Lied von Joseph von Eichendorff

Das zerbrochene Ringlein

In einem kühlen Grunde,
Da geht ein Mühlenrad,
Meine Liebste ist verschwunden,
Die dort gewohnet hat.
 
Sie hat mir Treu versprochen,
Gab mir ein’n Ring dabei,
Sie hat die Treu gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.
 
Ich möcht’ als Spielmann reisen
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Weit in die Welt hinaus,
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Und singen meine Weisen,
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Und gehn von Haus zu Haus.
 
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Ich möcht’ als Reiter fliegen
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Wohl in die blut’ge Schlacht,
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Um stille Feuer liegen
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Im Feld bei dunkler Nacht.
 
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Hör’ ich das Mühlrad gehen,
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Ich weiß nicht, was ich will,
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Ich möcht’ am liebsten sterben,
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Da wär’s auf einmal still.
21 
Florens.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Lied“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
1810
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Lied“ von Joseph von Eichendorff handelt von einem lyrischen Ich, das von seiner treulosen Liebsten verlassen wurde und nun in Trauer und Schmerz zurückgelassen wurde. Das Gedicht drückt den Wunsch des lyrischen Ichs aus, die schmerzhaften Erinnerungen an seine Liebe zu vergessen und sein Leben neu zu beginnen.

Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung einer Szene in der Natur, einem kühlen Grunde mit einem Mühlenrad. Das Mühlenrad symbolisiert den Fortschritt und die Veränderung, die das lyrische Ich sucht. Die Abwesenheit seiner Liebsten wird im Gedicht thematisiert, als sie verschwunden ist und ihr Treueschwur gebrochen hat. Der Ring, den sie als Beweis ihrer Liebe gegeben hat, ist gebrochen und somit ihre Liebe zerbrochen.

Das lyrische Ich versteckt sich nicht vor seinem Schmerz, sondern gibt der Sehnsucht nach Veränderung nach. Es nutzt den Schmerz, um zu neuen Ufern aufzubrechen, indem es als Spielmann reist und seine Weisen singt. Der Wunsch, als Reiter zu fliegen und in blutigen Schlachten zu kämpfen, zeigt die Sehnsucht nach Abenteuer und eine Flucht aus der schmerzhaften Realität.

Das Geräusch des Mühlenrads, das in der ersten Strophe erwähnt wird, kehrt am Ende des Gedichts zurück und symbolisiert die Unsicherheit des lyrischen Ichs. Das Gedicht endet mit dem Wunsch des lyrischen Ichs nach dem Tod, der Stille und endloser Ruhe - ein Ausweg aus dem Schmerz, den es ertragen muss.

Zusammenfassend drückt „Lied“ von Joseph von Eichendorff die Konfrontation mit dem Schmerz und den Wunsch nach Veränderung aus. Der Wunsch, zu vergessen und neu zu beginnen, bestimmt das Gedicht, das auch die Sehnsucht nach Abenteuer und Abwechslung zeigt. Das Geräusch des Mühlrads und die Stille, die der Tod bringt, unterstreichen die Unsicherheit und Verwirrung, die das lyrische Ich erlebt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Lied“ ist Joseph von Eichendorff. 1788 wurde Eichendorff geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1810. In Tübingen ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Philosophie und Musik spürbar. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Epoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. In ganz Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. Die zentralen Motive der Literatur der Romantik sind das Schaurige, Leidenschaftliche, Unterbewusste, Fantastische, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Romantiker sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das 99 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Gedichte „Mondnacht“, „Morgengebet“ und „Ostern“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des Gedichtes „Lied“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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