Der neue Rattenfänger von Joseph von Eichendorff

1	Juchheisa! und ich führ den Zug
2	Hopp über Feld und Graben.
3	Des alten Plunders ist genug,
4	Wir wollen neuen haben.
5	Was! wir gering? Ihr vornehm, reich?
6	Planierend schwirrt die Schere,
7	Seid Lumps wie wir, so sind wir gleich,
8	Hübsch breit wird die Misere!
9	Das alte Lied, das spiel ich neu,
10	Da tanzen alle Leute,
11	Das ist die Vaterländerei,
12	O Herr, mach uns gescheute!

Details zum Gedicht „Der neue Rattenfänger“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der neue Rattenfänger“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, einem der wichtigsten Vertreter der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte. Daher kann das Gedicht zeitlich in die Epoche der Romantik eingeordnet werden.

Beim ersten Lesen fällt der fröhliche und leichte Ton des Gedichts auf, der durch die Worte „Juchheisa!“ und „Hopp über Feld und Graben“ eingeführt wird.

Das lyrische Ich nimmt in dem Gedicht die Rolle des Rattenfängers ein, der mit einer attraktiven Melodie Ratten und Kinder hinter sich her zieht. Es bringt die Bereitschaft zum Ausdruck, Altes hinter sich zu lassen und Neues anzustreben („Des alten Plunders ist genug, / Wir wollen neuen haben“). In der zweiten Strophe drückt es den Wunsch nach Gleichheit und Ausgleich zwischen Arm und Reich aus („Was! wir gering? Ihr vornehm, reich?... Seid Lumps wie wir, so sind wir gleich“). Die dritte Strophe offenbart dann, dass mit dem „Alten“, das hinter sich gelassen wird, die alten Werte und Traditionen gemeint sind („Das alte Lied, das spiel ich neu“). Hier wird auch ein kritischer Kommentar auf diejenigen gegeben, die blind diesen Werten folgen („O Herr, mach uns gescheute!„- was so viel bedeutet wie „Herr, mach uns klug!“ oder „Herr, lass uns nachdenken!“).

Die Form des Gedichts ist simpel und regular, bestehend aus drei vierzeiligen Strophen. Die Sprache ist klar und direkt, geprägt von Volksliedern und Volkssprache. Es sind keine komplizierten Metaphern oder verschlüsselten Botschaften zu finden, der Text ist leicht verständlich. Jedoch enthält es trotz seiner Einfachheit tiefsinnige Themen wie Gesellschaftskritik und die Reflexion über den Wertewandel.

Fazit ist, dass das lyrische Ich in Eichendorffs „Der neue Rattenfänger“ als Vermittler zwischen den gesellschaftlichen Schichten und Generationen fungiert und für eine Revision alter Werte und Traditionen aufruft. In seiner Rolle als Rattenfänger fordert es diejenigen, die ihm folgen, dazu auf, ihre Einstellungen zu überdenken und offen für das Neue zu sein.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der neue Rattenfänger“ ist Joseph von Eichendorff. Der Autor Joseph von Eichendorff wurde 1788 geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis tief in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte umfangreiche Auswirkungen auf Literatur, Musik, Philosophie und Kunst jener Zeit. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Welt, die sich durch die beginnende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. In der Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unbeachtet. Die äußere Form von romantischer Literatur ist völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 63 Worte. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Abschied“, „Antwort“ und „Auch ein Gedicht?“. Zum Autor des Gedichtes „Der neue Rattenfänger“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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