Abend von Andreas Gryphius

Der schnelle Tag ist hin / die Nacht schwingt ihre Fahn /
Und führt die Sternen auff. Der Menschen müde Scharen
Verlassen feld und werck / Wo Thier und Vögel waren
Trawert itzt die Einsamkeit. Wie ist die zeit verthan!
 
Der port naht mehr und mehr sich / zu der glieder Kahn.
Gleich wie diß licht verfiel / so wird in wenig Jahren
Ich / du / und was man hat / und was man siht / hinfahren.
Diß Leben kömmt mir vor alß eine renne bahn.
 
Laß höchster Gott mich doch nicht auff dem Lauffplatz gleiten
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Laß mich nicht ach / nicht pracht / nicht lust / nicht angst verleiten.
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Dein ewig heller glantz sei vor und neben mir /
 
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Laß / wenn der müde Leib entschläfft / die Seele wachen /
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Und wenn der letzte Tag wird mit mir abend machen /
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So reiß mich auß dem thal der Finsterniß zu dir.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Abend“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
137
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

„Abend“ von Andreas Gryphius handelt vom Lauf der Zeit und dem Gebet an Gott, diesen Lauf erfolgreich zu meistern. Der schnelle Tag ist vorbei und die Nacht bringt die Sterne hervor und die Menschen verlassen nun Stern und Werk. Die Einsamkeit trägt nun das Feld. Der Lauf der Zeit naht sich dem Ende und alles, was wir besitzen oder sehen, geht irgendwann verloren. In diesem Gedicht bittet Gryphius Gott, ihn nicht auf dem Laufplatz zu überholen, nicht zu verführen, nicht in Pracht, Lust und Angst zu verfallen. Der Autor bittet Gott weiterhin, sein Leben erfüllt zu machen und ihn aus dem Tal der Finsternis herauszureißen, wenn der letzte Tag kommt.

Das Gedicht wirft einige grundsätzliche Fragen auf, die viele Menschen betreffen. Es ist ein Gebet an Gott, ihn durch sein Leben zu begleiten, damit er auf dem Laufplatz nicht verloren geht. Es macht deutlich, dass wir uns nicht in Pracht, Lust oder Angst verlieren dürfen, sondern Gott nicht aus den Augen verlieren sollten, denn nur er kann uns auf unserer Reise begleiten.

Das Gedicht wirft auch die Frage auf, wie wir unser Leben gestalten sollen, um am Ende nicht im Schatten der Dunkelheit verloren zu gehen. Es wird angeregt, Gott immer im Auge zu behalten, da nur er uns den Weg in die Ewigkeit weisen kann.

Außerdem bittet das Gedicht um den Segen Gottes, auf dem Laufplatz des Lebens erfolgreich zu sein. Dieser Segen möge uns den Weg weisen, wenn wir dem Dunkel der Finsternis entfliehen wollen.

Insgesamt handelt das Gedicht „Abend“ von Andreas Gryphius sowohl vom Lauf der Zeit, als auch vom Gebet an Gott, dass er uns helfen möge, auf dem Laufplatz des Lebens erfolgreich zu sein. Es fordert uns auf, Gott nicht aus den Augen zu verlieren, da nur er uns die Richtung weist. Es ist also ein Gebet, uns wohlwollend zu begleiten und uns aus dem Tal der Finsternis zu befreien, wenn der letzte Tag gekommen ist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Abend“ des Autors Andreas Gryphius. Geboren wurde Gryphius im Jahr 1616 in Glogau. Im Jahr 1658 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Breßlau. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Das Wort Barock stammt vom portugiesischen Wort „barroco“ ab und bedeutet so viel wie „schiefrunde Perle“. Die Bezeichnung für barock als Adjektiv wurde zunächst abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Bezeichnung für eine Epoche setzte sich erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch und gibt der Literaturepoche im Zeitraum zwischen 1600 und 1720 den Namen. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hat die Epoche des Barocks in hohem Maße geprägt. Der Krieg war eine Katastrophe von einem Ausmaß, das kaum vorstellbar ist. Die Bevölkerung litt unter den Kämpfen, Hungersnöten und besonders unter der Pest, an der viele Menschen starben. Die Bevölkerungszahl in Deutschland ging um etwa ein Drittel zurück. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war geprägt von Pessimismus und bitterer Armut, während bei den Adeligen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Dichtung wird die Verwendung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Diese Gegensätzlichkeiten lassen sich bei den Motiven des Barocks finden. Die Zeit des Barocks stellte einen Wandel von lateinischer zu deutscher Literatur dar. Die bedeutsamste Literaturform des Barocks war dabei die Dichtkunst. Das Sonett war die häufigste Form eines Gedichts, die Verwendung fand. Im Barock war der größte Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man schrieb zur gehobenen Unterhaltung oder bei Hofe zur Fürstenhuldigung. Für die wohlhabende Bevölkerung schrieben Lyriker zum Anlass von Taufen, Beerdigungen, Hochzeiten. Die Dichtung im Barock wird daher auch Gesellschaftsdichtung genannt.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 137 Worte. Weitere Werke des Dichters Andreas Gryphius sind „An die Sternen“, „An die Welt“ und „An sich Selbst“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Abend“ weitere 463 Gedichte vor.

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