Parole von Joseph von Eichendorff

Sie stand wohl am Fensterbogen
Und flocht sich traurig ihr Haar,
Der Jäger war fortgezogen,
Der Jäger ihr Liebster war.
 
Und als der Frühling gekommen,
Die Welt war von Blüten verschneit,
Da hat sie ein Herz sich genommen
Und ging in die grüne Heid.
 
Sie legt das Ohr an den Rasen,
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Hört ferner Hufe Klang
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Das sind die Rehe, die grasen
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Am schattigen Bergeshang.
 
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Und abends die Wälder rauschen,
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Von fern nur fällt noch ein Schuß,
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Da steht sie stille, zu lauschen:
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»Das war meines Liebsten Gruß!«
 
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Da sprangen vom Fels die Quellen,
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Da flogen die Vöglein ins Tal.
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»Und wo ihr ihn trefft, ihr Gesellen,
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Grüßt mir ihn tausendmal!«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Parole“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
110
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Parole“ stammt vom deutschen Dichter Joseph von Eichendorff, der im 19. Jahrhundert lebte. Eichendorff zählt zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen Romantik, was sich auch in diesem Gedicht widerspiegelt.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und sehnsuchtsvoll. Es erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die auf die Rückkehr ihres geliebten Jägers wartet. Die Frau scheint traurig und verloren, da ihr Liebster fortgezogen ist. Mit dem Kommen des Frühlings nimmt sie ein Herz und begibt sich in die Natur. Sie hört auf die Geräusche der Natur, vermutlich in der Hoffnung, ein Zeichen von ihrem Geliebten zu hören oder zu sehen. Die Erwähnung der fernen Hufe, der grasenden Rehe und des abendlichen Waldgeräuschs symbolisieren ihre Verehrung für die Natur und ihre Verbundenheit mit ihrem Geliebten. Der Schuss, der aus der Ferne fällt, wird als Gruß ihres Liebsten gesehen, was eine romantisierte idealisierte Vorstellung von der Natur und der Liebe offenbart.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um die Sehnsucht und die Hoffnung, die Liebe und das Warten auf den Geliebten, die Verbundenheit mit der Natur und die kraftvolle Stärke der Gefühle. Das lyrische Ich, die Frau, drückt ihre tiefe Sehnsucht nach ihrem Geliebten, dem Jäger aus und glorifiziert ihn durch ihr Warten und ihre Lehre in der Natur.

In Bezug auf die Form und die Sprache des Gedichts handelt es sich um eine eher traditionelle Form. Jede der fünf Strophen besteht aus vier Versen und das lyrische Ich verwendet immer wieder Naturbilder, um die eigenen Gefühle und die Situation zu beschreiben. Eichendorffs Sprache ist dabei klar und einfach, aber gleichzeitig poetisch und symbolbeladen.

Insgesamt porträtiert das Gedicht eine romantisierte Sicht auf die Natur und die Liebe und gibt Einblicke in die Emotionen und Hoffnungen des lyrischen Ichs. Durch die Verwendung aussagekräftiger Naturbilder verleiht Eichendorff dem Gedicht Tiefe und Emotionalität.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Parole“ des Autors Joseph von Eichendorff. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. Im Zeitraum zwischen 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis spät in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte Auswirkungen auf Literatur, Kunst, Musik und Philosophie jener Zeit. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Schriften gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Die zentralen Motive der Literatur der Romantik sind das Schaurige, Leidenschaftliche, Unterbewusste, Fantastische, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Romantiker sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das 110 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Kurze Fahrt“, „Lied“ und „Mondnacht“. Zum Autor des Gedichtes „Parole“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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