Gryphius, Andreas - Morgensonett (Gedichtanalyse)

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Andreas Gryphius, Gedichtinterpretation, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Gryphius, Andreas - Morgensonett (Gedichtanalyse)
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Referat

Analyse eines Gedichts: Morgensonett (Andreas Gryphius)

Morgensonett
von Andreas Gryphius

Die ewighelle Schar will nun ihr Licht verschließen;
Diana steht erblaßt; die Morgenröte lacht
Den grauen Himmel an, der sanfte Wind erwacht
Und reizt das Federvolk, den neuen Tag zu grüßen.
 
Das Leben dieser Welt eilt schon die Welt zu küssen
Und steckt sein Haupt empor; man sieht der Strahlen Pracht
Nun blinkern auf der See. O dreimal höchste Macht!
Erleuchte den, der sich jetzt beugt vor deinen Füßen!
 
Vertreib die dicke Nacht, die meine Seel umgibt,
10 
Die Schmerzensfinsternis, die Herz und Geist betrübt!
11 
Erquicke mein Gemüt und stärke mein Vertrauen!
 
12 
Gib, daß ich diesen Tag in deinem Dienst allein
13 
Zubring! und wenn mein End und jener Tag bricht ein,
14 
Daß ich dich, meine Sonn! mein Licht! mög ewig schauen!

(„Morgensonett“ von Andreas Gryphius ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.2 KB) zur Unterstützung an.)

Einleitung:

Das Gedicht „Morgensonett“ von Andreas Gryphius aus dem Jahre 1650, handelt von der Erlösung von Gott. Es wurde zur Zeit des Barocks geschrieben und beinhaltet somit die Angst der Dunkelheit und dem bevorstehenden Tot des Lyrischen Ichs.

Hauptteil:

Zusammenfassung:

Zuerst wird der Sonnenaufgang beschrieben. Das Lyrische Ich erläutert dazu, wie der Mond und die Sterne langsam verblassen und die Morgenröte zum Vorschein kommt. Dazu auch, dass langsam alles um es herum erwacht und Vögel anfangen zu zwitschern. In der nächsten Strophe wird die Sonne genauer beschrieben. Das Lyrische Ich bewundert die Sonne und wie diese langsam aufgeht und sich das Licht ausbreitet. Zudem sieht das Lyrische Ich die Sonne als Gott an oder Licht-Gottes. In der vorletzten Strophe werden die Gefühle des lyrischen Ichs zum Morgen und zur Nacht beschrieben. Es verfasst seine Gefühle zur grausigen Nacht als eine Erlösung von dem Morgen aus zusammen. Es erklärt, wie der Morgen dem lyrischen Ich Mut und Kraft gibt. Die letzte Strophe ist einer Person gewidmet und soll eine Art Abschlussrede an diese sein. Das Lyrische Ich erzählt, dass es bald verleben muss und im Verleben das Lyrische Du sehen möchte und diesen Anblick als letzte Erinnerung für ewig behält.
So ist dieses Gedicht äußerlich betratet eine Beschreibung in Sicht des lyrischen Ichs von dem Sonnenaufgang und die Gefühle und Perspektiven, die ihm dabei zur Nacht, Sonne und Sonnenaufgang auftreten.
Zusammenfassend betrachtet ist das Gedicht eine Erzählung des Lyrischen Ichs, wie es den Sonnenaufgang als auffahren in den Himmel symbolisiert. Dazu interpretiert es die Nacht als Tot und Gott in Form der Sonne. Dieser erlöst das Lyrische Ich von den Toten und lässt es in den Himmel auf erfahren, um seine liebsten wiederzusehen, die selbst verstorben sind.]

Form:

