Auf der Feldwacht von Joseph von Eichendorff

Mein Gewehr im Arme steh ich
Hier verloren auf der Wacht,
Still nach jener Gegend seh ich,
Hab so oft dahin gedacht!
 
Fernher Abendglocken klingen
Durch die schöne Einsamkeit;
So, wenn wir zusammen gingen,
Hört ich's oft in alter Zeit.
 
Wolken da wie Türme prangen,
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Als säh ich im Dust mein Wien,
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Und die Donau hell ergangen
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Zwischen Burgen durch das Grün.
 
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Doch wie fern sind Strom und Türme!
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Wer da wohnt, denkt mein noch kaum,
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Herbstlich rauschen schon die Stürme,
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Und ich stehe wie im Traum.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Auf der Feldwacht“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
87
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht stammt von Joseph von Eichendorff, einem bedeutenden Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte. „Auf der Feldwacht“ gehört daher zeitlich zur Epoche der Romantik.

Beim ersten Eindruck ist dieses Gedicht geprägt von der melancholischen Stimmung des lyrischen Ichs, das auf Wache steht und an vergangene Zeiten denkt. Die Atmosphäre fühlt sich einsam und introspektiv an, verstärkt durch Bilder von Ferne, Stürmen und der Vergänglichkeit der Zeit.

In dem Gedicht beschreibt das lyrische Ich, wie es auf der Wache steht, mit dem Gewehr im Arm und in die Ferne blickt. Es fühlt sich verloren und erinnert sich oft an die Vergangenheit. Es hört das Läuten der Abendglocken in der Ferne, was eine Erinnerung an frühere Zeiten hervorruft, als es noch mit Vertrauten spazieren ging. Es sieht Wolken, die wie Türme aussehen und an Wien und die Donau erinnern. Doch diese Erinnerungen sind weit entfernt und die Bewohner dieser Orte denken wahrscheinlich kaum noch an das lyrische Ich. Der Herbst steht vor der Tür und das lyrische Ich fühlt sich, als stünde es in einem Traum.

Sprache und Form des Gedichts sind typisch für Eichendorffs romantischen Stil. Die vier Strophen sind in Reimen strukturiert und es gibt eine gleichmäßige Rhythmik. Die Sprache ist eher einfach und unverschnörkelt, aber emotional und bildreich. Es gibt viele Naturmetaphern und -symbole, wie das Glockenläuten, Wolken und Stürme, die die Gefühle des lyrischen Ichs widerspiegeln und verstärken. Die Bilder von Ferne und Vergänglichkeit, Heimweh und Sehnsucht sind zentrale Themen der Romantik und Eichendorff nutzt sie effektiv, um ein Gefühl der Melancholie und Nostalgie zu erzeugen.

Weitere Informationen

Joseph von Eichendorff ist der Autor des Gedichtes „Auf der Feldwacht“. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Der Romantik vorausgegangen waren die Epochen der Weimarer Klassik und der Aufklärung. Die Literaturepoche der Romantik ist zeitlich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein einzuordnen. Insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Musik und der Literatur hatte diese Epoche Auswirkungen. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Epoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. In ganz Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Industrialisierung und technologischer Fortschritt sind prägend für diese Zeit. Die zentralen Motive der Literatur der Romantik sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Schriftsteller der Romantik sehnen sich nach der Einheit von Geist und Natur. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das 87 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff sind „Der verliebte Reisende“, „Die Heimat“ und „In Danzig“. Zum Autor des Gedichtes „Auf der Feldwacht“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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