Beschluß deß XXIII. Jahrs von Andreas Gryphius

IN Angst / in trüber Noth / in Hoffnung / Schmertz vnd Pein
In Sorgen vnd in Ach / hab ich diß kurtze Leben /
Wo fern es Leben heißt / der Eitelkeit gegeben.
Hab ich von Ach vnd Furcht ie ledig mögen seyn?
Ade Welt! Gunst Ade! itzt bin ich nicht mehr dein.
Ich wil den freyen Geist / nun Wehmuth frey / erheben /
Ich wil mit freyem Sinn / weit über alle schweben.
Die strenge Dinstbarkeit schleußt in vil Ketten eyn!
Mich sol kein Glimpff / kein Schimpff / kein Weh vnd Wol mehr binden /
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Man sol fortan mich frey von zweifel-Stricken finden /
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Ich mag nicht toller Lust / mehr zu gebotte stehn.
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Gib allzeit freyer GOtt / der du dich frey heist ehren:
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Daß ich dich mög allzeii mit freyen Ohren hören /
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Biß ich durch dich / zu dir / werd’ in die Freystatt gehn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Beschluß deß XXIII. Jahrs“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
133
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Beschluss deß XXIII. Jahrs“ ist Andreas Gryphius, ein bedeutender deutscher Lyriker und Dramatiker des Barock. Geboren wurde Gryphius im Jahr 1616 und gestorben 1664, somit kann man das Werk in die Zeit des 17. Jahrhunderts, genauer die Epoche des Barock, einordnen.

Beim ersten Lesen fällt die dunkle und schwere Stimmung des Gedichts auf. Der Ton, die Wortwahl und die Themen, die Gryphius anspricht, sind typisch für das Zeitalter des Barock, in dem Leid, Tod und Vergänglichkeit im Zentrum literarischer Werke standen.

Inhaltlich geht es im Gedicht um das lyrische Ich, das sein Leben bisher in Leid, Not und Sorge verbracht hat, geplagt von Ängsten und Schmerzen. Es scheint nun jedoch einen Wendepunkt erreicht zu haben und nimmt Abschied von der Welt und ihren Leiden. Es äußert den Wunsch, frei zu sein von all den Qualen und Bindungen der Welt und strebt nach spiritueller Freiheit und der Nähe zu Gott. Es hofft, einst ins Jenseits zu gehen und damit zur wahren Freiheit zu finden.

Das Gedicht ist in einer frühen Form des Deutschen verfasst und in vierzehn Versen einer einzigen Strophe organisiert. Die mittelalterliche Schreibweise und Grammatik macht es für moderne Leser anfangs schwer verständlich. Die Sprache des Gedichts ist poetisch und bildreich mit vielen Metaphern, die Gefühle von Angst, Schmerz und Hoffnung eindrucksvoll vermitteln.

Die Hauptbotschaft des Gedichts scheint die Aussage zu sein, dass irdisches Leid und vergängliche Freuden der Welt nicht von Bedeutung sind im Vergleich zur ewigen Freiheit, die Gott bietet. Dies ist ein typisches Thema des Barock, in dem die Vergänglichkeit des Lebens und die Flüchtigkeit weltlicher Freuden oftmals betont wurden.

Schlussendlich kann man sagen, dass Gryphius in „Beschluss deß XXIII. Jahrs“ auf beeindruckende Weise die melancholische und gleichzeitig hoffnungsvolle Stimmung des Barockzeitalters einfängt. Er zeigt die dunkle Seite des Lebens, bietet aber gleichzeitig einen Ausweg durch die Hinwendung zu Gott an.

Weitere Informationen

Andreas Gryphius ist der Autor des Gedichtes „Beschluß deß XXIII. Jahrs“. Geboren wurde Gryphius im Jahr 1616 in Glogau. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1658. In Breßlau ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei Gryphius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Als Literatur des Barocks wird in der deutschen Geschichte der Literatur seit dem Jahr 1800 die literarische Produktion in Europa im Zeitraum zwischen etwa 1600 und 1720 bezeichnet und folgt auf die Epoche der Renaissance und des Humanismus. Der Begriff „Barock“ stammt aus dem Portugiesischen („barocco“) und bedeutet so viel wie seltsam geformte, schiefrunde Perle. Das Leben war geprägt von der Pest und dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Die Menschen lebten in schwierigen Verhältnissen. Adelige lebten einen pompösen Lebensstil, wohingegen das Volk in bitterer Armut lebte. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Erziehung und Lebensstil erlangen. Bauernaufstände und Unruhen führten zu einem langsamen Umdenken der Menschen und zu einem zunehmenden Selbstbewusstsein. Der Barock in der deutschen Literaturgeschichte wurde von Gegensätzen geprägt. Dabei standen hauptsächlich das Diesseits und das Jenseits oder das Sein und der Schein im Mittelpunkt der Dichtung. Von Gegensätzen geprägt war auch das Leben der Menschen. So lebte die Mehrheit der Bevölkerung in Armut, Adelige hingegen lebten einen luxuriösen Lebensstil. In der vorhergehenden Epoche der Renaissance waren noch viele Gedichte auf Lateinisch veröffentlicht worden. Im Barock begann die Zeit der deutschsprachigen Literatur. Zu den Autoren der Literaturepoche des Barocks gehören: Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Paul Fleming, Caspar Ziegler, Angelus Silesius und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 133 Worte. Andreas Gryphius ist auch der Autor für Gedichte wie „An den gefangenen Dicaeus“, „An die Sternen“ und „An die Welt“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Beschluß deß XXIII. Jahrs“ weitere 463 Gedichte vor.

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