Mahnung von Joseph von Eichendorff
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In Wind verfliegen sah ich, was wir klagen, |
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Erbärmlich Volk um falscher Götzen Thronen, |
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Wen'ger Gedanken, deutschen Landes Kronen, |
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Wie Felsen, aus dem Jammer einsam ragen. |
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Da mocht ich länger nicht nach euch mehr fragen, |
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Der Wald empfing, wie rauschend! den Entflohnen, |
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In Burgen alt, an Stromeskühle wohnen |
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Wollt ich auf Bergen bei den alten Sagen. |
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Da hört ich Strom und Wald dort so mich tadeln: |
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»Was willst, Lebend'ger du, hier überm Leben, |
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Einsam verwildernd in den eignen Tönen? |
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Es soll im Kampf der rechte Schmerz sich adeln, |
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Den deutschen Ruhm aus der Verwüstung heben, |
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Das will der alte Gott von seinen Söhnen!« |
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Wohl mancher, dem die wirbligen Geschichten |
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Der Zeit das ehrlich deutsche Herz zerschlagen, |
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Mag, wie Prinz Hamlet, zu sich selber sagen: |
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Weh! daß zur Welt ich kam, sie einzurichten! |
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Weich, aufgelegt zu Lust und fröhlichem Dichten, |
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Möcht er so gern sich mit der Welt vertragen, |
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Doch, Rache fordernd, aus den leichten Tagen |
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Sieht er der Väter Geist sich stets aufrichten. |
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Ruhlos und tödlich ist die falsche Gabe: |
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Des Großen Wink im tiefsten Marke spüren, |
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Gedanken rastlos - ohne Kraft zum Werke. |
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Entschließ dich, wie du kannst nun, doch das |
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merke: |
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Wer in der Not nichts mag, als Lauten rühren, |
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Des Hand dereinst wächst mahnend aus dem |
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Grabe. |
Details zum Gedicht „Mahnung“
Joseph von Eichendorff
7
32
210
1810
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Mahnung“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, der von 1788 bis 1857 lebte. Eichendorff gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Romantik, einer Epoche, die von etwa 1795 bis 1848 reichte. Sein Gedicht „Mahnung“ fällt also in diese Zeitperiode.
Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht in eine sehr formelle und altertümliche Sprache verfasst ist und eine nachdenkliche und schwere Stimmung erzeugt.
Im Gedicht, das offenbar in der Ich-Perspektive erzählt wird, spricht das lyrische Ich von Enttäuschung und Frustration in Bezug auf die Realität seiner Gesellschaft. Es reflektiert seine Unzufriedenheit und seine Sehnsucht, sich von den falschen Thronen und Götterbildern abzuwenden, die scheinbar keinen echten Wert oder Zweck haben. Es zieht sich in den Wald zurück, als Flucht vor der Gesellschaft und den Problemen, die es sieht. Aber auch dort wird es von der Natur getadelt und aufgefordert, sich dem Kampf und Schmerz zu stellen, um den deutschen Ruhm wiederherzustellen. Daraufhin reflektiert das lyrische Ich weiterhin über die Schwierigkeiten der Gesellschaft, fühlt sich aber wie Hamlet überfordert und traurig, dass es in diese Welt geboren wurde, um sie in Ordnung zu bringen. Im letzten Abschnitt wird die Notwendigkeit betont, tätig zu werden und sich nicht nur auf Worte zu verlassen, um Veränderungen herbeizuführen.
Was die Form des Gedichts betrifft, so besteht es aus sieben Strophen mit unterschiedlicher Verszahl. Seine Struktur ist somit sehr ungewöhnlich und wechselt unregelmäßig zwischen Vier- und Fünfversern in den ersten beiden Strophen, auf Drei-Vers-Strophen in den darauf folgenden Strophen und endet mit einer Acht-Vers-Strophe.
Die Sprache des Gedichts ist sehr bildhaft und metaphorisch, mit einer Vielzahl von Naturbildern und mythologischen Anspielungen. Der Stil, der von Sentimentalität und gefühlsbeladenen Beschreibungen geprägt ist, ist charakteristisch für die Romantik. Darüber hinaus werden konkrete historische oder literarische Verweise verwendet, wie zum Beispiel auf Prinz Hamlet, um bestimmte Gefühle oder Situationen detaillierter und nachvollziehbarer darzustellen.
Insgesamt vermittelt das Gedicht „Mahnung“ von Joseph von Eichendorff das Gefühl der Frustration und Hoffnungslosigkeit angesichts einer falschen und schwierigen Welt. Es fordert jedoch auch dazu auf, aktiv zu werden und Veränderungen herbeizuführen, anstatt sich einfach zurückzuziehen oder sich mit Worten allein zufrieden zu geben.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Mahnung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Das Gedicht ist im Jahr 1810 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Epoche lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Schriftstellern der Romantik zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Die zentralen Motive der Romantik sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die romantischen Dichter sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände dieser Zeit bleiben jedoch unerwähnt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 210 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Auch ein Gedicht?“, „Der Isegrimm“ und „Der verliebte Reisende“. Zum Autor des Gedichtes „Mahnung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.
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