An Eugenien von Andreas Gryphius

WEnn meine Seel in euch / mein Licht wie kan ich leben?
Nun das Verhängnüß mich so ferne von euch reißt.
Wie kan ich frölich seyn / wenn ihr mir euren Geist
Nicht für den meinen woll’t / (den ihr gefangen) geben?
Man siht mich hier / doch nur als ein Gespenste schweben.
Als ein verzaubert Bild / daß sich beweglich weißt
Durch frembder Künste Macht / diß was man sterben heißt
Kan meine Schmertzen wol / nicht meine Flamm’ auffheben.
Klagt euch das Hertze nicht / daß ihr in Bande legt
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Wie scharff die Geissel sey die meine Glieder schlägt?
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Doch nein! es ist zu schwach / sein Elend auß zusprechen.
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Es weiß nichts mehr von mir / es kennt euch nur allein /
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Es freu’t sich seiner Angst / vnd wündschet diese Pein
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Der Bande / durch ein Band / das ewig sey / zu brechen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An Eugenien“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
135
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „An Eugenien“ wurde von Andreas Gryphius, einem deutschen Dichter des Barock, verfasst. Dieser lebte von 1616 bis 1664, somit wird dieser lyrische Text etwa in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts eingeordnet.

Vom ersten Eindruck her handelt es sich um ein emotionales und leidenschaftliches Liebesgedicht. Der Autor scheint einen tiefen Schmerz und eine starke Sehnsucht aufgrund einer Trennung von seiner Geliebten Eugenien zu empfinden.

Der Inhalt des Gedichtes dreht sich um die intensive, symbiotische Verbundenheit, die das lyrische Ich zu Eugenien empfindet. Dieses beschreibt, wie es sich vollkommen in der Liebe zu dieser Frau verliert und sich ohne sie wie ein Gespenst fühlt. Es beschreibt den inneren Konflikt des Leidens, das diese Liebe mit sich bringt, aber auch die Glückseligkeit, die es in dieser Gefühlswelt findet. Es drückt den Wunsch aus, dieses Band der Liebe, das es als quälend und doch so erfüllend empfindet, in ein ewiges Band zu verwandeln.

In Bezug auf die Form und Sprache ist das Gedicht in einem altertümlichen Deutsch verfasst. Es besteht aus 14 Versen, die kein festes Reimschema aufweisen, was typisch für die freie Form der Barockpoesie ist. Der Dichter bedient sich einer intensiven und metaphorischen Sprache, um seine Gefühle auszudrücken. Begriffe wie „Gespenst“, „verzaubertes Bild“ oder „Geißel“ verdeutlichen die tragische und leidenschaftliche Empfindung des lyrischen Ichs. Zudem spiegeln sie auch die charakteristische Vanitas-Thematik des Barock wider, die Vergänglichkeit und Leiden des menschlichen Daseins hervorhebt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An Eugenien“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Andreas Gryphius. 1616 wurde Gryphius in Glogau geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1658 entstanden. Erschienen ist der Text in Breßlau. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Literaturepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „schiefrunde, unregelmäßige Perle“. Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte das Deutsche Reich einen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Verfall. Etwa ein Drittel der Bevölkerung verlor in dieser Zeit ihr Leben. Doch waren nicht etwa hohe Verluste im Krieg dafür verantwortlich, sondern das Wüten der Pest in fast allen Städten des Landes. Die Autoren der Literaturepoche des Barocks behandelten die Gegensätze in nahezu allen Lebensbereichen. Dies wird auch als Antithetik bezeichnet. Thematisch folgten die Autoren der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Vordergrund – etwa Jenseits und Diesseits, Schein und Sein oder Blüte und Verfall. In der Literatur des Barocks wurde die lateinische Sprache von der deutschen abgelöst. Die wichtigen Vertreter der Lyrik im Barock sind Paul Fleming, Martin Opitz, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Andreas Gryphius, Simon Dach, Johann Christian Günther, Angelus Silesius und Friedrich von Logau.

Das 135 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Andreas Gryphius ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Sternen“, „An die Welt“ und „An sich Selbst“. Zum Autor des Gedichtes „An Eugenien“ haben wir auf abi-pur.de weitere 463 Gedichte veröffentlicht.

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