Abseits von Theodor Storm
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Es ist so still; die Haide liegt |
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Im warmen Mittagssonnenstrahle, |
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Ein rosenrother Schimmer fliegt |
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Um ihre alten Gräbermale; |
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Die Kräuter blüh’n; der Haideduft |
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Steigt in die blaue Sommerluft. |
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Laufkäfer hasten durchs Gesträuch |
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In ihren goldnen Panzerröckchen, |
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Die Bienen hängen Zweig um Zweig |
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Sich an der Edelhaide Glöckchen; |
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Die Vögel schwirren aus dem Kraut – |
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Die Luft ist voller Lerchenlaut. |
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Ein halbverfallen, Schindelhaus |
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Steht einsam hier und sonnbeschienen; |
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Der Käthner lehnt zur Thür hinaus, |
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Behaglich blinzelnd nach den Bienen; |
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Sein Junge auf dem Stein davor |
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Schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr. |
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Kaum zittert durch die Mittagsruh |
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Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten; |
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Dem Alten fällt die Wimper zu, |
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Er träumt von seinen Honigernten. |
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– Kein Klang der aufgeregten Zeit |
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Drang noch in diese Einsamkeit. |
Details zum Gedicht „Abseits“
Theodor Storm
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121
1847
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Abseits“ stammt vom deutschen Dichter Theodor Storm, einem wichtigen Vertreter der literarischen Strömung des Realismus. Der Lyriker lebte von 1817 bis 1888, das Gedicht ist daher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts anzusiedeln.
Das Gedicht ruft eine friedvolle, idyllische und naturverbundene Szenerie hervor. Es zeichnet das Bild einer ländlichen Gegend zur Mittagszeit im Sommer. Eine besondere Stille und Ruhe kennzeichnet die Landschaft.
Inhaltlich beschreibt das Gedicht verschiedene Naturszenen: Eine besonnte Heide, auf der Kräuter blühen (1. Strophe), die emsigen Insekten und Vögel, die ihre jeweiligen Tätigkeiten ausführen (2. Strophe), ein alter Bauer, der in der Sonne vor seinem Haus sitzt und träumt (3. und 4. Strophe). Hierbei scheint das lyrische Ich mehr der beobachtende und beschreibende Teil des Gedichts zu sein, der hauptsächlich die Schönheit und Ruhe der Natur hervorhebt.
Die Form ist geprägt durch eine klare und strikte Struktur: das Gedicht besteht aus vier Strophen mit je sechs Versen. Diese Symmetrie unterstützt die ruhige, beständige Atmosphäre, die durch den Inhalt entsteht. Die Sprache ist bildhaft und sinnlich, wobei häufig Natursymbole verwendet werden, wie zum Beispiel die „warmen Mittagssonnenstrahle“ oder „die goldnen Panzerröckchen“ der Käfer. Die poetische Sprache kombiniert mit der ruhigen Erzählung erzeugt eine harmonische, nahezu meditative Stimmung.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Abseits“ von Theodor Storm eine idyllische und friedliche Landleben-Szenerie malt, die eine Auszeit von der „aufgeregten Zeit“ darstellt. Es könnte als Wertschätzung und Sehnsucht nach der Natur und der Ruhe interpretiert werden, eine Abkehr von der Hektik und Unruhe der modernen Welt. Die Bildhaftigkeit und Symbolik unterstreichen diese Botschaft und laden den Leser dazu ein, sich in die dargestellte Welt zu versenken.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Abseits“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Theodor Storm. Im Jahr 1817 wurde Storm in Husum geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1847 entstanden. Erschienen ist der Text in Altona. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Storm ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 121 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Oktoberlied“, „Von Katzen“ und „Weihnachtslied“ sind weitere Werke des Autors Theodor Storm. Zum Autor des Gedichtes „Abseits“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 131 Gedichte vor.
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