Wohl rief ich sanft dich an mein Herz von Theodor Storm

Wohl rief ich sanft dich an mein Herz,
Doch blieben meine Arme leer;
Der Stimme Zauber, der du sonst
Nie widerstandest, galt nicht mehr.
 
Was jetzt dein Leben füllen wird,
Wohin du gehst, wohin du irrst,
Ich weiß es nicht; ich weiß allein,
Daß du mir nie mehr lächeln wirst.
 
Doch kommt erst jene stille Zeit,
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Wo uns das Leben läßt allein,
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Dann wird, wie in der Jugend einst,
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Nur meine Liebe bei dir sein.
 
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Dann wird, was jetzt geschehen mag,
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Wie Schatten dir vorübergehn,
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Und nur die Zeit, die nun dahin,
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Die uns gehörte, wird bestehn.
 
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Und wenn dein letztes Kissen einst
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Beglänzt ein Abendsonnenstrahl,
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Es ist die Sonne jenes Tags,
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Da ich dich küßte zum erstenmal.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Wohl rief ich sanft dich an mein Herz“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
118
Entstehungsjahr
1817 - 1888
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wohl rief ich sanft dich an mein Herz“ wurde von Theodor Storm, einem deutschen Schriftsteller, verfasst, der im 19. Jahrhundert lebte. Beim ersten Lesen macht das Gedicht einen melancholischen und reflektierenden Eindruck. Es scheint, als wäre das lyrische Ich von großer Traurigkeit und Verzweiflung erfüllt und beklage den Verlust einer geliebten Person.

Inhaltlich handelt das Gedicht von der unerwiderten Liebe des lyrischen Ichs zu einer anderen Person, die sich jedoch zu verändern und sich vom lyrischen Ich entfernen scheint. In den ersten beiden Strophen spricht das lyrische Ich seinen Kummer aus, den es empfindet, da die Beziehung nicht mehr existiert und die geliebte Person nicht mehr zu ihm/zurückkehrt. In der dritten und vierten Strophe reflektiert das lyrische Ich das Leben nach dem Tod und die Bedeutung der Vergangenheit. Es drückt die Hoffnung aus, dass in einer zukünftigen, 'stillen' Zeit die Liebe zurückkehren wird und die Vergangenheit bestand haben wird. In der letzten Strophe fantasieren das Ich über den Moment des Todes der geliebten Person und verbindet diesen mit einer positiven Erinnerung aus der Vergangenheit, dem ersten gemeinsamen Kuss.

Formal besteht das Gedicht aus fünf gleichmäßigen Strophen, die jeweils vier Verse enthalten. Die Sprache ist eher einfach und direkt, jedoch tiefgründig und emotional. Der Rhythmus des Gedichts ist gleichmäßig und vermittelt eine ruhige, aber traurige Stimmung. Es enthält viele bildhafte Ausdrücke und Metaphern, die den emotionalen Zustand des lyrischen Ichs effektiv vermitteln, wie zum Beispiel „Die Zeit, die nun dahin“ oder „Abendsonnenstrahl“. Als Vertreter der Spätromantik verwendet Storm eine sehr persönliche und, auf Gefühle fokussierte Sprache.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Theodor Storm in „Wohl rief ich sanft dich an mein Herz“ auf eindrucksvolle Weise das Gefühl der unerwiderten Liebe und den Schmerz über eine verlorene Beziehung vermittelt. Das Gedicht zeichnet das Bild einer tiefen emotionalen Bindung, die trotz physischer Trennung weiterhin besteht und bis über den Tod hinaus Bestand hat.

Weitere Informationen

Theodor Storm ist der Autor des Gedichtes „Wohl rief ich sanft dich an mein Herz“. 1817 wurde Storm in Husum geboren. In der Zeit von 1833 bis 1888 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Storm ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 118 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Der Dichter Theodor Storm ist auch der Autor für Gedichte wie „Loose“, „Oktoberlied“ und „Von Katzen“. Zum Autor des Gedichtes „Wohl rief ich sanft dich an mein Herz“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 131 Gedichte vor.

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