An die Sternen von Andreas Gryphius

IHr Lichter / die ich nicht auff Erden satt kan schauen /
Ihr Fackeln / die ihr stets das weite Firmament
Mit euren Flammen ziert / vnd ohn auffhören brennt;
Ihr Blumen / die jhr schmückt deß grossen Himmels Auen:
Ihr Wächter / die als Gott die Welt auff-wolte-bauen;
Sein Wort die Weißheit selbst mit rechten Namen nennt
Die Gott allein recht misst / die Gott allein recht kennt
(Wir blinden sterblichen! was wollen wir vns trauen!)
Ihr Bürgen meiner Lust / wie manche schöne Nacht
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Hab ich / in dem ich euch betrachtete gewacht?
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Regierer unser Zeit / wenn wird es doch geschehen /
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Daß ich / der euer nicht alhier vergessen kan /
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Euch / derer Liebe mir steckt Hertz und Geister an
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Von andern Sorgen frey werd unter mir bestehen?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „An die Sternen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
119
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht trägt den Titel „An die Sternen“ und wurde von Andreas Gryphius, einem bedeutsamen Dichter des Barock, verfasst. Gryphius wurde 1616 geboren und starb 1664. Daher lässt sich das Gedicht zeitlich in der Mitte des 17. Jahrhunderts einordnen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie eine Huldigung an die Sterne, aber durch eingehendere Betrachtung erkennt man, dass es zugleich eine Selbstreflexion des lyrischen Ichs darstellt.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen und kommt in Form eines Sonetts daher. Es ist in archaischer Sprache verfasst und nutzt traditionelle Bilder der Barockdichtung. Der Inhalt des Gedichtes handelt von der Bewunderung des lyrischen Ichs für die Sterne. Sie werden als Lichter, Fackeln, Blumen, Wächter der Welt und Bürgen des Vergnügens des Dichters bezeichnet. Einerseits werden die Sterne als etwas Unendliches und Ewiges porträtiert, andererseits hat das lyrische Ich eine sehr persönliche und intime Beziehung zu ihnen, da es viele Nächte unter ihnen verbracht hat.

Die Sterne werden als Gegenstand der Sehnsucht des lyrischen Ichs dargestellt. Es wünscht sich, einmal frei von allen Sorgen unter den Sternen zu existieren. Gleichzeitig scheint das lyrische Ich zu erkennen, dass der Mensch blind und sterblich ist verglichen mit der ewigen Pracht und Erhabenheit der Sterne. Dies spiegelt die typisch barocke Auffassung von der Vergänglichkeit des Lebens und der Bedeutung des Göttlichen wider.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von Metaphern und Personifikationen, die den Sternen Entsprechungen (Blumen, Wächter, Bürgen usw.) in der menschlichen Welt zuteilen, was die Erhabenheit der Sterne noch betont. Der Form nach hält sich das Gedicht an das klassische Reglement des Sonetts mit strenger Vers- und Reim Struktur.

Zusammenfassend beschreibt Andreas Gryphius in seinem Gedicht „An die Sternen“ seine tiefe Bewunderung, Respekt und Sehnsucht für die Unendlichkeit der Sterne und reflektiert gleichzeitig auf die Sterblichkeit und Begrenztheit des Menschen. Dabei verwendet er eine archaische und bildreiche Sprache, um die Wirkung der Sterne zu beschreiben und ihre Überlegenheit gegenüber dem Menschsein zu betonen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An die Sternen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Andreas Gryphius. Im Jahr 1616 wurde Gryphius in Glogau geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1658 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Breßlau. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei Gryphius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Der Barock umfasst etwa die Zeit von 1600 bis 1720. Die Übersetzung des portugiesischen Begriffes „barocco“ lautet „unregelmäßig geformte Perle“. Das Leben der Menschen war geprägt vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und der Pest. Die Menschen lebten in schwierigen Verhältnissen. Adelige lebten jedoch einen pompösen Lebensstil, wohingegen das Volk in bitterer Armut lebte. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Erziehung und Lebensstil gewinnen. Bauernaufstände und Unruhen führten jedoch zu einem langsamen Umdenken der Menschen und zu einem wachsendem Selbstbewusstsein. Die Dichtung des Barocks ist von drei Leitmotiven (Memento mori, Vanitas, Carpe diem) geprägt, die die Lebenseinstellung der Menschen beschreiben. Vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges war das Leben der Menschen von Gewalt und Zerstörung geprägt. Alle diese Motive setzen sich auf verschiedene Weise mit der weitverbreiteten Angst vor dem Tod und seinen Auswirkungen auseinander. Im Barock löste die deutsche Sprache das Lateinische ab. Im Barockzeitalter war der größte Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man schrieb zur gehobenen Unterhaltung oder bei Hofe zur Huldigung der Fürsten. Für wohlhabende Bevölkerungsschichten schrieben Lyriker für Taufen, Beerdigungen, Hochzeiten. Die Dichtung der Literaturepoche des Barocks wird deswegen auch Gesellschaftsdichtung genannt.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 119 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Andreas Gryphius sind „An den gecreutzigten Jesum“, „An den gefangenen Dicaeus“ und „An die Welt“. Zum Autor des Gedichtes „An die Sternen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 463 Gedichte vor.

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