Auf dem Schwedenberge von Joseph von Eichendorff
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Da hoben bunt und bunter |
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Sich Zelte in die Luft, |
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Und Fähnlein wehten munter |
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Herunter von der Kluft. |
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Und um die leichten Tische, |
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An jenem Bächlein klar, |
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Saß in der kühlen Frische |
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Der lust'gen Reiter Schar. |
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Eilt' durch die rüst'gen Zecher |
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Die Marketenderin, |
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Reicht' flüchtig ihre Becher, |
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Nimmt flücht'ge Küsse hin. |
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Da war ein Toben, Lachen, |
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Weit in den Wald hinein, |
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Die Trommel ging, es brachen |
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Die lust'gen Pfeifen drein. |
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Durch die verworrnen Klänge |
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Stürmt' fort manch wilde Brust, |
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Da schallten noch Gesänge |
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Von Freiheit und von Lust. |
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Fort ist das bunte Toben, |
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Verklungen Sang und Klang, |
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Und stille ist's hier oben |
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Viel hundert Jahre lang. |
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Du Wald, so dunkelschaurig, |
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Waldhorn, du Jägerlust! |
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Wie lustig und wie traurig |
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Rührst du mir an die Brust! |
Details zum Gedicht „Auf dem Schwedenberge“
Joseph von Eichendorff
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124
1788 - 1857
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Auf dem Schwedenberge“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, der von 1788 bis 1857 lebte. Dies platziert das Werk in die Epoche der Romantik, eine literarische Bewegung, die für ihre Betonung auf Emotion, Individualismus und die Anerkennung der Schönheit der Natur bekannt ist.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine Szene voller Leben, Freude und lebhafter Bewegung zu beschreiben. Es entsteht das Bild eines lebendigen Festes mit frohen Gesängen und Tänzen. Doch im Verlauf des Gedichts tritt eine traurige Wendung ein, welche das lyrische Ich zum Nachdenken anregt.
In den ersten vier Strophen wird ein fröhlicher Tag, vermutlich im Schwedenberg, beschrieben: Es gibt Zelte in verschiedenen Farben, Fähnlein wehen im Wind, eine Gruppe lustiger Reiter sitzt an leichten Tischen und trinkt beim rauschen eines klaren Bächleins. Auch eine Marketenderin, die Getränke serviert und flüchtige Küsse austauscht, nimmt teil an dieser ausgelassenen Szene. Das Toben und Lachen, Trommelschlag und Pfeifton, dringen sogar weit in den Wald hinein. Trotz der unruhigen Klänge und der wilden Brust, die sich durch die Menge bewegt, hallen Gesänge von Freiheit und Lust.
Jedoch, in der sechsten Strophe nimmt das Gedicht eine melancholische Wendung. Das fröhliche Treiben ist verschwunden, die Lieder verstummt. Der Ort ist seit hunderten von Jahren in Stille getaucht. Diese Veränderung lässt das lyrische Ich das Dunkle des Waldes und die Lust der Jäger, symbolisiert durch das Waldhorn, reflektieren.
Das Gedicht hat eine erzählende, bildreiche Sprache mit lebendiger Symbolik. Es benutzt die Farben und Geräusche des Festes, um ein lebhaftes Bild des Vergnügens zu malen, bevor es sich zu einer ruhigeren, nachdenklicheren Stimmung dreht. Dabei ist die Form des Gedichts sehr klassisch, es besteht aus sieben Strophen mit je vier Versen.
Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass das lyrische Ich die Vergänglichkeit, den Wandel der Zeit und die Melancholie thematisiert. Zunächst wird die Fröhlichkeit und das freie Leben dargestellt. Später wird diese durch die Einsamkeit und Stille ersetzt. Der Gedanke daran weckt in dem lyrischen Ich sowohl wehmütige als auch glückliche Gefühle. So spiegelt das Gedicht in seiner ganzen Breite das Menschsein mit seinen Höhen und Tiefen wider.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Auf dem Schwedenberge“ ist Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert werden. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Welt, die sich durch die einsetzende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. Bedeutende Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Weitere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Quelle der Liebe. Typische Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Kunst und Architektur des Mittelalters wurden von den Vertretern der Romantik wieder geschätzt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 124 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Die Gedichte „Abschied“, „Antwort“ und „Auch ein Gedicht?“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des Gedichtes „Auf dem Schwedenberge“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.
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