Ostern von Joseph von Eichendorff

Vom Münster Trauerglocken klingen,
Vom Tal ein Jauchzen schallt herauf.
Zur Ruh’ sie dort dem Toten singen,
Die Lerchen jubeln: Wache auf!
Mit Erde sie ihn still bedecken,
Das Grün aus allen Gräbern bricht,
Die Ströme hell durchs Land sich strecken,
Der Wald ernst wie in Träumen spricht,
Und bei den Klängen, Jauchzen, Trauern,
10 
So weit ins Land man schauen mag,
11 
Es ist ein tiefes Frühlingsschauern
12 
Als wie ein Auferstehungstag.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Ostern“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
70
Entstehungsjahr
1833
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Ostern“ stammt von dem Dichter Joseph von Eichendorff. Eichendorff lebte von 1788 bis 1857 und ist somit der Epoche der Romantik zuzuordnen.

Auf den ersten Eindruck ergibt sich das Bild einer Landschaft im Wechselspiel zwischen Trauer und Freude, zwischen Tod und Wiedergeburt, das eng mit der Osterthematik verbunden ist.

Inhaltlich gesehen beschreibt das lyrische Ich die scheinbar widersprüchlichen Geräusche und Bilder, die es wahrnimmt. Es hört Trauerglocken vom Münster, die für einen Toten läuten, aber gleichzeitig ein fröhliches Jauchzen aus dem Tal. Während der Verstorbene zur Ruhe gelegt und mit Erde bedeckt wird, durchbricht frisches Grün die Gräber und die Ströme fließen lebendig durch das Land. Auch der Wald wirkt, als würde er etwas sagen. All diese Eindrücke – das Läuten der Glocken, das Jauchzen, das Erblühen der Natur und die Stille des Waldes – erwecken das Gefühl eines tiefen Frühlingsschauerns und lassen den Tag wie einen Tag der Auferstehung erscheinen.

Das lyrische Ich betont damit die Zyklen des Lebens und des Todes, die in der Osterzeit speziell zum Ausdruck kommen: das Sterben (Totenglocken, Grab) und die Wiedergeburt (Frühling, Jauchzen, Auferstehungstag).

Die Form des Gedichts ist gekennzeichnet durch einen regelmäßigen Rhythmus und Reim (abcb), der die Harmonie der Natur und der wiederkehrenden Lebenszyklen widerspiegelt. Die Sprache des Gedichts ist reich an metaphorischen Bildern und Kontrasten, die die verschiedenen Aspekte des Lebens und Sterbens hervorheben. Dazu gehört die Metapher vom „Frühlingsschauern“ als Bild für das Erwachen des Lebens und die sinnlichen Beschreibungen der Landschaft, die eine Atmosphäre der Hoffnung und Erneuerung vermitteln. Der Gebrauch der Verben in der Gegenwart lässt die Szene lebendig und aktuell erscheinen, wobei die Erwähnung des Aufwachens und der Auferstehung eine eher religiöse Konnotation hat.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ostern“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1833 zurück. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Auch die Gebiete Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Medizin und Naturwissenschaften waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Epoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Als Merkmale der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen zu benennen. Bedeutende Symbole der Romantik sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das 70 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Lied“, „Mondnacht“ und „Morgengebet“. Zum Autor des Gedichtes „Ostern“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Das Video mit dem Titel „Joseph von Eichendorff: OSTERN (Gedicht zu Ostern)“ wurde auf YouTube veröffentlicht. Unter Umständen sind 2 Klicks auf den Play-Button erforderlich um das Video zu starten.

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Joseph von Eichendorff

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Joseph von Eichendorff und seinem Gedicht „Ostern“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff (Infos zum Autor)

Zum Autor Joseph von Eichendorff sind auf abi-pur.de 395 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.