Aussicht von Joseph von Eichendorff

Komm zum Garten denn, du Holde!
In den warmen, schönen Tagen
Sollst du Blumenkränze tragen,
Und vom kühl kristallnen Golde
Mit den frischen, roten Lippen,
 
Eh ich trinke, lächelnd nippen.
Ohne Maß dann, ohne Richter,
Küssend, trinkend singt der Dichter
Lieder, die von selbst entschweben:
10 
Wunderschön ist doch das Leben!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Aussicht“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
50
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des vorliegenden Gedichts ist Joseph von Eichendorff, einer der bekanntesten Lyriker der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte. Das Gedicht stammt demnach aus dem 19. Jahrhundert, einer Zeit, in der Gefühle, Natur und das Subjektive im Mittelpunkt literarischer Werke standen.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen sehr leichten, fröhlichen und lebensbejahenden Eindruck. Es wird eine idyllische Szene, möglicherweise ein romantisches Treffen, in einem Garten während warmer Tage beschrieben.

In einfachen Worten ausgedrückt, handelt das Gedicht von einer Einladung an eine liebenswerte Person, gemeinsam im Garten Zeit zu verbringen. Dabei sollen Blumenkränze getragen und aus einem kühlen, „kristallenen“ Kelch getrunken werden. Es wird eine ausgelassene, sorglose Stimmung beschrieben, in der „ohne Maß“ und „ohne Richter“ geküsst, getrunken und gesungen wird. Dem Dichter entschweben dabei Lieder ganz von selbst. Die Schlusszeile fasst dieses Gefühl zusammen und stellt ein Loblied auf das Leben dar: „Wunderschön ist doch das Leben!„

Formal besteht das Gedicht aus zwei fünfzeiligen Strophen. Auf den ersten Blick scheint kein Reim erkennbar, was für Eichendorff eher untypisch wäre, da er meistens konventionelle Formen und Muster verwendet. Es könnte aber auch sein, dass die Verse in dieser Ausgabe leicht verändert wurden oder es sich um Auszüge handelt, was eine Analyse des Reimschemas erschwert.

Die Sprache des Gedichts ist romantisch und bildreich. Eichendorff verwendet Metaphern wie das „kühl kristallne Gold“, um auf poetische Weise das Trinkgefäß und möglicherweise auch den Inhalt zu beschreiben. Es herrscht ein Sinnesreichtum vor, der typisch für die Romantik ist. Farben („frische, rote Lippen“), Temperaturen („warmen, schönen Tagen“) und Aktionen (Trinken, Lächeln, Küssen, Singen, Tragen von Blumenkränzen) werden genannt und verleihen dem Gedicht eine lebendige, sinnliche Atmosphäre.

Die Aussage des lyrischen Ichs scheint eine Aufforderung zur Lebensfreude und Ausgelassenheit zu sein. Regeln und Konventionen spielen keine Rolle, das Hier und Jetzt und das direkte sinnliche Erleben stehen im Vordergrund. Damit lässt sich das Gedicht gut in die Epoche der Romantik einordnen, die gerade das Freisetzen von Gefühlen und die Flucht aus der Realität in eine idealisierte Welt der Phantasie und des Traums propagiert hat.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Aussicht“ des Autors Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1804 bis 1857 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis tief in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte umfangreiche Auswirkungen auf Literatur, Kunst, Musik und Philosophie jener Zeit. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Welt, die sich durch die einsetzende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. Bedeutende Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Weitere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Mysteriöse, Geheimnisvolle und galt als Ursprung der Liebe. Typische Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das vorliegende Gedicht umfasst 50 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 10 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff sind „In Danzig“, „Kurze Fahrt“ und „Lied“. Zum Autor des Gedichtes „Aussicht“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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