Storm, Theodor - Der Schimmelreiter (Buchvorstellung)
Theodor Storm, Inhaltsangabe, Hauke Haien, Persönliche Eindrücke und Kommentare, Kernsatz, Referat, Hausaufgabe, Storm, Theodor - Der Schimmelreiter (Buchvorstellung)
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Referat
Buchvorstellung zu „Der Schimmelreiter“ von Theodor Storm
ISBN: 315006015X
Verlag: Reclam
Erscheinungsdatum: Januar 1988
Seiten: 145
Preis: 3,10 €
Inhaltsangabe und Kernsatz
Die von Theodor Storm verfasste Novelle „Der Schimmelreiter“ handelt von dem Lebenslauf des Hauke Haien, dessen Interesse seit jeher dem Deichbau gilt und der dadurch innovative Grundlagen für einen verbesserten Deichbau schafft, was ihm jedoch durch die Skepsis und den Neid seiner traditionsverharrenden Mitmenschen zum Verhängnis wird.
Hauke Haien wächst um etwa 1850 bescheiden bei seinem Vater in Nordfriesland auf, wo er schon früh sein Interesse für Mathematik und den aus seiner Sicht verbesserungswürdigen Deichbau entdeckt. Mit 14 Jahren tritt er eine Stelle als Kleinknecht beim Deichgrafen Tede Volkerts an, für welchen Hauke in den vielen Dienstjahren zu einem nützlichen Gehilfen und Berater wird. Außerdem findet er zunehmend Gefallen an dessen Tochter Elke Volkerts, mit welcher er sich schließlich auch verlobt. Dies geschieht allerdings zum Missfallen des Großknechts Ole Peters, Haukes Feind und Hauptkonkurrent.
Nach dem Tod des Deichgrafen geht Haukes Lebenstraum schließlich in Erfüllung und er wird zu dessen Nachfolger ernannt, was ihm jedoch nur durch seine Heirat mit Elke gelingt. Diese bringt auch schon bald ihre gemeinsame Tochter Wienke zur Welt, wodurch Haukes Leben eigentlich nichts mehr hinzuzufügen wäre, wenn es da nicht den allgemeinen Groll gegenüber ihm von den Dorfbewohnern gäbe, die bewusst von Ole Peters gegen ihn aufgewiegelt werden.
Der Unmut der Bauern wächst vor allem durch Haukes innovative Pläne bezüglich des Deichbaus, welche zwar eine enorme Finanz- und Arbeitsbelastung bedeuten, aber auch eine erhebliche Sicherheit vor den Fluten versprechen. Der neuernannte Deichgraf kann seine Neuerungen trotz der wenigen Zustimmung in der Bevölkerung letztlich aber durchsetzten und die Deicharbeiten beginnen. Hierbei kommt es allerdings immer wieder zu Unruhen, welche von Ole Peters geschürt werden, der den Aberglauben der Dorfbewohner ausnutzt. Auch die verschiedensten Gerüchte gehen über Hauke Haien um, insbesondere als dieser einen abgemagerten Schimmel gesund pflegt und fortan reitet. Diesem wird nämlich nachgesagt ein Geisterpferd zu sein, wodurch Hauke für seine Mitmenschen unheimlich wird und er sich mit seiner Familie mehr und mehr von den restlichen Bewohnern absondert.
Als er dann jedoch sein Vorhaben, die alten Deiche ebenfalls nach dem neuen Modell zu verbessern, verkündet, scheitert er kläglich am Widerwillen seiner Mitmenschen, die sich nicht von ihren althergebrachten Methoden lösen wollen, und muss sich mit einer Reparatur nach altem Muster einverstanden erklären. Nach dieser Entscheidung dauert es nicht lange, bis eine schwere Sturmflut über die Küste hereinbricht. Der von Hauke Haien entworfene und durchgesetzte Deich hält den Angriffen der Nordsee nach wie vor stand, doch der angrenzende, nach alter Art reparierte Deich bricht. Daher eilt Hauke zum Ort des Geschehens, wohin ihm Elke und Wienke folgen und unglücklicherweise von den Fluten mitgerissen werden. In dieser Notsituation erkennt Hauke, dass ihn nichts mehr hält, was lebenswert erscheinen könnte, und stürzt sich ebenfalls mit seinem Schimmel in die See.
