An Gott den Heiligen Geist von Andreas Gryphius

BIßher habe ich die alte kalte Welt /
Bißher hab ich die Eitelkeit geliebet:
Bißher hat mich der harte Sturm betrübet.
Mich / der ich falschem Gutte nachgestellt.
Kom reiner Geist / entzünde meine Kält!
Zureiß das Band / das meine Seel’ vmbgiebet
Vergib / was ich für Missethat verübet /
Vnd tröste / wenn mein Hertz in Schmertz verfällt!
O Helles Licht / erleuchte meine Nacht!
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Die Nacht voll Angst / voll Wehmut / Ach vnd Zagen;
11 
Erquicke mich eh’ als mein Geist verschmacht.
12 
O wahre Lust wie daß ich traurig bin?
13 
Weil du nicht hier / muß ich so hefftig klagen.
14 
Dein beysein nimm’t all’ Angst vnd Trauren hin.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „An Gott den Heiligen Geist“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Andreas Gryphius, ein bedeutender deutscher Dichter und Dramatiker des Barock, verfasste das Gedicht „An Gott den Heiligen Geist“. Er lebte von 1616 bis 1664, weshalb das Gedicht in die Epoche des Barock einzuordnen ist.

Der erste Eindruck des Gedichts ist von starken religiösen Überzeugungen und einer tiefen inneren Zerrissenheit geprägt. Das lyrische Ich scheint sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen und sucht Erlösung und Trost bei Gott.

Der Inhalt des Gedichts spiegelt diese Suche wider. In den ersten vier Versen drückt das lyrische Ich Selbstkritik und Reue aus. Es gesteht ein, sich von der Welt und ihrer Eitelkeit verleiten lassen zu haben und von einem 'harten Sturm' betroffen zu sein. Dies könnte symbolisch für innere Konflikte oder auch äußere Lebensumstände stehen. Ab dem fünften Vers wendet es sich direkt an den 'reinen Geist', also an Gott, und bittet um Hilfe: Es verlangt nach Wärme, Erleuchtung, Vergebung, Trost und letztlich Erlösung. Dass das lyrische Ich sich nach dem göttlichen Beistand sehnt, zeigt, dass es die Vergangenheit bereut und nach neuer Orientierung sucht. Es will Fehler bereinigen und Gottes Nähe spüren.

Formal handelt es sich bei dem Gedicht um ein Sonett mit klaren Strukturmerkmalen, das in einem strengen, altertümlichen Versmaß gehalten ist. Sprachlich zeichnet es sich durch eine Bildhaftigkeit aus, die typisch für die Barocklyrik ist. Dabei dominieren Metaphern zum Themenkreis Licht und Dunkelheit beziehungsweise Kälte und Wärme, die das innere Ringen des lyrischen Ichs räumlich und emotional konkretisieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „An Gott den Heiligen Geist“ einen tiefen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt des lyrischen Ichs gibt und einen starken religiösen Trost- und Erlösungswunsch verkörpert. Es zeigt eindrucksvoll, wie Gryphius die konfessionellen und menschlichen Anliegen seiner Epoche in lyrische Form gießt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An Gott den Heiligen Geist“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Andreas Gryphius. Im Jahr 1616 wurde Gryphius in Glogau geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1658 entstanden. Der Erscheinungsort ist Breßlau. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Bei Gryphius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die deutsche Literaturepoche des Barock folgt auf die Epoche der Renaissance und des Humanismus und umfasst den Zeitraum von etwa 1600 bis 1720. Der Begriff leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Der Begriff stammt aus der Juweliersprache und bedeutet „schiefrunde, seltsam geformte Perle“. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hat die Epoche des Barocks stark geprägt. Der Krieg war eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß. Die Bevölkerung litt unter den Kämpfen, Hungersnöten, aber vor allem unter der Pest, an der viele Menschen starben. Die Bevölkerungszahl in Deutschland ging um etwa ein Drittel zurück. Es herrschte zu Zeiten des Barock ein sehr gegensätzliches (antithetisches) Weltbild. Luxus und Verschwendung der Adeligen standen Leid und Armut innerhalb der einfachen Bevölkerung gegenüber. Die Literatur war ebenso gekennzeichnet von thematischen Widersprüchen. Diesseits und Jenseits standen sich ebenso gegenüber wie Spiel und Ernst oder etwa Schein und Sein. In Deutschland kam es durch den Barock zu einer Ablösung der lateinischen Sprache im Schriftwerk - einschließlich der philosophischen und wissenschaftlichen Literatur - durch die deutsche Sprache. Da in der Zeit des Barocks der Wohlklang und die äußere Ästhetik eines literarischen Werkes eine bedeutende Rolle spielten, war die bevorzugte Literaturform das Gedicht. In den Gedichten wurden häufig Symbole, Metaphern und Hyperbolik (Übertreibung) eingesetzt.

Das 101 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „An die Sternen“, „An die Welt“ und „An sich Selbst“ sind weitere Werke des Autors Andreas Gryphius. Zum Autor des Gedichtes „An Gott den Heiligen Geist“ haben wir auf abi-pur.de weitere 463 Gedichte veröffentlicht.

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