An die Freunde von Joseph von Eichendorff

Der Jugend Glanz, der Sehnsucht irre Weisen,
Die tausend Ströme durch das duft'ge Land,
Es zieht uns all zu seinen Zauberkreisen.
Wem Gottesdienst in tiefster Brust entbrannt,
Der sieht mit Wehmut ein unendlich Reisen
Zu ferner Heimat, die er fromm erkannt;
Und was sich spielend wob als ird'sche Blume,
Wölbt still den Kelch zum ernsten Heiligtume.
 
So schauet denn das buntbewegte Leben
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Ringsum von meines Gartens heitrer Zinn,
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Daß hoch die Bilder, die noch dämmernd
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schweben
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Wo Morgenglanz geblendet meinen Sinn
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An eurem Blick erwachsen und sich heben.
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Verwüstend rauscht die Zeit darüber hin;
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In euren treuen Herzen neu geboren,
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Sind sie im wilden Strome unverloren.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An die Freunde“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An die Freunde“ stammt von dem deutschen Dichter Joseph von Eichendorff, der in der Zeit der Romantik von 1788 bis 1857 lebte. Dies ist wichtig zu erwähnen, weil es den historischen Kontext und das philosophische Denken in der Literatur dieses Zeitraums erklärt.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht von Gefühlen der Wehmut, Sehnsucht und Nostalgie getrieben zu sein, aber es hat auch eine erkennbare spirituelle Komponente. In den beiden Strophen finden wir eine Reflexion über die Flüchtigkeit der Jugend, die unstillbare Sehnsucht nach etwas Unaussprechlichem, und die Schönheit des Lebens, gemischt mit der Erkenntnis seiner vergänglichen Natur.

Inhaltlich durchwandert das lyrische Ich im ersten Teil des Gedichts eine Landschaft, die durch „Jugendglanz“, „Sehnsucht“, „tausend Ströme“ und „duft'ges Land“ gekennzeichnet ist. Dieses Szenerie zieht das lyrische Ich in ihre „Zauberkreise“ und spiegelt das starke Verlangen nach Verbindung mit der Natur und der Schöpfung wider, das ein typisches Merkmal der Romantik ist. „Wem Gottesdienst in tiefster Brust entbrannt“ deutet auf die innere geistliche Suche des Dichters hin, die sich auch in seinem höflich-frommen Wunsch nach einer „fernen Heimat“ zeigt.

Im zweiten Teil richtet das lyrische Ich seine Aufmerksamkeit auf das „buntbewegte Leben“ und die vergehende Zeit, die einen kontrastierenden Hintergrund bildet. Trotzdem führt diese Betrachtung nicht zur Verzweiflung; stattdessen erweckt sie eine tiefe Wertschätzung für die ehrlichen und treuen Herzen der Freunde, in denen die bedeutungsvollen Bilder des Lebens „neu geboren“ werden und jenseits der zerstörerischen Zeit weiter bestehen.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen, die erste mit acht und die zweite mit neun Versen, was eine unregelmäßige Form zeigt. Die Sprache von Eichendorff ist reich und bildhaft, gespickt mit Naturbildern und spirituellen Anspielungen, die eine Atmosphäre der Traumhaftigkeit und Mystik kreieren. Es gibt auch eine gewisse Verwendung von Reimen, was dazu beiträgt, eine melodische Qualität und einen rhythmischen Fluss im Gedicht zu erzeugen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „An die Freunde“ eine tiefsinnige Einladung von Eichendorff ist, die Schönheit des Lebens und die unzerstörbare Bindung der Freundschaft zu würdigen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „An die Freunde“ ist Joseph von Eichendorff. 1788 wurde Eichendorff geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Der Romantik vorausgegangen waren die Epochen der Weimarer Klassik und der Aufklärung. Die Literaturepoche der Romantik ist zeitlich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein einzuordnen. Besonders auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik hatte diese Epoche Auswirkungen. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Bedeutende Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, die Todessehnsucht oder das Nachtmotiv. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Quelle der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Kunst und Architektur des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das 106 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 17 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Abschied“, „Antwort“ und „Auch ein Gedicht?“. Zum Autor des Gedichtes „An die Freunde“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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