Bestimmung von Alexis Aar

Nun ist es Nacht: du aber sinnst
Allein im dunklen Schlafgemach
Gar manchem süßen Traumgespinnst
Und manchem stillen Räthsel nach.
 
Du seufzst, und dennoch duldest du,
Daß sie dir immer wieder nahn,
Da sie zum Herzen ohne Ruh
Sich brechen unverhaltne Bahn.
 
Und über's blühnde Angesicht
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Rollt eine schwere Thräne hin,
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Umsonst! du findest grübelnd nicht
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Des eignen Lebens Zweck und Sinn.
 
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Du ahnst es nicht, daß, der dich schuf,
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Der Gott mit seiner güt'gen Hand,
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Dir gab den herrlichsten Beruf,
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Den diese nicht'ge Welt gekannt:
 
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Daß an dein süßes Leben sich
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Festklammernd eine Seele hält,
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Wenn ihr die eigne Kraft entwich,
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Zu widerstehn dem Sturm der Welt.
 
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Du ahnst nicht, daß im fernen Land
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Dein Bild, von Liebe still gehegt,
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Ein Knabe, den du kaum gekannt,
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Als einzig Gut im Herzen trägt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Bestimmung“

Autor
Alexis Aar
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
133
Entstehungsjahr
1853 - 1916
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Bestimmung“ wurde von Alexis Aar verfasst, der von 1853 bis 1916 lebte. Dies deutet darauf hin, dass es wahrscheinlich aus der Epoche des Realismus oder des Naturalismus stammt.

Auf den ersten Eindruck erscheint das Gedicht melancholisch und introvertiert, da es scheinbar eine Person beschreibt, die allein in einem dunklen Raum sitzt und über das Leben nachdenkt.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einem lyrischen Ich, das sich in einer Phase der Selbstreflexion und introspektiven Suche nach dem Sinn des Lebens befindet. Es ist Nacht und das lyrische Ich denkt nach, geplagt von schweren Gedanken, den „süßen Traumgespinsten“ und „stillen Rätseln“. Trotz der Schwere und der Trübsal, die es empfindet, zeigt das lyrische Ich eine gewisse Ausdauer und Toleranz gegenüber diesen Gedanken. Es ahnt nicht, dass sein Leben einen Wert hat, dass es der Anker für eine andere Seele ist und dass es in einem fernen Land von einem jungen Mann geliebt und als einziges Gutes in seinem Herzen getragen wird.

Die Form des Gedichts ist recht regelmäßig, da jede Strophe aus vier Versen besteht. Die Sprache des Gedichts ist eher formell und antiquiert, wie man an der Schreibweise von bestimmten Wörtern wie „Räthsel“, „Thräne“ und „güt'gen“ erkennen kann.

Die Aussage des Gedichts scheint darauf hinzudeuten, dass jeder Mensch einen Zweck und eine Bedeutung im Leben hat, selbst wenn er oder sie das nicht immer selbst sieht oder spürt. Es vermittelt die Botschaft, dass wir nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere Menschen wichtig sind, dass unsere Existenz einen Einfluss auf das Leben anderer Menschen hat und dass wir in ihren Herzen wertvoll und relevant sind.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Bestimmung“ ist Alexis Aar. 1853 wurde Aar in Radeberg (bei Dresden) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1869 und 1916. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 133 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Alexis Aar ist auch der Autor für Gedichte wie „Sirenenlied“, „Semiramis“ und „Alarich auf der Akropolis“. Zum Autor des Gedichtes „Bestimmung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 10 Gedichte veröffentlicht.

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