Gryphius, Andreas - Thraenen des Vaterlandes Anno 1636

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Andreas Gryphius, Gedichtinterpretation, Gedichtanalyse, Interpretation, Inhaltsangabe, Referat, Hausaufgabe, Gryphius, Andreas - Thraenen des Vaterlandes Anno 1636
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Referat

Analyse "Thraenen des Vaterlandes| Anno 1636" von Andreas Gryphius



In der Barockzeit, deren Ursprung im 17 und 18 Jahundert liegt, fand auch der 30 jährige Krieg(1618-1648) statt, welcher einen starken Einfluss auf die damalige Literatur ausübte. Auch das von Andreas Gryphius verfasste Gedicht "Thraenen des Vaterlandes|Anno 1636" thematisiert dieses Ereignis und seine Folgen.

Das Gedicht ist in der Form eines Sonetts verfasst und hat ein alexandrinisches Versmaß. Ein Sonett ist eine strenge Gedichtsform und besteht aus vier Strophen von denen die ersten beiden Vierzeiler und die anderen beiden Dreizeiler sind. Sie weisen jeweils das Rimschema abba bzw. ccd auf. Ein Alexandriner ist ein sechshebiger jambischer Vers, welcher in der Mitte eine deutliche Pause aufweist. In der ersten Strophe wird ein gegenwärtiger Zustand der Zerstörung beschrieben(Z.1), verursacht durch die Invasoren(Z.2), durch welche dem Volk alle Kraft und Hoffnung genommen wurden(Z.4). Hingegen werden in der zweiten Strophe die genaueren Folgen dieser Zerstörung aufgezeigt. Die einst mächtigen sind gestürzt(Z.5+6), das Volk ist niedergeschlagen(Z.7) und überall sind "Feuer/ Pest/ und Tod", die den Körper und die Seele des Volkes angreifen(Z.8). In der dritten Strophe wird ein noch immer andauerndes Szenario des Leides beschrieben, in welchem immer wieder Menschen sterben(Z.9), auch wenn das Blut des Volkes schon 18 Jahre lang geflossen ist(Z.11).
Die vierte Strophe jedoch schlildert ein noch viel größeres Leiden, als die bisher erwähnten(Z.12+13), den Verlust des "Seelen Schatz"(Z.14).

Die Form die A.Gryphius für sein Gedicht gewählt hat ist das für die Barockzeit typische strenge Sonett. Durch seine starre,starke haltgebende Form steht es im Gegensatz zu dem Inhalt des Gedichtes, welches Krieg, Chaos und Hilflosigkeit schildert.(Z.5, Z.6,Z.7) So baut es ein haltgebendes Gerüst um den hoffnungslosen Inhalt des Gedichts. Des weiteren benutzt er Asyndeton(keine Benutzung von Bindewörtern) und Polysyndeton(fast schon übertriebende Benutzung von Bindewörtern) um die Betonung auf die Leiden Kriegsopfer zu legen.(Z.1-3, Z.4)

Die von ihm verwendeten Stilmittel sind ebenso typisch für Zeit und Epoche. Das Gedicht ist schon fast überladen mit Symbolen und Metaphern. Ebenso verwendet er sehr gerne Aufzählungen und verbreitet durch häufige Wiederholung von negativ belasteten Wörtern, z.B. "Blutt" Z.9, "Tod" Z.8, eine insgesamt düstere Stimmung. Das Gedicht weißt eine strikte Finalstruktur auf, welche sich vom Anfang bis zum Ende des Gedichtes zieht. Entlang an dieser Stuktur zieht sich eine Klimax auf, welche Strophe für Strophe die Spannung steigen läßt. A. Gryphius arbeitet des weiteren mit Correctio und Epipher, welche eine Verstärkung des Geschriebenen erzielen sollen.(Z.1) Hier wiederholt er das zu betonende Wort, und steigert es durch ein davorgesetztes "mehr". Auch Aufzählungen mit enthaltenen Steigerungen("Feuer/ Pest/ und Tod" Z.8) und Pleonasmen("Stroeme Flutt" Z.10) sollen eine stärkere Wirkung und Betonung erziehlen. Mit Alliterationen arbeitet er, um die besondere Bedeutung eines Wortes hervorzuheben, wie in dem Falle der "Seelen Schatz". Der wiederholte Konsonant am Anfang der Wörter bewirkt ein verschmelzen der beiden und somit das Verständnis, dass die Seele ein Schatz ist.