Wie die Überschrift uns schon verrät, handelt es sich bei diesem Gedicht um ein Sonett, welches aus 14 Versen besteht. Zudem sind die Strophen mit zwei mal vier Versen und zwei mal drei Versen beschmückt. Das Reimschema ist unregelmäßig. So liegt an der ersten
Strophe nur an den zweiten und dritten Versen ein Paarreim mit „lacht [...] erwacht“ vor. Genauso in der zweiten Strophe liegt ein Paarreim an den Versen sechs und sieben mit „Pracht [...] macht“ vor. Aber auch ein umarmender Reim, welcher noch mit dem letzten Vers der vorherigen und dem letzten Vers derselben Strophe zusammenhängt, und zwar Vers vier und acht „grüßen [...] Füßen“. Des Weiteren finden wir in der vorletzten Strophe kein Reim vor. Nur in der Letzten kann man den umarmenden Reim wieder mit dem letzten Vers der vorigen Strophe und dieses Mal der gesamten letzten Strophe feststellen, da sich Vers 11 „Vertrauen“ auf Vers 14 „schauen“ und sich Vers 12 und 13 „allein[...] ein“ reimt. Der Rhythmus des Ganzen ist ein Jambus mit einer unbetonten zu einer betonten Silbenabfolge. Stilistisch arbeitet Andreas Gryphius vorrangig mit Metaphern und Personifikationen. Seien es Metaphern zu Tod und Erlösung „Jener Tag bricht ein“ (V. 13) „Erleuchtet“ (V. 8) oder Personifikationen „Licht verschließen“ (V. 1) „Morgenröte lacht“ (V. 2) werden diese gut von dem Künstler eingesetzt und die Bedeutung des Textes im Gesamten zwischen den Zeilen zu verstecken und die Trauer zu überspielen. Die Zeit, in der das Morgensonett verfasst wurde, ist 1550 – 1720, die Zeit des Barocks. Da dieser über den bevorstehenden Tot, und das harte Leben der Menschen.

Strophen Analyse:

In der ersten Strophe befinden wir uns am Anfang des Sonnenaufgangs. Die Sterne verschwinden „helle Schar [...] Licht verschließen“ (V. 1) und der Mond verblasst „Diane steht blass“ (V. 2). In der Ferne hört man Vogelgezwitscher. Das Lyrische Ich beschreibt, wie die Nacht langsam verschwindet und das Morgenrot der Sonne zu sehen ist und dabei die Welt in Farbe hüllt. Zudem fängt langsam alles an zu erwachen. Normalerweise steht die Farbe Rot für den Tod oder Gewalt. In älteren Geschichten erzählt man auch, dass die Sonnenröte die Bedeutung hat, dass am Tage zuvor Blut vergossen wurde. Doch in dieser Geschichte beschreibt das Rot der Sonne eher das Erwecken des Tages und steht für neuen Lebensmut, deshalb wird sie auch personifiziert und als „lachend“ (V. 2) dargestellt. Die Strophe dient als Einstieg in das Thema und in die Gefühlslage des lyrischen Ichs. Es wird wie ein langsames Erwachen der Welt durch den Sonnenaufgang dargestellt, was auch ein langsames Erwachen der Handlung ist. Die zweite Strophe erweckt den Eindruck, dass es hier doch nicht nur um einen Sonnenaufgang, sondern um das Auffahren in den Himmel geht. Das Leben erwacht nun aus der Dunkelheit (vgl. V. 5) und die Sonne ist, kommt nun immer mehr zum Vorschein „steckt sein Haupt empor“ (V. 6) Der See könnte nun der Weg zum Himmel sein. Da dieser meist als Schifffahrt dargestellt wird, da die Seele per Schiff in den Himmel auffährt. Zudem gibt weitere Anspielung wie die „dreimal höchste Macht“ (V. 7) welche für Gott, Jesus und den Heiligen Geist steht. Da die Sonne so genannt wird, ist ziemlich gut zu erkennen, dass die Sonne ein Symbol für Gott ist. Zu meiner Hypothese unterstützend ist auch, der darauffolgende Vers welcher besagt, wer sich vor Ehrfurcht vor dem Vater verneigt wird erleuchtet (vgl. V. 8). Dies ist auch ein bekanntes religiöses Ritual der Christen sich zu verneigen und zu Gott zu beten, dazu steht das „Erleuchten“ (V. 8) für die Segnung von Gott. Diese Strophe hat in religiöser Interpretation die Bedeutung, dass jeder, der Gott anerkennt, in den Himmel auffahren wird. Im Hinblick in das gesamte Gedicht bringt diese Strophe eine religiöse Bedeutung in die Erzählung und dient eher als Regel, die man zu befolgen hat.

Ab der dritten Strophe zeigt sich die Sprache des lyrischen Ichs eher als eine Aufforderung und Bitte. Das lyrische Ich bittet zur Sonne, oder auch zu Gott, die „Finsternis“ (V.10) und „Schmerzen“(V. 10) zu vertreiben. Das Lyrische Ich fleht um eine reine Seele und Kraft.