Persönliche Eindrücke und Kommentare
Die Novelle "Der Schimmelreiter" ist in einer deutlichen, leicht verständlichen Sprache verfasst und der Autor erzählt stets in kurzen und klar gegliederten Sätzen, die es dem Leser leicht machen, der Handlung zu folgen. Ich denke dies ist jedoch nicht der einzige Grund für Storms lakonische Wortwahl. Vielmehr entspricht dies auch dem damaligen Leben an der Nordseeküste, das wenig Raum für Unnötiges gelassen und den ständigen Kampf gegen die Natur und deren Unberechenbarkeit zum Mittelpunkt gemacht hat. Diese Lebenseinstellung setzt sich daher eindeutig im Gebrauch der Sprache fort, die schlicht, treffend und ohne Verzierungen ist.
Der inhaltliche Aufbau weist jedoch im Gegensatz dazu eine wesentlich aufwendigere Struktur auf. Hierbei hat Theodor Storm die Geschichte in eine zweifache Rahmenhandlung eingebettet. Zunächst begegnet dem Leser als Erzähler der Autor selbst. Dieser wiederum stößt in einer Zeitung auf die Geschichte vom Schimmelreiter. Als nächstes tritt nun der betreffende Redakteur als Ich-Erzähler auf und berichtet, wie ihm, nachdem er dem Geist des Schimmelreiters begegnet ist, die eigentliche Sage des Hauke Haien von einem Schulmeister erzählt wird.
Bei den Charakteren gelingt Theodor Storm eine sehr realistische und authentische Darstellung, weshalb es dem Leser äußerst leicht fällt, sich in die Geschichte hineinzuversetzen. Auch fragt man sich selbst dadurch immer wieder, ob so eine detailliert geschilderte Novelle tatsächlich nur der Phantasie eines Autors entsprungen sein kann.
Beeindruckt bin ich natürlich vor allem von dem Protagonisten Hauke Haien gewesen, der von klein auf ein unbändiges Interesse für den Deichbau aufweist. Insbesondere, weil dies allein seiner Eigeninitiative entspringt und in keinster Weise durch beispielsweise seinen Vater hervorgerufen worden ist. Darin drückt sich meiner Meinung nach Haukes Berufung zum Deichgrafen aus. Diesem Beruf widmet er sich schließlich auch leidenschaftlich und lässt sich von Anfang an nicht von diesem Ziel abbringen. Diese Beharrlichkeit zieht sich durch die ganze Handlung hindurch und hinterlässt bei dem Leser Spuren, die zum Nachdenken anregen. Man kann also auch hilfreiche Aspekte auf das eigene Leben übertragen, was ein positiver Gesichtspunkt eines Buches ist.
„Der Schimmelreiter“ weist aber auch gesellschaftskritische Ansätze auf. Denn es werden hier zwei große und auch in der heutigen Zeit weitverbreitete menschliche Makel zum Ausdruck gebracht: Neid und Vorurteile. Zwei Faktoren, denen wir tagtäglich begegnen und die wir daher meist nicht mehr als allgegewärtig empfinden. Sie werden zu etwas Alltäglichem und dadurch unsichtbar. Doch mit diesem Buch wird der Leser wachgerüttelt und seine Aufmerksamkeit genau auf diese beiden Aspekte gelenkt. Mir wurde dies wirklich ins Bewusstsein gerufen und ich habe gemerkt in wie vielen, vielleicht auch unbedeutenden Situationen, Neid und Vorurteile sich versteckt halten. Wenn man diese Novelle also nicht nur oberflächlich liest, sondern als einen ernsthaften Denkanstoß nutzt, kann sie einem zur Erkenntnis verhelfen, dass Dinge, nur weil man sie nicht versteht oder kennt, nicht auch gleich falsch sein müssen und dass Missgunst sowohl für den Neider als auch für den Beneideten nur eine unnötige Belastung darstellt. Diese beiden Betrachtungsweisen sollten nicht unterschätzt werden, sondern, so meine ich, viel mehr Menschen vor Augen gehalten werden, weshalb der „Schimmelreiter“ eine sehr empfehlenswerte Lektüre ist.
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