Gryphius, Andreas - An die Welt (Gedichtanalyse)

Schlagwörter:
Andreas Gryphius, Gedichtinterpretation, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Gryphius, Andreas - An die Welt (Gedichtanalyse)
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Referat

An die Welt – Andreas Gryphius

An die Welt
von Andreas Gryphius

MEin offt bestürmtes Schiff der grimmen Winde-Spiel
Der frechen Wellen Baall / das schier die Flutt getrennet?
Komt vor der Zeit an Port / den meine Seele wil.
Offt / wenn vns schwartze Nacht im Mittag überfiell
Hat der geschwinde Plitz die Segel schier verbrennet!
Wie offt hab ich den Wind / vnd Nord’ vnd Sud verkennet!
Wie schadhafft ist der Mast / Steur-Rurder / Schwerdt vnd Kiell.
Steig auß du müder Geist / steig auß! wir sind am Lande!
Was graut dir für dem Port / itzt wirst du aller Bande
10 
Vnd Angst / vnd herber Pein / vnd schwerer Schmertzen loß.
11 
Ade / verfluchte Welt: du See voll rauer Stürme!
12 
Glück zu mein Vaterland / das stätte Ruh’ im Schirme
13 
Vnd Schutz vnd Frieden hält / du ewig-lichtes Schlos!

(„An die Welt“ von Andreas Gryphius ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.1 KB) zur Unterstützung an.)

Das Gedicht „An die Welt“ von Andreas Gryphius wurde im Jahr 1650 veröffentlicht und metaphorisiert den Verlauf des menschlichen Lebens, einschließlich des Todes. Die Schiffsfahrt symbolisiert den Lebensweg des lyrischen Ichs. Das Gedicht lässt sich sowohl zeitlich als auch thematisch in die Epoche des Barocks einordnen.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen, die jedoch für den Leser nicht offensichtlich erkennbar sind, da sie nicht durch Absätze gekennzeichnet sind. Die Strophen folgen dem Aufbau eines Sonetts, wobei die ersten beiden Strophen jeweils vier Verse und die letzten beiden Strophen jeweils drei Verse haben. Insgesamt umfasst das Gedicht also 14 Verse. Es gibt einen umarmenden Reim in den Quartetten und einen Schweifreim in den Terzetten. Zwei Enjambements sind im Gedicht zu finden (siehe V.10 ff. und V.13 ff.).

Die ersten beiden Strophen vermitteln eine bedrohliche Stimmung mit Ausdrücken wie „grimmen Winde Spil“ (V.1) und „Segel schir verbrannt“ (V.6), während die letzten beiden Strophen eher wie eine Erlösung wirken, da der Hafen den Tod symbolisiert. Der Gegensatz zwischen Bedrohung und Erlösung ist typisch für Gedichte aus der Barockzeit.

Das Gedicht „An die Welt“ von Andreas Gryphius enthält viele sprachliche Mittel. Dazu gehören Akkumulationen wie „Schaum“ und „Sandt“ (V.3) sowie „Angst“, „Pein“ und „schwerer Schmerz“ (V.11), die die Dringlichkeit des Todeswunsches und die Lage des lyrischen Ichs verdeutlichen. Durch Assonanzen wie „der Frechen Welten“ (V.2), „grimmen Winde Spil“ (V.1) und „der geschwinde Blitz“ (V.6) wird das Leben und die Last des lyrischen Ichs verdeutlicht. Der Parallelismus „Steig aus“, „Steig aus!“, der zugleich eine Anapher darstellt, verstärkt die Dringlichkeit und vermittelt den Eindruck von fehlender Geduld. Insgesamt verleiht die Verwendung sprachlicher Mittel dem Gedicht Lebendigkeit, fördert die Vorstellungskraft des Lesers und eröffnet mehr Interpretationsmöglichkeiten. Das Enjambement von Vers zehn zu Vers elf verspricht Erlösung von den Höhen und Tiefen des Lebens.

Der Titel „An die Welt“ ist passend gewählt, da das lyrische Ich die Welt und die Position des Menschen beschreibt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das lyrische Ich in einer Welt voller schlechter Menschen nicht zurechtkommt und beschließt, sein Leben zu beenden. Das Gedicht „An die Welt“ kann eindeutig der Epoche des Barocks zugeordnet werden, da es sich um ein Sonett handelt und die typische Gedichtsform aufweist. Zudem besteht ein Kontrast zwischen Bedrohung und Erlösung. Ein typisches Motiv ist Memento Mori, das hier ebenfalls verwendet wird und die Vergänglichkeit symbolisiert, wobei der Tod im Hafen gemeint ist.

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