An den gecreutzigten Jesum von Andreas Gryphius

Hler wil ich gantz nicht weg! laß alle Schwerdter klingen!
Greiff Spieß vnd Sebel an! brauch aller Waffen Macht
Vnd Flamm’ / vnd was die Welt für vnerträglich acht.
Mich sol von diesem Creutz kein Tod / kein Teufel dringen.
Hier wil ich / wenn mich Ach vnd Angst vnd Leid vm bringen /
Wenn Erd’ vnd Meer auffreisst / ja Wenn der Donner Nacht /
Mit dunckelrotem Blitz auff meinem Kopffe kracht /
Ja wenn der Himmel fällt / hier wil ich frölich singen.
Weil mir die Brust noch klopfft / auch weder dort noch hier /
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Vnd nun vnd ewig sol mich reissen nichts von dir.
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Hier wil ich / wenn ich soll / den matten Geist auffgeben.
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Du aber / der du hoch am Holtz stehst auffgericht;
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HErr JEsu / neig herab dein bluttig Angesicht /
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Vnd heiß durch deinen Tod im Tod mich ewig leben!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An den gecreutzigten Jesum“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
134
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An den gecreutzigten Jesum“ wurde von dem deutschen Barockdichter Andreas Gryphius verfasst, der von 1616 bis 1664 lebte.

Beim ersten Lesen fallen besonders die drastischen und emotionalen Bilder auf, die Gryphius verwendet, um seine tiefe Religiosität und Hingabe an Jesus Christus auszudrücken.

Inhaltlich ist das lyrische Ich in diesem Gedicht überzeugt und entschlossen, an seiner Glaubensüberzeugung festzuhalten, egal welche Gefahren und Schrecken es auch erleben mag. Es beschreibt, wie es trotz aller Qualen und Herausforderungen, die es erleben könnte - Kriege, Feuer, Donnerblitze und sogar das Ende der Welt -, am Kreuz Jesu festhalten will. Es versichert, dass es niemals von Jesus Christus getrennt werden kann und will, und erbittet, dass Jesus ihm durch seinen Tod ewiges Leben schenke.

Die Form ist in ein 14-zeiliges Sonett eingeteilt, das sich durch einen durchdachten und kunstvollen Aufbau auszeichnet. Gryphius verwendet eine altertümliche, biblisch anmutende Sprache, die das tiefe religiöse und emotionale Thema des Gedichts unterstreicht. Die drastischen und bildhaften Ausdrücke und Formulierungen intensivieren den Ausdruck von Glauben, Hingabe und Entschlossenheit des lyrischen Ichs.

Die Sprache und Form spiegeln das Leid und die Qualen wider, die das lyrische Ich bereit ist auf sich zu nehmen, um an seinem Glauben festzuhalten. Das lyrische Ich identifiziert sich stark mit der Leidensgeschichte Jesu und erbittet durch das Motiv des Kreuzes das ewige Leben. Im Kontext der Barockzeit und des Dreißigjährigen Krieges wird hier die Endlichkeit des irdischen Lebens und die Sehnsucht nach Erlösung und Ewigkeit ausgedrückt, die typisch für die religiöse Lyrik dieser Epoche ist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An den gecreutzigten Jesum“ des Autors Andreas Gryphius. Geboren wurde Gryphius im Jahr 1616 in Glogau. 1658 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Breßlau. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis ungefähr 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei Abschnitte unterteilen: Frühbarock, Hochbarock und Spätbarock. Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte das Deutsche Reich einen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Verfall. Etwa ein Drittel des deutschen Volkes kam in der Zeit ums Leben. Dafür waren nicht etwa hohe Verluste im Krieg verantwortlich, sondern das Wüten der Pest in nahezu allen großen und kleinen Städten des Deutschen Reiches. Elend und Krieg lösten in der Bevölkerung ein tiefes Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit aus. Im Gegensatz dazu lebten die absolutistischen, alleinigen Herrscher in protzigen Luxus und ließen sich Schlösser voller Prunk errichten. Diese Gegensätze von Lebenslust und Todesangst bzw. Luxus und Armut spiegelten sich ebenso in der Barockliteratur wider. In der Lyrik wird die Verwendung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Der Barock war die erste Epoche, die in Deutschland zur Folge hatte, dass Literatur von nun an nicht mehr auf Latein, sondern erstmals auch in deutscher Sprache herausgegeben wurde. Eine besondere zur Zeit des Barock priorisierte Form der Lyrik stellte das sogenannte Sonett dar. Die Hauptvertreter der Lyrik der Barockzeit sind Martin Opitz, Paul Fleming, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Andreas Gryphius, Johann Christian Günther, Simon Dach, Friedrich von Logau und Angelus Silesius.

Das 134 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Andreas Gryphius ist auch der Autor für Gedichte wie „An Gott den Heiligen Geist“, „An H. Christoph von Dihr“ und „An Jolinden“. Zum Autor des Gedichtes „An den gecreutzigten Jesum“ haben wir auf abi-pur.de weitere 463 Gedichte veröffentlicht.

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