Morgensonett von Andreas Gryphius

Die ewighelle Schar will nun ihr Licht verschließen;
Diana steht erblaßt; die Morgenröte lacht
Den grauen Himmel an, der sanfte Wind erwacht
Und reizt das Federvolk, den neuen Tag zu grüßen.
 
Das Leben dieser Welt eilt schon die Welt zu küssen
Und steckt sein Haupt empor; man sieht der Strahlen Pracht
Nun blinkern auf der See. O dreimal höchste Macht!
Erleuchte den, der sich jetzt beugt vor deinen Füßen!
 
Vertreib die dicke Nacht, die meine Seel umgibt,
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Die Schmerzensfinsternis, die Herz und Geist betrübt!
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Erquicke mein Gemüt und stärke mein Vertrauen!
 
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Gib, daß ich diesen Tag in deinem Dienst allein
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Zubring! und wenn mein End und jener Tag bricht ein,
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Daß ich dich, meine Sonn! mein Licht! mög ewig schauen!

Die Version in der Orthografie der Barockzeit ist unter dem Titel „Morgen Sonnet“ veröffentlicht.

Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Morgensonett“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
120
Entstehungsjahr
1650
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Morgensonett“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Andreas Gryphius. Gryphius wurde im Jahr 1616 in Glogau geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1650. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Der Begriff Barock stammt vom portugiesischen Wort „barroco“ ab und bedeutet „schiefrunde Perle“. Die Bezeichnung für barock als Adjektiv wurde anfänglich abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Epochenbezeichnung konnte sich erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durchsetzen und gibt der Literaturepoche zwischen 1600 und 1720 den Namen. Die Bevölkerung Europas entwickelte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg in unterschiedliche Richtungen. Der Krieg stellte dabei ein prägendes Ereignis dar. Aber auch die Pest übte einen großen Einfluss auf die Verhältnisse der damaligen Zeit aus. Krieg und Elend lösten in der einfachen Bevölkerung ein tiefes Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit aus. Dagegen lebten die alleinigen, absolutistischen Herrscher in protzigen Luxus und ließen sich Prunkschlösser errichten. Diese Gegensätze von Todesangst und Lebenslust bzw. Armut und Luxus ließen sich auch in der Barockliteratur ausmachen. In der Dichtung wird die Verwendung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Die am häufigsten verwendeten Formen in der Dichtung waren das Sonett, die Elegie, das Epigramm und die Ode. In der Literatur des Barocks begannen die Dichter ihre Werke in Deutsch zu verfassen. Die Dichter der Renaissance schrieben noch in lateinischer Sprache. Wichtige Autoren des Barocks waren etwa: Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Christian Weise und Andreas Gryphius.

Das vorliegende Gedicht umfasst 120 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Die Gedichte „An Gott den Heiligen Geist“, „An Gott den Heiligen Geist“ und „An H. Christoph von Dihr“ sind weitere Werke des Autors Andreas Gryphius. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Morgensonett“ weitere 462 Gedichte vor.

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