Das zerbrochene Ringlein von Joseph von Eichendorff

In einem kühlen Grunde
Da geht ein Mühlenrad,
Mein Liebste ist verschwunden,
Die dort gewohnet hat.
 
Sie hat mir Treu versprochen,
Gab mir ein'n Ring dabei,
Sie hat die Treu gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.
 
Ich möcht als Spielmann reisen
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Weit in die Welt hinaus,
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Und singen meine Weisen,
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Und gehn von Haus zu Haus.
 
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Ich möcht als Reiter fliegen
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Wohl in die blutge Schlacht,
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Um stille Feuer liegen
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Im Feld bei dunkler Nacht.
 
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Hör ich das Mühlrad gehen:
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Ich weiß nicht, was ich will –
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Ich möcht am liebsten sterben,
20 
Da wärs auf einmal still!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Das zerbrochene Ringlein“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1810
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das zerbrochene Ringlein“ von Joseph von Eichendorff handelt vom gebrochenen Versprechen der Liebsten und von dem Unwohlsein des lyrischen Ichs. Der Refrain „Mein Ringlein sprang entzwei“ kehrt immer wieder in dem Gedicht zurück und stellt den symbolischen Bruch deutlich heraus.

Im ersten Teil schildert das lyrische Ich eine mühselige Reise in einen dunklen und kühlen Grund, in dem die Liebste gewohnt haben soll. Der Versuch, seine Traurigkeit und Sehnsucht zu überwinden, findet keine Erlösung. Denn die Liebste hat ihm Treue versprochen und einen Ring geschenkt, der ein Symbol der Liebe darstellt. Als sie jedoch ihr Versprechen bricht, zerbricht auch der Ring und das Herzzerbrechen artikuliert sich schließlich im Chorus.

Im zweiten Teil des Gedichtes ist besonders interessant, wie das lyrische Ich versucht, seine Situation zu ändern. Er möchte als Spielmann oder Reiter fliegen, aber er findet keine Erlösung, egal wo er hinkommt. Jedes Mal, wenn er das Mühlengeläut hört, will er sterben, nur um der Traurigkeit zu entkommen. Die ständigen Wiederholungen des Refrains vermitteln die emotionale Verzweiflung des lyrischen Ichs.

Im letzten Teil des Gedichts wird deutlich, wie wichtig die Liebste für das lyrische Ich war und wie deren Verrat ihn innerlich zerrissen hat. Er kann nicht mehr akzeptieren, dass die Liebste ihr Versprechen gebrochen hat und sein Ring zerbrochen ist. So findet er weder als Spielmann noch als Reiter Trost und möchte am Ende sterben, um die Traurigkeit zu vergessen.

Insgesamt zeigt „Das zerbrochene Ringlein“ von Joseph von Eichendorff, wie schwer es ist, den Verrat und die Enttäuschung durch eine gebrochene Liebe zu verarbeiten. Das lyrische Ich versucht, durch Reisen den Schmerz zu überwinden, aber es findet nirgendwo Trost. Schließlich bleibt nur die Sehnsucht nach dem Tod, um die Traurigkeit zu beenden.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Das zerbrochene Ringlein“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Der Autor Joseph von Eichendorff wurde 1788 geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1810 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis spät in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte umfangreiche Auswirkungen auf Literatur, Musik, Philosophie und Kunst jener Zeit. Die Romantik wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Welt, die sich durch die beginnende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. Beispielsweise gilt die Blaue Blume als das zentrale Motiv der Romantik. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für viele weitere Motive dieser Epoche: Vergänglichkeit, Tod und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das 96 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Der Dichter Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Lied“, „Mondnacht“ und „Morgengebet“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das zerbrochene Ringlein“ weitere 395 Gedichte vor.

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