder Himmelreichen,
Die weiter als mein irdsches Leben reichen,
Wie ich sie himmlisch schau, die Schöne bilde.
 
Mir fehlen Töne noch und Himmels-Frieden;
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Dir ward Erfüllung frühe schon beschieden,
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Dein Himmel ist, wo zauberte dein Beten.
 
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Hast du den höchsten Wunsch mir nun genommen,
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Werd ich demutsvoll wieder vor dich treten;
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Eins sein mit dir, kann nur allein mir frommen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Antwort“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
103
Entstehungsjahr
1808
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Antwort“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, einem der bedeutendsten Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik. Eichendorff lebte von 1788 bis 1857, daher kann man das Gedicht historisch in das 19. Jahrhundert einordnen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht sehr emotional und ernst, mit einem starken Fokus auf religiösen und spirituellen Themen. Es handelt von der Begegnung des lyrischen Ichs mit einer heiligen oder spirituellen Gestalt, vermutlich einer Jungfrau Maria, vor deren Bild es demütig hinkniet und um ein Zeichen der Liebe bittet. Das lyrische Ich spricht von Schmerz, aber auch süßen und sanften, wilden Gefühlen und dem Wunsch, die Wunder und himmlischen Reiche der Jungfrau zu sehen und nachzubilden.

In der zweiten Strophe bekennt das lyrische Ich, dass ihm noch „Töne“ und „Himmels-Frieden“ fehlen und dass es in die gleiche Erfüllung gelangen möchte, die der Jungfrau zuteilwurde. Im letzten Abschnitt des Gedichts stellt das lyrische Ich fest, dass sein höchster Wunsch genommen wurde. Es wird wieder demütig vor der Jungfrau treten und ausdrücken, dass nur die Einheit mit ihr ihm wirklich nutzen kann.

Eichendorff nutzt einen sehr bildhaften und metaphorischen Stil, um die emotionalen und spirituellen Zustände des lyrischen Ichs auszudrücken. Die Sprache ist dem Zeitgenossen der Romantik entsprechend gehoben, dennoch erlauben die wiederkehrenden Bilder und Symbole eine einfache Interpretation des Inhalts.

Das Gedicht hat eine formale Struktur mit vier Strophen, wobei die ersten beiden jeweils vier Verse und die letzten beiden jeweils drei Verse enthalten. Dies erzeugt einen rhythmischen Fluss und weist auf eine durchdachte Komposition hin. Die sprachliche Eleganz, gepaart mit dem sentimentalen Inhalt, ist typisch für die romantische Lyrik und spiegelt Eichendorffs Fähigkeit wider, tiefe Emotionen und spirituelle Sehnsüchte durch Poesie auszudrücken.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Antwort“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . 1808 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis tief in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte Auswirkungen auf Literatur, Musik, Philosophie und Kunst jener Zeit. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. In der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben außen vor und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde ausgedrückt. Die äußere Form von romantischer Literatur ist völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 103 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Die Gedichte „In Danzig“, „Kurze Fahrt“ und „Lied“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des Gedichtes „Antwort“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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