Lieder von Joseph von Eichendorff
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Frisch eilt der helle Strom hinunter. |
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Drauf ziehn viel bunte Schifflein munter, |
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Und Strom und Schiff und bunte Scheine, |
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Sie fragen alle: was ich weine? |
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Mir ist so wohl, mir ist so weh, |
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Wie ich den Frühling fahren seh. |
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Viel Lenze sitz ich schon da oben, |
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Ein Regenbogen steht im Land erhoben |
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Und durch die Täler, Wiesen, Wogen |
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Still, wie ein fernes Lied, gezogen, |
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Schifft immerfort dein himmlisch Bild |
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Doch Strom und Schiff nie stille hielt. |
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Denk ich dein, muß bald verwehen |
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Alle Trübnis weit und breit |
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Und die frischen Blicke gehen |
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Wie in einen Garten weit. |
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Wunderbare Vögel wieder |
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Weiden dort auf grüner Au, |
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Einsam Engel, alte Lieder |
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Ziehen durch den Himmel blau. |
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Wolken, Ströme, Schiffe, alle |
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Segeln in die Pracht hinein |
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Keines kehrt zurück von allen, |
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Und ich stehe so allein. |
Details zum Gedicht „Lieder“
Joseph von Eichendorff
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26
133
1788 - 1857
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Lieder“ wurde vom deutschen Lyriker und Dramatiker Joseph von Eichendorff verfasst, der in der Epoche der Romantik wirkte (1788-1857).
Auf den ersten Blick zeigt das Gedicht eine lebhafte und farbenfrohe Szenerie, jedoch mit einem Hauch von Melancholie und Sehnsucht aus der Perspektive des lyrischen Ich.
Im allgemeinen lädt das Gedicht den Leser ein, eine beobachtete Flusslandschaft von oben zu betrachten. Mehrere farbenfrohe Schiffe ziehen stromabwärts. Das lyrische Ich bemerkt, dass die Schiffe und der Fluss seine Tränen zu bemerken scheinen, was auf eine innere Traurigkeit trotz der Schönheit des Frühlings hindeutet. In den folgenden Strophen reflektiert das lyrische Ich über die vergangene Zeit, die es an diesem Ort verbracht hat, und beschreibt ein himmlisches Bild, das konstant, aber unerreichbar erscheint. Es zeigt seine Wertschätzung für die Schönheit der Natur und der Erinnerung, während es gleichzeitig die Einsamkeit hervorhebt, die es empfindet.
Das lyrische Ich drückt eine komplexe Emotion von Freude und Schmerz aus: Es freut sich über die Schönheit der Natur, fühlt jedoch gleichzeitig den Schmerz der Einsamkeit und des Vergehens der Zeit.
Sprachlich benutzt Eichendorff in diesem Gedicht Metapher und Personifikation. Die wortmalenden Beschreibungen der Natur, wie der bunte Strom, die Schiffe und andere Elemente, bringen das Gedicht zum Leben. Der Vers „Mir ist so wohl, mir ist so weh,“ ist eine paradoxonähnliche Aussage, die die gemischten Gefühle des lyrischen Ichs veranschaulicht.
Die Struktur ist eher unkonventionell, mit unregelmäßigen Strophen von vier bis sieben Versen. Es folgt kein strenges Reimschema auch, was auf die Freiheit und Unvorhersehbarkeit der Natur und des Lebens hindeuten könnte.
Insgesamt betont das Gedicht „Lieder“ sowohl die Schönheit als auch die flüchtige Natur des Lebens, und bringt dabei die Emotionen von Freude und Melancholie, die das lyrische Ich empfindet, deutlich zum Ausdruck.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Lieder“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Romantik lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Literaturepoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Als Merkmale der Literatur der Romantik sind die Verklärung des Mittelalters, die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Wichtige Symbole der Romantik sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die äußere Form von romantischer Literatur ist völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.
Das Gedicht besteht aus 26 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 133 Worte. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Kurze Fahrt“, „Lied“ und „Mondnacht“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Lieder“ weitere 395 Gedichte vor.
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