Der Tiroler Nachtwache von Joseph von Eichendorff
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In stiller Bucht, bei finstrer Nacht, |
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Schläft tief die Welt im Grunde, |
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Die Berge rings stehn auf der Wacht, |
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Der Himmel macht die Runde, |
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Geht um und um, |
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Ums Land herum |
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Mit seinen goldnen Scharen, |
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Die Frommen zu bewahren. |
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Kommt nur heran mit eurer List, |
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Mit Leitern, Strick und Banden, |
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Der Herr doch noch viel stärker ist, |
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Macht euren Witz zuschanden. |
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Wie wart ihr klug! |
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Nun schwindelt Trug |
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Hinab vom Felsenrande |
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Wie seid ihr dumm! o Schande! |
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Gleichwie die Stämme in dem Wald |
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Wolln wir zusammenhalten, |
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Ein' feste Burg, Trutz der Gewalt, |
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Verbleiben treu die alten. |
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Steig, Sonne, schön! |
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Wirf von den Höhn |
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Nacht und die mit ihr kamen, |
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Hinab in Gottes Namen. |
Details zum Gedicht „Der Tiroler Nachtwache“
Joseph von Eichendorff
3
24
113
1810
Romantik
Gedicht-Analyse
Das analysierte Gedicht trägt den Titel „Der Tiroler Nachtwache“ und wurde von Joseph von Eichendorff, einem deutschen Lyriker und Schriftsteller, geschrieben. Eichendorff wurde 1788 geboren und starb 1857, wodurch sich die zeitliche Einordnung des Gedichts in das 19. Jahrhundert, genauer die Epoche der Romantik, ergibt.
Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht als eine Ode an die Natur und die göttliche Ordnung. Es spielen sich Szenen in der Nacht ab, unter dem wachsamen Auge des Himmels, dem von Eichendorff demütig und ehrfurchtsvoll gehuldigt wird.
Der Inhalt des Gedichts dreht sich um drei zentrale Motive. Zunächst wird die stillliegende Natur bei Nacht beschrieben, über die der Himmel wacht und die Gläubigen schützt (1. Strophe). Dann wird ein Bild der Bedrohung durch 'listige' Gegner gezeichnet, die durch Gottes Stärke besiegt werden (2. Strophe). Schließlich wird ein Aufruf zur Einheit und Solidarität formuliert, der an den Einbruch des Morgens und das Verschwinden der Nacht und ihrer Gefahren gekoppelt ist (3. Strophe).
Das lyrische Ich scheint in diesem Gedicht eine wachsame, wachende Rolle einzunehmen, die fest in ihrem Glauben steht und Solidarität mit den anderen „Stämmen im Wald“ ausdrückt. Ebenso wird eine deutliche Abneigung gegen Täuschung und 'listige' Methoden deutlich, was auf ein hohes moralisches Empfinden des lyrischen Ichs schließen lässt.
Formal besteht das Gedicht aus drei Oktaven (Strophen mit jeweils acht Versen). Der einfache Reim (abababcc) und der rhythmische Fluss machen das Gedicht leicht zugänglich und unterstützen sein immanent ernstes, aber hoffnungsvolles Thema. Die Sprache ist direkt und unverschnörkelt, dennoch poetisch durch die bildliche Darstellung von Natur und göttlicher Ordnung. Die wiederkehrenden religiousen Elemente (Gott, Fromme, in Gottes Namen) zeigen Eichendorffs tiefe Verwurzelung in der christlichen Tradition.
Insgesamt lässt „Der Tiroler Nachtwache“ eine tiefe Naturverbundenheit, Religiosität und das Streben nach moralischer Reinheit und Gemeinschaft erkennen, was typisch für die Romantik und für Eichendorffs Lyrik ist.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Der Tiroler Nachtwache“ ist Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1810 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Welt, die sich durch die beginnende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. In der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben außen vor und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde ausgedrückt. Die äußere Form von romantischer Literatur ist völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 113 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „In Danzig“, „Kurze Fahrt“ und „Lied“. Zum Autor des Gedichtes „Der Tiroler Nachtwache“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.
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