Der Tod von Andreas Gryphius

WAs hilfft die gantze Welt / Mensch! deine Stunde schlegt!
Zwar ehr als du vermeynt! doch wer muß nicht erbleichen?
Nun wird die Schönheit Rauch; nun muß die Tugend weichen /
Nun ist dein Adel Dunst / die Stärcke wird bewegt!
Hier fällt auff eine Baar der Hutt vnd Krone trägt
Hier feilt die grosse Kunst / kein Tagus schützt die Reichen.
Man siht kein Alter an / die gantz verstellte Leichen
(O Freunde! gutte Nacht!) wird in den Staub gelegt
Du scheidest! gantz allein! von hier! / wohin! so schnelle!
10 
Diß ist deß Himmels Bahn! die öffnet dir die Helle!
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Nach dem der strenge Printz sein ernstes Vrtheil hegt.
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Nichts bringst du auff die Welt / nichts kanst du mit bekommen:
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Der einig’ Augenblick hat / was man hat / genommen.
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Doch zeucht dein Werck dir nach / Mensch! deine Stunde schlägt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Der Tod“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
133
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht trägt den Titel „Der Tod“ und stammt aus der Feder von Andreas Gryphius, einem der bedeutendsten Dichter des Barock. Er lebte von 1616 bis 1664, das Gedicht ist somit dem 17. Jahrhundert zuzuordnen.

Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht recht düster und ernst, da es sich mit dem unvermeidbaren, endgültigen Schicksal aller Menschen auseinandersetzt: dem Tod.

Inhaltlich geht es im Gedicht darum, dass weltliche Dinge wie Schönheit, Tugend, Adel, Stärke und Reichtum im Angesicht des Todes bedeutslos werden. Der Tod ist für alle gleich, er unterscheidet nicht zwischen arm und reich, jung und alt. Man kann nichts Materielles aus der Welt mitnehmen, wenn man stirbt. Obwohl das lyrische Ich diese Wahrheit offenbart, bleibt es dabei nicht in der Dunkelheit stehen. Es betont die Wichtigkeit des Erbes, das man hinterlässt. Heißt es doch am Ende „Doch zeucht dein Werck dir nach / Mensch! deine Stunde schlägt.“. Es ist also die Art und Weise, wie man gelebt hat und was man in der Welt getan hat, das zählt und einem über den Tod hinaus überdauert.

Das Gedicht ist in Form einer einzigen, vierzehnverseigen Strophe gehalten, eine Struktur, die als Sonett bekannt ist und häufig in der Barockzeit eingesetzt wurde. Es handelt sich um ein Alexandriner-Sonett, was sich durch die sechshebigen Verse mit Zäsur nach der dritten Hebung kennzeichnet. Die Sprache des Gedichts ist gehoben und ernst, was zum Thema des Todes passt. Gryphius nutzt starke und bildhafte Ausdrücke, um seine Botschaft zu vermitteln. So wird etwa der Tod als „strenge Printz“ bezeichnet, der sein „ernstes Urtheil“ fällt.

Insgesamt ist „Der Tod“ von Andreas Gryphius ein starkes, nachdenklich stimmendes Gedicht, das die Vergänglichkeit des Lebens betont und gleichzeitig daran erinnert, dass nicht das Materielle, sondern das eigene Handeln und Schaffen den wahren Wert des Lebens und des Erbes ausmachen.

Weitere Informationen

Andreas Gryphius ist der Autor des Gedichtes „Der Tod“. Im Jahr 1616 wurde Gryphius in Glogau geboren. 1658 ist das Gedicht entstanden. In Breßlau ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Das Wort Barock stammt vom portugiesischen Wort „barroco“ ab und bedeutet „schiefrunde Perle“. Die Bezeichnung für barock im Sinne eines Adjektivs wurde anfänglich abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Epochenbezeichnung setzte sich erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch und gibt der Literaturepoche zwischen 1600 und 1720 den Namen. Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte Deutschland einen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Verfall. Etwa ein Drittel der Bevölkerung kam in der Zeit ums Leben. Dafür waren nicht etwa hohe Kriegsverluste verantwortlich, sondern das Wüten der Pest in nahezu allen Städten des Landes. Es herrschte im Barock ein antithetisches Weltbild. Luxus und Verschwendung im Leben der Adeligen standen Leid und Armut innerhalb der einfachen Bevölkerung gegenüber. Die Literatur des Barocks war ebenso gekennzeichnet von inhaltlichen Widersprüchen. Jenseits und Diesseits standen sich ebenso gegenüber wie Spiel und Ernst oder etwa Schein und Sein. In Deutschland kam es durch den Barock zu einer Ablösung des Lateinischen in der Literatur - einschließlich der philosophischen und wissenschaftlichen Literatur - durch das Deutsche. Bedeutsame Vertreter des Barocks waren etwa: Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Christian Weise, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen und Andreas Gryphius.

Das 133 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „An H. Christoph von Dihr“, „An Jolinden“ und „An den gecreutzigten Jesum“ sind weitere Werke des Autors Andreas Gryphius. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Tod“ weitere 463 Gedichte vor.

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