Gryphius, Andreas - Es ist alles eitel (Interpretation)
Andreas Gryphius, Gedichtinterpretation, Analyse, literaturgeschichtliche Einordnung, Referat, Hausaufgabe, Gryphius, Andreas - Es ist alles eitel (Interpretation)
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Referat
„Es ist alles eitel“ von Andreas Gryphius
Es ist alles eitel
von Andreas Gryphius
1 |
Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden. |
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Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein: |
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Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein, |
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Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden. |
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Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden. |
6 |
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein, |
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Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein. |
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Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden. |
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Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn. |
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Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn? |
11 |
Ach! Was ist alles dies, was wir für köstlich achten, |
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Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind; |
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Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t. |
14 |
Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten! |
(„Es ist alles eitel“ von Andreas Gryphius ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.3 KB) zur Unterstützung an.)
Aufgabe 1:
Analysiere das Gedicht „Es ist alles eitel“, geschrieben von Andreas Gryphius.
Aufgabe 2:
Ordne das Gedicht literaturgeschichtlich ein.
1. Analyse
Das Sonett „Es ist alles eitel“, geschrieben von Andreas Gryphius und veröffentlicht im Jahre 1633, handelt von dem aus der Barock-Zeit entstandenen Grundidee der Vergänglichkeit aller Dinge. Das Gedicht ist aus zwei Quartetten (Vier-Vers Strophen) und zwei Terzetten (Drei-Vers Strophen) aufgebaut. In den zwei Quartetten sollen die Themen These/Antithese (Aussage/Gegenaussage) abgedeckt werden, während sich die zwei Terzette mit einer Synthese (Schlussfolgerung) befassen.
Das erste Quartett handelt inhaltlich von dem Verfall und der Zerstörung der Städte, das zweite Quartett von der Vergänglichkeit alles Schönen. Die beiden Terzette handeln dagegen von der Nichtigkeit des irdischen Lebens und dem Ausblick auf das Jenseits.
Formal ist das Gedicht aufgebaut wie ein Sonett, wie oben bereits erwähnt. Das Reimschema ist in den ersten beiden Strophen ein umarmender Reim, in den letzten beiden Strophen ein Schweifreim, um die Abtrennung nach den Quartetten zu den Terzetten zu bekräftigen. Die einzelnen Verse sind aufgebaut nach dem Versmaß „Alexandriner“, sprich es handelt sich um sechs-hebige Jamben mit einer Zäsur nach der dritten Hebung.
Inhaltlich handelt es sich in der ersten Strophe um die Zerstörung und den Verfall aufgrund der Eitelkeit der Menschen. Dieser Kerngedanke wird unter anderem mit Antithesen, wie „Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein“ (V. 2), oder „Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein“ (V. 3), bestärkt, da dadurch die Hoffnungslosigkeit noch einmal bekräftigt wird. Die zweite Strophe befasst sich dagegen inhaltlich mehr mit der Vergänglichkeit alles Schönen der belebten Natur. Dieser Aspekt wird unter anderem von Schlagworten wie „blüht“ (V. 5), „kein Erz, kein Marmorstein“ (V. 7) bekräftigt. Außerdem findet sich in den Versen 5 und 6 eine Anapher, wodurch nochmals die Vergänglichkeit des irdischen Lebens und der Natur verdeutlicht wird.
Die Strophen drei und vier befassen sich wie auch oben schon genannt mit der Synthese, sprich Schlussfolgerung. Diese ist in diesem Gedicht, dass am Ende allen dasselbe Schicksal bevorsteht, egal wer man ist und wie viel Geld man zur Verfügung hat.
Dieses Thema wird zuerst mit der rhetorischen Frage „Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?“ in Vers 10 eingeleitet. Diese bekräftigt nochmals die Idee der Vergänglichkeit des irdischen Lebens. In Vers 12 findet sich die Aufzählung „Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind“, was die schönen Dinge des Menschen beschreiben soll, da alles endlich ist. In Vers 13 steht zudem „Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t“, wodurch das menschliche Leben beschrieben wird, da es genauso wie eine Wiesenblume verblüht.
Der letzte Vers bekräftigt dann noch einmal den Grundgedanken „Memento Mori“ (Allen steht dasselbe Schicksal bevor), nachdem vorher vor allem Bezug auf „Vanitas“ (Alles ist vergänglich) genommen wurde. Mit „Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten“ versucht Gryphius den Gedanken zu beschreiben, dass angesichts der Wechselhaftigkeit alles Irdischen, man sich auf das Ewige besinnen soll.
Insgesamt lässt sich also zu dem Gedicht „Es ist alles eitel“ sagen, dass es sich rund um den „Vanitas“ Gedanken dreht, welcher auch schon im Titel angedeutet wird, mit einem Abschweifer in den Grundgedanken „Memento Mori“ der letzten beiden Strophen. Die Wirkung, die er mit dem Gedicht wahrscheinlich erzielen will, ist die Kritik am Menschen, der Krieg führt, da er sich auch kurz, wie in Vers 4 und 11 mit den schönen Dingen des Lebens befasst.
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2. literaturgeschichtliche Einordnung des Gedichts
In der zweiten Aufgabe werde ich nun auf die literaturgeschichtliche Einordnung des Gedichts eingehen.
In der damaligen Zeit herrschte ein großes Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich. Zwischen 1618 und 1648, der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, starben viele Menschen verunsichert. Während des Krieges kamen viele Menschen ums Leben. Sie konnten ihr Leben nicht mehr nach derselben Ordnung wie damals führen und waren einer permanenten Gefahr ausgesetzt.
Diese Umstände haben die Dichter zu der Zeit zu den drei Motiven verleitet, die wir heute als die Grundideen des Barocks kennen, „Vanitas“, „Memento Mori“ und „Carpe Diem“. Das Erste soll die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge bekräftigen, das zweite Motiv soll die Menschen daran erinnern, dass allen dasselbe Schicksal bevorsteht und das letzte sollte die immer noch vorhandenen Schönheit des Lebens hervorheben.
Um den Menschen den Umgang mit dieser schrecklichen Situation zu erleichtern und um etwas Ordnung bei den Menschen zu bewirken, wurde das Sonett, wie wir es heute kennen, mit den eben genannten drei Grundgedanken erschaffen.
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