Interessant ist dabei vordergründig die letzte Aussage der Strophe, welche besagt „stärke mein Vertrauen“ (V. 11). Dadurch artikuliert das lyrische Ich, dass es Zweifel an einem Gott hat und die Hoffnung auf Erlösung mit der Zeit bei ihm schwindet.

Zuletzt kommt eine neue Person ins Spiel. Die/Der Geliebte(r) des Lyrischen Ichs. Das Lyrische Ich spricht nun zum Lyrischen Du und teilt ihm oder ihr mit, dass sein Ende naht und es bald sterben wird. Es soll eine Vorbereitung des lyrischen Dus auf den Tod des lyrischen Ichs sein und ihm es erleichtern. Deshalb möchte das lyrische ich auch den Tag ohne das lyrische Du verbringen (vgl. V. 12 f.), um es nicht weiter zu belasten. Im Ganzen hebt sich bei der letzten Strophe sehr von den Strophen zuvor ab, da nun keine Symbole und Metaphern in Form der Sonne und der Nacht verwendet werden und das lyrische Ich eher Klartext spricht. Man spürt die Liebe zwischen den Beiden und wie sehr das Lyrische Ich sich um das Lyrische Du kümmert und nur das Beste für ihn/sie will. Zudem sieht man an „mein Sonn, mein Licht“ (V. 12), dass das Lyrische Ich das Lyrische Du als eines seiner Lebensziele sieht und es sehr liebt. Dennoch möchte es bei seinem Verleben das Lyrische Du vor Augen haben und dessen Anblick mit in den Tod nehmen „mög ewig schaun“ (V. 12). Mit dieser Strophe wird das Gedicht nochmals in ein anderes Licht gerückt und man erkennt erst jetzt, worum es eigentlich die ganze Zeit geht. Vorher wurden nur geringfügige Anspielungen zum Tod gemacht, doch in dieser Strophe wird dieser erstmals erwähnt (V. 12). Somit hat die letzte Strophe eine besondere Bedeutung zur Erzählung, indem ein kleiner Wendepunkt vorliegt.

Setting:

Das Gedicht findet am Morgen statt und hat eine Zeitlänge von einer halben bis drei viertel Stunde, da zu Beginn die Nacht „vertreibe die dicke Nacht, die mein Seel umgibt“ (V. 9) noch wart und zu Ende hin dann die ganze Sonne „und strekt sein haupt empor, die strahlende pracht“ (V. 6) vom Lyrischen Ich gesehen wird. Da ein Sonnenaufgang 30 bis 45 min dauern kann, kann man gut das innere Zeitfenster des Gedichts zusammenfassen. Die Jahreszeit kann man gut zum Frühling ausmachen, da die Vögel beim Sonnenaufgang anfangen zu zwitschern (vgl. V. 4). Zudem befindet sich das Lyrische Ich vermutlich draußen an einem Gewässer „nun blinkern auf der see“(V. 7). Das Wetter ist klar und „(sanfte) Wind[ig]“ (V. 3), dennoch ist die Umgebung feucht, da zu einem schönen Morgenr[ö]t[e] (V. 2) eine große Luftfeuchtigkeit bestehen oder zuvor ein Gewitter oder Sturm getobt haben muss. Zudem ist die Atmosphäre eher fröhlich und wirkt aufbauend. Zur Nacht ist die Stimmung eher trübe (V. 10) und sehr grau. Dann baut die Stimmung immer weiter auf, je mehr Sonne zu sehen ist, desto mehr erweckt die Lebenslust und Hoffnung.

Autor:

Der Autor personifiziert sehr viele vorkommende Objekte wie die Sonne, die Sterne und der Mond. Dies lässt es so wirken als ob dort ein Konflikt zwischen den Sternen, dem Mond und der Sonne herrscht. Die Sonne, die den Mond anlacht und ihn blass erscheinen lässt hinter ihrer Schönheit und die Sterne, die dann schnell verschwinden. Die Sterne werden eher als eine sehr große Arme dargestellt „ewig helle schar“ (V. 1). Dazu schreibt der Künstler das Gedicht so, dass sich ein Aufbau der Handlung erkennen lässt. Zu Anfang ist alles noch etwas verschleiert und keine wirkliche Aussage ist findbar. Dies baut sich immer weiter auf, bis sich herausstellt, dass das Lyrische Ich dem Tode nah ist. Die Sätze werden immer klarer und deuten immer deutlicher darauf hin. Während man anfangs noch von einem Sonnenaufgang spricht, kommt es immer mehr zum Vorschein, dass man hier von Tod und Erlösung sowie das Auffahren in den Himmel spricht. Die dritte Strophe wirkt fast wie eine Beichte der bösen Taten des lyrischen Ichs, durch dies seine Seele zu befreien. Der Autor entfremdet sich mit der letzten Strophe von dem restlichen Teil des Gedichts, um wieder diesen Aufbau der Lyrik von einem sehr geschwungenen und bildhaften Text in ein doch menschliches Szenario umwandelt. Die letzte Strophe besteht nun nur noch aus zwei Personen und es liegt ein Wendepunkt vor, an dem es wirklich klar wird, worum es eigentlich geht. Und zwar macht dies das Gedicht zu einem Abschlussgruß und sozusagen eine letzte Amtshandlung des lyrischen Ichs.

