Winternacht von Joseph von Eichendorff

Verschneit liegt rings die ganze Welt,
Ich hab’ nichts, was mich freuet,
Verlassen steht der Baum im Feld,
Hat längst sein Laub verstreuet.
 
Der Wind nur geht bei stiller Nacht
Und rüttelt an dem Baume,
Da rührt er seinen Wipfel sacht
Und redet wie im Traume.
 
Er träumt von künft'ger Frühlingszeit,
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Von Grün und Quellenrauschen,
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Wo er im neuen Blütenkleid
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Zu Gottes Lob wird rauschen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Winternacht“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
65
Entstehungsjahr
1839
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Winternacht“ stammt von dem Autor Joseph von Eichendorff, der zwischen 1788 und 1857 lebte. Dies legt nahe, dass das Werk im Kontext der Romantik entstanden ist, einer literarischen Epoche, die von großer Sehnsucht nach Natur und Freiheit geprägt war.

Der erste Eindruck des Gedichtes ist von tiefer Melancholie und Einsamkeit. Es scheint, als würden die winterliche Landschaft und das Gefühl der Verlassenheit das lyrische Ich in eine trübe Stimmung versetzen.

Inhaltlich beginnt das Gedicht mit dem Bild einer verschneiten Landschaft und einem einsamen Baum, der sein Laub verloren hat. Es ist nichts da, was das lyrische Ich erfreut. Es folgt das Bild eines Windes, der nachts den Baum bewegt und wie im Traum spricht. Im dritten Vers spricht der Wind bzw. träumt von einer zukünftigen Frühlingszeit voller Grün und lebendigem Rauschen, in dem er in neuem Blütenkleid Gottes Lob rauschen wird.

Das lyrische Ich scheint hier die Vergänglichkeit der Dinge und die Einsamkeit zu betrachten und gleichzeitig auf eine Art Wiedergeburt oder Erneuerung in der Zukunft zu hoffen. Trotz der augenblicklichen Traurigkeit und Isolation ist da ein Hoffnungsschimmer auf eine hellere Zukunft.

Formal besteht das Gedicht aus drei vierzeiligen Strophen, was klassisch für viele Gedichte der Romantik ist. Eichendorff verwendet eine klare, einfache Sprache, was dem Gedicht eine unverblümte, direkte Qualität verleiht. Es ist eine sehr bildhafte und aussagekräftige Sprache. So werden tiefe Gefühle und Gedanken hervorgerufen. Durch den Wechsel von Traurigkeit und Hoffnung spiegelt das Gedicht die menschliche Erfahrung von Melancholie, Sehnsucht und Hoffnung wider.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Winternacht“ ein typisches romantischen Gedicht von Eichendorff ist, das Melancholie und Sehnsucht in eine einfache, aber kraftvolle Sprache übersetzt. Trotz der Traurigkeit des lyrischen Ichs liegt ein starker Hauch von Hoffnung und Zukunftserwartung in den Versen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Winternacht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. Im Jahr 1839 ist das Gedicht entstanden. In Leipzig ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Aber auch die Gebiete Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Medizin und Naturwissenschaften waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Schriftsteller der Romantik in Auflösung begriffen. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. Beispielsweise gilt die Blaue Blume als das zentrale Motiv der romantischen Literatur. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Literatur der Romantik. Sie ist der Schauplatz für viele weitere Motive dieser Epoche: Vergänglichkeit, Tod und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 65 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „Mondnacht“, „Morgengebet“ und „Ostern“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des Gedichtes „Winternacht“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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