Besonders häufig verwendet er Bilder, Metaphern und Personifizierungen. Die Posaune zum Beispiel ist ein Signalinstrument für den Tod(Z.2), und das vom "Blutt fette Schwerdt"(Z.3) steht für das ganze Blut, welches im Krieg vergossen wurde. Das Schwert hat schon so viel Blut gesehen, dass es sich damit volgesogen hat. Mit Metaphern läßt er eine indirekte Kritik an das Tageslicht, was zu der damaligen Zeit offen nicht möglich gewesen wäre. (z.B. Z. 5 "die Kirch ist umgekehret" => Die Kirche hat und verlassen, die Kirche ist gefallen=>Zweifel an der Kirche) Das lyrische ich ist in A. Gryphius Gedicht "Traenen des Vaterlandes|Anno 1636" das Volk.
Darauf zu schließen ist zum Beispiel schon zu Anfang des Gedichtes, welches mit dem Wort "Wir"(Z.1) beginnt. Ebenso tritt das lyrische ich ein weiteres mal mit dem Wort "wir" in Zeile 7 oder mit dem Wort "unser" in Zeile 10 auf.

Die ersten drei Strophen spricht das "wir" des Volkes, welches so einen mächtigeren Einfluss bekommt. Erst in der vierten Strophe wird aus dem "wir" ein "ich". Plötzlich scheint das lyrische Ich alleine zu sein, als ob alle anderen gestorben seien und es als einziges übrig geblieben wäre. Wie schon zu Anfang erwähnt thematisiert das Gedicht den 30 jährigen Krieg und dessen Folgen. Das entspricht dem Allgemeingefühl des Volkes zu der damaligen Zeit, dem Memento Mori. Dieses ist ein eingehendes Nachdenken über den Tod. Aus diesem entsprangen zwei weitere Grundeinstellungen, Carpe Diem und Vanitas. Carpe Diem bedeutet Nutze den Tag, und srahlt Positives und Tatendrang aus. Vanitas spiegelt Gefühle wie Hoffnungslosigkeit und Entkräftung wieder, welche in der Zeit nach dem 30 jährigen Krieg in der Bevölkerung vorherrschten. In dem hier vorliegendem Gedicht spiegelt sich das Memento Mori und das Vanitas wieder. Das lyrische Ich ist hoffnungslos, denn es ist "mehr denn gantz verheeret"(Z.1), und aller "Vorrath [ist] aufgezehret"(Z.4). Der Krieg hat das Volk verbraucht. Es hat keine Kraft mehr, es ist ausgelaugt, und auch die Bemühungen etwas zu tun sind vergangen. Ebenso können die religiösen und weltlichen Mächte das Volk nicht mehr unterstüzten, da auch sie zerschlagen sind.(Z. 5+6) Auch vor der Reinheit eines Herzens hat das Grauen keinen Halt gemacht, selbst Kinder und "Jungfern sind geschaend´t"(Z.7). Krankheiten und Tod breiten sich über das ganze Land aus, Schwächen den Körper und auch den Geist.(Z.8). Die Schrecken des Krieges haben sich tief in das Bewusstsein des Menschen gefressen, und sie dauern immer noch an. Das Volk fordert ein Ende des Krieges, es fodert wieder leben zu können, ohne an Krankeiten und Hunger leiden zu müssen. Sie möchten ohne einer von Schrecken geprägter,schlechter und zerstörter Seele leben. Eine schlechte Seele hieß dass ihnen der Himmel verwehrt blieb. Nur Menschen mit einer reinen Seele kamen dorthin der Rest musste in der Hölle garen. Eine zerstörte Seele hieß für das Volk das für sie das Grauen auch nach dem Tode noch allgegenwärtig sein würde. Ein nicht endendes Grauen. Daher auch der Hauptgedanke das lyrischen Ichs in diesem Gedicht, dass es "aerger [sei] als der Tod/ [...]grimmer denn die Pest/ und Glutt und Hungersnoth/ Das auch der Seelen Schatz so vilen abgezwungen."(Z.12-14)

Das Gedicht bezieht sich speziell auf den 30 jährigen Krieg und auf dessen Folgen. Auch wenn sich an den Einstellungen des Menschen und an seinen Vorstellungen sich vieles geändert haben mag, so ist das Thema Krieg doch zeitlos. Man kann es auf gestern beziehen, auf heute und auf morgen. Zum Beispiel im ersten Weltkrieg. Auch dort gab es Millionen von Toten auf der Erde. Auch dort war die religiöse sowie die weltliche Macht zerschlagen gewesen. Ich denke dieses Gedicht wird nicht an Bezugswert verlieren, solange Menschen hier leben, denn solange es Menschen gibt, werden sie auch um ihre Territorien und Vorherrschaften kämpfen.

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