An eine Tänzerin von Joseph von Eichendorff

Kastagnetten lustig schwingen
Seh ich dich, du zierlich Kind!
Mit der Locken schwarzen Ringen
Spielt der sommerlaue Wind.
Künstlich regst du schöne Glieder,
Glühend-wild,
Zärtlich-mild
Tauchest in Musik du nieder
Und die Woge hebt dich wieder.
 
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Warum sind so blaß die Wangen,
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Dunkelfeucht der Augen Glanz,
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Und ein heimliches Verlangen
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Schimmert glühend durch den Tanz?
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Schalkhaft lockend schaust du nieder,
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Liebesnacht
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Süß erwacht,
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Wollüstig erklingen Lieder
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Schlag nicht so die Augen nieder!
 
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Wecke nicht die Zauberlieder
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In der dunklen Tiefe Schoß,
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Selbst verzaubert sinkst du nieder,
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Und sie lassen dich nicht los.
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Tödlich schlingt sich um die Glieder
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Sündlich Glühn,
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Und verblühn
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Müssen Schönheit, Tanz und Lieder,
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Ach, ich kenne dich nicht wieder!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.2 KB)

Details zum Gedicht „An eine Tänzerin“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
27
Anzahl Wörter
113
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht ist „An eine Tänzerin“ von Joseph von Eichendorff, der zur Epoche der Romantik gehört.

Beim ersten Durchlesen vermittelt das Gedicht unmittelbar eine aufgeladene, dynamische Atmosphäre, gefüllt mit Musik, Tanz und Romantik aber auch von Schmerz und Verlust.

Im ersten Teil des Gedichts beschreibt der lyrische Sprecher eine Tanzszene, in der eine junge Frau, die Tänzerin, schwungvoll und lebhaft mit ihren schönen Gliedern tanzt. Der Tanz wird von Sommerwind und Musik getragen, die die Tänzerin scheinbar mal sanft, mal wild hervorhebt und dann wieder verschluckt.

Im späteren Teil des Gedichts wird jedoch ein Wandel sichtbar: Eichendorff thematisiert die bleichen Wangen und dunklen, feuchten Augen der Tänzerin, was auf Traurigkeit und Schmerz hindeutet. Ihr Tanz scheint von einem „heimlichen Verlangen“ und einer Art Verführung oder Zauberei beseelt zu sein, die schließlich zur ihrer Vernichtung führen.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils neun Versen. In jedem Vers wechseln sich betonte und unbetonte Silben ab, was dem Gedicht einen rhythmischen Fluss gibt, der den Tanz und die Musik widerspiegelt. Zudem verwendet Eichendorff eine Metaphorik, die Natur und Emotion miteinander verknüpft und die Schönheit, aber auch die Dunkelheit des Tanzes hervorhebt.

Eichendorff's Sprache ist bildreich und emotional. Er bedient sich einerseits romantischen Bildern wie „Locken schwarzen Ringen“, „sommerlauen Wind“ und „Woge“, um die Schönheit und Lebendigkeit des Tanzes darzustellen, andererseits verwendet er negative Konnotationen wie „Zauberlieder“, „tödlich“, „sündlich“ oder „verblühn“, um die dunklere Seite des Tanzes zu zeigen, die die Tänzerin scheinbar zerstört und verändert hat.

Zusammenfassend ist „An eine Tänzerin“ ein typisches Beispiel für die Romantik: Auf der einen Seite liegt der Fokus auf Schönheit, Natur und intensiven Emotionen, auf der anderen Seite wird jedoch auch die dunklere, schmerzhaftere Seite der Liebe und Leidenschaft thematisiert. Der Wandel vom positiven, lebensbejahenden ersten Teil zum traurigen, todbringenden zweiten Teil könnte als ein Hinweis auf die Vergänglichkeit gesehen werden - ein typisches Thema für Eichendorff und die Romantik.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „An eine Tänzerin“ ist Joseph von Eichendorff. 1788 wurde Eichendorff geboren. Im Zeitraum zwischen 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Aber auch die Gebiete Geschichte, Philosophie und Theologie sowie Medizin und Naturwissenschaften waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Schriftsteller der Romantik in Auflösung begriffen. In der Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind bedeutende Motive. Aber auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unbeachtet. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das 113 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 27 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Lied“, „Mondnacht“ und „Morgengebet“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An eine Tänzerin“ weitere 395 Gedichte vor.

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