Blanka von Joseph von Eichendorff

»Blanker seid Ihr, meine Herrin,
Blanker, als der Sonne Strahl!
Einmal sorglos möcht ich schlafen
Ohne Waffen diese Nacht,
Denn wohl sieben lange Jahre
Legt ich nicht die Rüstung ab,
Dunkler schon als ruß'ge Kohlen
Ist mein junger Leib vom Stahl.«
 
»Ruhet diese Nacht nur, Ritter,
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Schlaft entwaffnet ohne Arg,
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Denn der Graf ist fern im Walde,
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Jagend über Berg und Tal.
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Wollt, der Sturm zerriss' die Hunde
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Und der Adler ihm den Falk,
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Und die Berg, im Grunde wankend,
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Stürzten ihn vom Fels herab!«
 
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Drauf, heimkehrend aus dem Walde,
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Trat ins Zimmer ihr Gemahl:
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»Was hier einsam sinnt Ihr, Dame?
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Euer Stamm ist voll Verrat.«
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»Herr, ich kämme meine Locken,
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Kämme sie mit großem Gram,
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Weil Ihr so allein mich lasset,
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Draußen schweifend auf der Jagd. -«
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»Diese Worte, schöne Blanka,
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Haben einen falschen Klang,
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Wessen ist das Roß im Hofe,
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Dessen Wiehern dort erschallt?«
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»Meines Vaters Rößlein ist es,
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Das er Euch geschickt zur Jagd.«
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»Wessen sind die blanken Waffen,
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Die ich leuchten sah im Gang?«
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»Herr, 's sind meines Bruders Waffen,
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Euch hat er sie heut gesandt.«
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»Wessen ist die fremde Lanze,
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Die dort herblinkt von der Wand?«
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»Nehmt sie rasch und stoßt mich nieder,
38 
Das verdien ich, guter Graf!«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.8 KB)

Details zum Gedicht „Blanka“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
38
Anzahl Wörter
203
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Blanka“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, einem bedeutenden Vertreter der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte. Seine Werke sind für ihre Natur- und Sehnsuchtsmotive bekannt und thematisieren oft die Freiheit des Einzelnen.

Das Gedicht erzählt eine dramatische und tragische Liebesgeschichte in Form eines Dialogs und hinterlässt beim ersten Lesen einen starken Eindruck. Es geht um eine Frau, Blanka, deren Schönheit von einem Ritter bewundert und begehrt wird. Er ist seit sieben Jahren als Krieger unterwegs und sehnt sich danach, eine Nacht ohne Rüstung zu verbringen. In der zweiten Strophe antwortet Blanka. Sie verspricht ihm eine friedliche Nacht, da ihr Ehemann, der Graf, unterwegs ist. Sie wünscht, dass der Graf durch einen Unfall stirbt; sie begehrt offensichtlich den Ritter.

In der dritten Strophe kehrt jedoch der Graf überraschend zurück. Die folgenden Verse offenbaren ein Spiel mit Lügen und Verdächtigungen. Der Graf fragt nach dem Eigentümer des Pferdes im Hof, der Waffen im Gang und der Lanze an der Wand - deutliche Hinweise auf den Ritter. Blanka versucht, seinen Verdacht durch Lügen zu entkräften, doch am Ende bittet sie den Grafen, sie mit der Lanze zu töten - ein Zeichen für ihren Kummer und ihre Schuld.

In Form und Sprache zeigt das Gedicht die typischen Merkmale der Romantik und besonders von Eichendorffs Werken. Die Verse variieren in Länge, haben jedoch alle einen einfachen, fließenden Rhythmus und legen ihren Fokus auf das erzählende Element. Der Dialog ist in recht einfachem, direktem Deutsch gehalten, was den dramatischen Effekt noch verstärkt.

Die Sprache enthält zudem bildhafte Vergleiche und zahlreiche Symbole, die Emotionen und Spannung hervorrufen: so wird Blankas Schönheit mit dem Sonnenstrahl verglichen und der Ritter drückt seine Erschöpfung und Sehnsucht aus, indem er seine Rüstung ablegt.

Zusammenfassend ist „Blanka“ ein dramatisches und emotional reiches Gedicht, das die tragische Geschichte einer verbotenen Liebe in einem mittelalterlichen Kontext erzählt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Blanka“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 zeitlich eingeordnet werden. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Epoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. Als Merkmale der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Bedeutende Symbole sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das 203 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 38 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff sind „Der verliebte Reisende“, „Die Heimat“ und „In Danzig“. Zum Autor des Gedichtes „Blanka“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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