Auf einer nahen Anverwandtin Tod von Andreas Gryphius

Der Frühling meiner Zeit und Anfang erster Tage
Verschwand in Angst und Ach und rauher Traurigkeit/
Mein Weinen und Verstand bejammerte die Plage/
Die mir auf dieser Welt die rauhe Noth bereit.
So bald sich die Vernunft fand in ein besser Wesen/
Und der gezierte Leib zu etwas Kräfften kam/
Lernt ich der Menschen Leid aus fremden Unfall lesen/
Aus dem ich eigne Furcht und Hoffnung an mich nahm/
Bald brach der Jammer an mit ungeheurem Leiden/
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Das schnelle Wetter fiel auf mich noch zarte Blum/
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Man zwang von Grab und Haus der Eltern mich zu scheiden/
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Und gab in fremde Macht mein freyes Eigenthum.
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Da hab ich Welt und Tod bey zweyer Männer Leichen/
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Und in der Einsamkeit der Freunde Treu erkennt.
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Ach Menschen! eure Gunst stirbt eh als wir erbleichen/
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Gleich wie der Thau verraucht wenn nun der Mittag brennt.
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Der Schmertzen grimme Qual/ des Vaterlandes Aschen/
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Dieselbe raubten mir die treffliche Gestalt/
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Indem ich stets mich must aus heissen Thränen waschen/
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Verdorret ich und ward vor meinem Alter alt.
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Hier ruh ich dann die hier kaum eine Ruh genossen/
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Und finde was umsonst die trübe Welt begehrt:
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Das Leben hätt ich wohl noch viel zu früh beschlossen/
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Wenn Gott ein bessers mir dort oben nicht beschert.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Auf einer nahen Anverwandtin Tod“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
209
Entstehungsjahr
1616 - 1664
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Andreas Gryphius ist der Autor des Gedichtes „Auf einer nahen Anverwandtin Tod“. Im Jahr 1616 wurde Gryphius in Glogau geboren. Im Zeitraum zwischen 1632 und 1664 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis etwa 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei Abschnitte unterteilen: Früh-, Hoch- und Spätbarock. Der Dreißigjährige Krieg war ein Territorial- und Religionskrieg in Europa, der für Elend, Zerstörung und Tod sorgte. Dazu kamen Zerfall der Wirtschaft und die Pest, welche das Unheil während des Dreißigjährigen Krieges nur noch verschärfte. Speziell Pest und Krieg im Barock zeigen auch ein prägendes Merkmal auf: der Gegensatz. Zum einen Armut, Tod und Elend, zum anderen Prunk, Glanz und Macht. So lebte die normale Bevölkerung in größtenteils bitterer Armut, während Adelige einen verschwenderischen Lebensstil bevorzugten. Die Epoche des Barocks vollzog einen Wandel von lateinischer zu deutscher Literatur. Die bedeutsamste Literaturform des Barocks war dabei die Lyrik. Das Sonett war die häufigste Gedichtform, die genutzt wurde. Bedeutende Vertreter des Barocks waren etwa: Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Martin Opitz, Andreas Gryphius, Christian Weise und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.

Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 209 Worte. Der Dichter Andreas Gryphius ist auch der Autor für Gedichte wie „An Jolinden“, „An den gecreutzigten Jesum“ und „An den gefangenen Dicaeus“. Zum Autor des Gedichtes „Auf einer nahen Anverwandtin Tod“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 461 Gedichte vor.

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