Personen:

Das lyrische Ich ist auf den ersten Blick sehr religiös. Es appelliert daran, sich vor Gott zu verneigen und zu ihm zu beten (vgl. V. 8). Doch in der dritten Strophe erweckt es Zweifel an Gott. Man merkt ihm an, dass es damit zu kämpfen hat, wirklich an Gott festzuhalten. Dies lässt auf eine schwere Vergangenheit zurückführen. Das Lyrische Ich hat zudem eine dunkle und schwere Seele vgl. (9 f.). Damit sagt es aus, dass es viele Fehler begonnen hat und Menschen unrecht getan hat, doch nun betet es zu Gott, um die Seele ihres zu reinigen und zu erlösen. Zudem hat das Lyrische Ich eingesehen, dass es schlechtes getan hat und möchte mit dem Appell sich vor Gott zu verneigen (V. 8) andere auf den richtigen Pfad bringen und versuchen so seine Seele freizubekommen. In der letzten Strophe bemerkt man, wie selbstlos das Lyrische Ich ist, indem es versucht, dem Lyrischem Du sein Verleben herzhaft beizubringen und den Abschied so einfacher zu machen.

Das lyrische Du wird nur in der letzten Strophe bekannt gegeben. Es ist zu vermuten, dass es der oder die Geliebte des Lyrischen Ichs ist. Dies erkennt man vorwiegend daran, dass das Lyrische Ich sich sehr um es sorgt und es sehr liebt. Das Lyrische Du hat eine enge Verbindung zum Lyrischen Ich, da es dieses als seinen letzten Anblick in Erinnerung festhalten will.

Symbole:

Auffällig in der Geschichte ist, dass immer wieder auftretende Symbol der Sonne und des Morgens auftreten. Die Sonne steht hier als Erlösung und erwachen. Sie kommt in verschiedenen Formen vor und ist das Leitbild des Gedichts. Zum Beispiel wird sie als Gott und als Morgen dargestellt und als das lyrische Du verkörpert. So hat die Sonne eine nur positive Bedeutung und Erscheinung in dieser Lyrik.

Aussage:

Die Kernaussage des Gedichts ist hauptsächlich, dass Gott für einen da ist und der Tod eine Erlösung vom Leben und somit das Ziel des Lebens ist.

Schluss:

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Gedicht ein Abschiedsgedicht an das Lyrische Du ist und eine Erzählung des letzten Tages, welcher das Lyrische ich verlebt, ist. Es ist zum Teil sehr religiös, mit Riten und Sitten der katholischen Kirsche. Das lyrische Ich steckt auch voller Zweifel an einen Gott und das Leben danach. Dennoch sieht es den Tod als Erlösung an. Der Autor will aus religiöser Sicht zeigen, wie sich Menschen verhalten, wenn sie wissen, dass sie bald verleben müssen und wie diese dann versuchen alles zu tun, um ihre Seele reinzuwaschen und den Liebsten noch schöne Erinnerungen zu besorgen. Das Gedicht soll auch zeigen, wie sich jemand, der von der Bahn abgekommen ist, im Ende wieder zu Gott bekehren kann und seine Sünden verziehen werden. Ich empfinde den Aufbau des Gedichts als schön. Es regt dazu an, den Text immer wieder in neuen Perspektiven zu sehen und nicht nur eine Bedeutung finden zu können. Dies macht den Text auch sehr dramatisch. Dennoch bin ich nicht der religiöseste Mensch und finde religiöse Gedichte immer etwas fragwürdig und unbedacht, doch die Mischung aus Zweifel an Gott und Bekehrung zu ihm ist gelungen und fängt auch Atheisten ein.

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