Der Soldat von Joseph von Eichendorff

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Ist auch schmuck nicht mein Rößlein,
So ist's doch recht klug,
Trägt im Finstern zu 'nem Schlößlein
Mich rasch noch genug.
 
Ist das Schloß auch nicht prächtig:
Zum Garten aus der Tür
Tritt ein Mädchen doch allnächtig
Dort freundlich herfür.
 
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Und ist auch die Kleine
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Nicht die Schönst auf der Welt,
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So gibt's doch just keine,
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Die mir besser gefällt.
 
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Und spricht sie vom Freien:
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So schwing ich mich auf mein Roß
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Ich bleibe im Freien,
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Und sie auf dem Schloß.
 
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2
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Wagen mußt du und flüchtig erbeuten,
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Hinter uns schon durch die Nacht hör ich's schreiten,
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Schwing auf mein Roß dich nur schnell
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Und küß noch im Flug mich, wildschönes Kind,
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Geschwind,
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Denn der Tod ist ein rascher Gesell.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Der Soldat“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
119
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Soldat“ stammt von Joseph von Eichendorff, einem bedeutenden Literaten der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte.

Das Gedicht hinterlässt einen ersten Eindruck von Erkenntnis und Zufriedenheit, Eventuell auch von einer gewissen Resignation oder Unabhängigkeit gegenüber Idealbildern und den üblichen Erwartungen der Gesellschaft.

Auf einfacher Ebene dreht sich der Inhalt um einen Soldaten und seine Erlebnisse und Gefühle. Sein Pferd ist vielleicht nicht das schönste, aber es ist klug und zuverlässig. Das Schloss, zu dem es ihn trägt, ist nicht prächtig, aber eine ihm freundlich gesinnte Frau tritt dort jede Nacht hervor. Diese Frau wiederum ist vielleicht nicht die Schönste der Welt, aber sie ist diejenige, die er am meisten schätzt. Trotz ihrer Beziehung und ihrer Andeutungen über eine mögliche Heirat bleibt er ein freier Mann, denn er ist ein Soldat und muss stehen und fliegen, um Beute zu machen.

Die letzte Strophe deutet an, dass sie möglicherweise in Gefahr sind, da der Soldat hört, wie Gefahr durch die Nacht schreitet. Er fordert sie auf, schnell auf sein Pferd zu springen und ihn im Flug zu küssen, denn der Tod ist ein schneller Begleiter. Es gibt also die grundsätzliche Anerkennung des Soldaten, dass obwohl sie nicht perfekt sind oder den idealen Standards entsprechen, sie ihm das größte Glück und Befriedigung bringen.

Formal gesehen variiert das Gedicht in der Anzahl der Verse pro Strophe, was es unregelmäßig macht. Die Sprache ist einfach und unprätentiös, passend zur unbekümmerten Natur des lyrischen Ichs. Betrachtet man die Sprache, so hat Eichendorff typischen romanischen Gebrauch von Natur und alltäglichen Lebensaspekten gemacht, um tiefer liegende Gefühle und Situationen zu vermitteln. Tatsächlich schafft das Gedicht eine eingängige und bemerkenswerte Kombination aus Romantik und Realismus. Es lädt zur Reflexion ein über die Wichtigkeit, das zu schätzen, was man hat, und über die Unvorhersehbarkeit und Ungewissheit des Lebens, insbesondere im Krieg.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Soldat“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis tief in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte Auswirkungen auf Literatur, Musik, Philosophie und Kunst jener Zeit. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der Romantik. Sie symbolisiert Sehnsucht und Liebe und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Literatur der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für die Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das 119 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Lied“, „Mondnacht“ und „Morgengebet“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Soldat“ weitere 395 Gedichte vor.

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