Berliner Tafel von Joseph von Eichendorff

Viele Lerchen hellerwacht,
Die zum Himmel steigen,
Viele Sterne in der Nacht,
Vieler Wipfel Neigen,
Viele frische Herzen dann,
Die begeistert lauschen
Da bricht erst der Lenz recht an,
Klang und Waldesrauschen.
 
So sind viele hier gesellt:
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Rüstige Gesellen,
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Die ihr' Sach auf Klang gestellt,
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Schauspiel und Novellen,
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Viele dann, die recht sich freun,
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Wenn wir's löblich machen
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Und, greift einer falsch darein,
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Auch von Herzen lachen.
 
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Und wo solche Resonanz,
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Klingt das Lied erst helle
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Wie wir hier vereint zum Kranz,
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Blüht die sand'ge Schelle,
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Kuckuck ruft und Nachtigall
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Und von Lust und Schmerzen
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Weckt der Schall den Widerhall
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Rings in tausend Herzen.
 
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Ein Land, das ihr schweigend meint
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Und wir freudig singen,
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Und ein Meer, das uns vereint
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Soll hinüberbringen. Frische
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Fahrt denn, nah und fern,
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Allen mut'gen Seglern,
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Die getreu dem rechten Stern,
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Schleglern oder Heglern!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Berliner Tafel“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
139
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Berliner Tafel“ stammt von Joseph von Eichendorff, einem Dichter der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte. Die exakte zeitliche Einordnung des Gedichts innerhalb von Eichendorffs Schaffenszeit lässt sich nicht explizit feststellen, doch das Motiv der Natur und des Gemeinschaftserlebens, das typisch für die Romantik ist, ist deutlich präsent.

Auf den ersten Blick begeistert das Gedicht mit seinen Naturbildern und positiven Gefühlen. Eichendorff beschreibt eine Gemeinschaft von Menschen, die vom Erwachen des Frühlings und der Musik begeistert sind. Erste Strophe weist auf den Beginn des Frühlings hin und vermittelt einen Eindruck von Lebendigkeit und Harmonie. Der Dichter stellt in der zweiten Strophe diese Gemeinschaft positiv dar, die Spaß an Musik, Schauspiel und Literatur hat und gutmütig miteinander umgeht. Die dritte Strophe spricht wiederum von Resonanz - ein vermutlicher Hinweis auf die Gemeinschaft, die durch gemeinsame Erlebnisse und Gefühle vereint ist. Die letzte Strophe besingt ein Land und ein Meer, das die Menschen verbinden soll und ruft zu einer „frischen Fahrt“ auf - möglicherweise eine Aufforderung, den gemeinsamen Weg fortzusetzen.

Formal besteht das Gedicht aus vier achtzeiligen Strophen. Es hat einen regelmäßigen Rhythmus und Reim, was dem Inhalt zusätzlich Harmonie und eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Die Sprache ist klar und bildhaft, typische Merkmale von Eichendorffs Stil.

Zusammengefasst kann das lyrische Ich also interpretiert werden als eine Stimme, die die Schönheit der Natur, das Aufwachen des Frühlings, die Freuden kultureller Aktivitäten und das Glück der Gemeinschaft feiert. Es drückt eine tiefe Verbundenheit und Einheit aus und ruft zu Optimismus und einem gemeinsamen Weitergehen auf. Ein typisches Werk der Romantik, das die Welt durch die Augen des Gefühls betrachtet und dabei die Schönheiten der Natur und der Gemeinschaft hervorhebt. Es ist eine Ode an das Leben und die Harmonie.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Berliner Tafel“ ist Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1804 bis 1857 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis spät in das 19. Jahrhundert hinein andauerte. Insbesondere in den Bereichen der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Literaturepoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Schriften gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der romantischen Literatur. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Literatur der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das 139 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Abschied“, „Antwort“ und „Auch ein Gedicht?“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des Gedichtes „Berliner Tafel“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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