Ablösung von Joseph von Eichendorff
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Wir saßen gelagert im Grünen, |
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So traulich und lustig gesellt, |
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Die Lichter des Frühlings schienen |
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Hold spielend durchs grüne Gezelt. |
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Im Frühlingsglanz still auf und nieder |
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Ergingen der Frauen sich viel, |
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Und liebliche Augen und Lieder, |
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Sie hielten ein herzliches Spiel. |
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Und unten von Tälern und Flüssen |
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Ein schallendes, wirrendes Reich |
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O freudiges, erstes Begrüßen |
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Von Leben und Lieben zugleich! |
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Verlassen nun stehen die Räume, |
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Es schauen und rauschen allein |
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Die groß gewordenen Bäume |
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So ernst in die Stille herein. |
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Von allen, die dort sonst gesessen, |
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Es sehnet sich niemand hierher, |
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Sie haben den Frühling vergessen, |
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Kennt keiner den anderen mehr. |
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Und wie ich so sinn, da erwachen |
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Die alten Lieder in mir! |
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Da hör ich auf einmal ein Lachen |
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Und Schallen im grünen Revier. |
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Und fröhliche Lieder erklangen |
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Aus Herzensgrunde so recht, |
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Und unter den Bäumen ergangen |
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Erblick ich ein ander Geschlecht. |
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Geöffnet bleibt ewig zum Feste |
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Des Frühlings lustiges Haus, |
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Es schwärmen so wechselnd die Gäste |
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Da immer herein und heraus. |
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Die vorigen Lieder verhallen, |
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Wir sinken verblühend hinab, |
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Und neue Gesänge erschallen |
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Hoch über dem blühenden Grab. |
Details zum Gedicht „Ablösung“
Joseph von Eichendorff
9
36
180
1788 - 1857
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Ablösung“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, der von 1788 bis 1857 lebte. Damit fällt das Werk in die Epoche der Romantik, einer kunstgeschichtlichen Periode, die schwerpunktmäßig im 19. Jahrhundert angesiedelt ist.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht fröhlich und lebendig mit starker Naturverbundenheit und einer Betonung von Geselligkeit und Vergänglichkeit, typisch für die romantische Epoche.
Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich im Gedicht eine Szenerie, in der es mit anderen in der Natur, speziell im Frühling, zusammen war. Es beschreibt das lustige Zusammensein und das Frühlingsgefühl, das durch die Natur hervorgerufen wird. Allerdings folgt dann eine Wendung, in der das lyrische Ich feststellt, dass all diese Menschen verschwunden sind und der Ort nun verlassen ist. Aber statt Trauer, betont das lyrische Ich die fortwährende Wiederkehr des Frühlings, des Lebens und der Freude mit neuen Menschen. Es geht um das stetige Wechselspiel von Vergänglichkeit und Erneuerung, was zyklisch ist wie die Jahreszeiten und symbolisiert den unvermeidbaren Wandel des Lebens.
Das Gedicht besteht aus neun Strophen, jede mit vier Versen. Was die Form betrifft, so folgt Eichendorff keiner strengen Struktur oder einem festen Reimschema. Die Sprache des Gedichts ist lebendig und bildhaft, mit vielen natürlichen Metaphern und genauem Gebrauch von Adjektiven, die ein lebendiges und atmosphärisches Bild der Szenerie zeichnen.
Insgesamt reflektiert das Gedicht eine positive Sicht auf den Wandel und die Vergänglichkeit, indem es die immer wiederkehrende Schönheit des Lebens und der Natur betont. Es fordert dazu auf, den Moment zu genießen und das stete Fortschreiten des Lebens zu akzeptieren. Dabei wird bezeichnend auch das musikalische Element und der Gesang immer wieder hervorgehoben, welche ebenso unweigerlich einem Wandel unterliegen. Zugleich ist das Gedicht auch eine Betrachtung über das Dasein und die Gesellschaft, indem es Menschen als „Gäste“ bezeichnet, die kommen und gehen und somit austauschbar sind.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ablösung“ des Autors Joseph von Eichendorff. Der Autor Joseph von Eichendorff wurde 1788 geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Schriftstellern der Romantik zuwider. Sie stellten sich in ihren Schriften gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. In der Romantik finden sich unterschiedliche charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind bedeutende Motive. Aber auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unbeachtet. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 180 Wörter. Es baut sich aus 9 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Der Isegrimm“, „Der verliebte Reisende“ und „Die Heimat“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ablösung“ weitere 395 Gedichte vor.
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