Studententraum von Alexis Aar

Mir träumt’, ich hätt’ einen Onkel
In Süd-Amerika,
Der wäre als reicher Kaufherr
Gestorben am Podagra.
 
Auf seinem Totenbette,
Da hätt’ er röchelnd gesagt:
»Ihr Herren, ’s ist alles eitel,
Darum man sich schindet und plagt.
 
»Ich habe Millionen gesammelt
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Und muss nun doch hinweg;
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So will ich mein Geld denn vermachen
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Für einen milden Zweck!
 
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»Ich hab’ einen lieben Neffen
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Im durstigen deutschen Land:
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Dem sei mein grosses Vermögen
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Grossmütiglich zugewandt.«
 
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Doch hätt’ er eine Klausel.
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Voll frommen Sinns erdacht:
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Ich müsste das Geld verzechen
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In einer einzigen Nacht.
 
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Mit glühend durstiger Kehle
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Wacht’ ich vom Schlummer auf:
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Ach, lebtest du, guter Onkel,
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Und stürbst auch gleich darauf!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Studententraum“

Autor
Alexis Aar
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
1904
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorgestellte Gedicht „Studententraum“ wurde von Alexis Aar verfasst, einem Dichter, der am 10. Februar 1853 geboren wurde und am 10. Oktober 1916 starb. Daher ist dieses Gedicht zeitlich in das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert einzuordnen.

Beim ersten Lesen des Gedichts spürt man augenscheinlich eine Art Traumhaftigkeit und Surrealität. Der Titel „Studententraum“ führt den Leser in diese Richtung. Kombiniert mit einer gewissen Ironie und Humor im Umgang mit dem reich geerbten Onkel, hinterlässt das Gedicht einen eindrücklichen, wenn auch humorvoll-zynischen Eindruck.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einem Studierenden, der von einem reichen Onkel in Südamerika träumt, der an Gicht (Podagra) stirbt. Auf seinem Sterbebett, bereut der Onkel seine eitlen Lebensgewohnheiten und entscheidet, sein beträchtliches Vermögen einem guten Zweck zu vermachen, welcher sein lieber Neffe, das lyrische Ich, ist. Aber es gibt eine Klausel, dass der Neffe das ganze Geld in einer Nacht ausgeben muss.

Das lyrische Ich spekuliert über diesen hypothetischen Onkel und die Möglichkeit, eine immense Summe Geldes zu erben. Gleichzeitig stellt das lyrische Ich die Sinnlosigkeit solcher Träume und Wünsche dar und vergleicht sie mit der Realität.

Das Gedicht ist in sechs Strophen mit je vier Versen unterteilt und weist dadurch eine sehr strukturierte und geordnete Form auf. Die Sprache des Gedicht ist umgangssprachlich und einfach gehalten. Der Dichter nutzt Ironie und leichten Sarkasmus, vor allem in den Versen 21 bis 24, um den heiklen, zynischen Ton weiter zu betonen und den Wunsch des lyrischen Ichs auf ironische Weise darzustellen.

Das Gedicht bietet einen interessanten Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt eines Studierenden, der von einer großen finanziellen Verbesserung seines Lebens träumt, aber gleichzeitig die Realität der Situation versteht und dies auf ironische und humorvolle Weise zum Ausdruck bringt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Studententraum“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Alexis Aar. Geboren wurde Aar im Jahr 1853 in Radeberg (bei Dresden). Im Jahr 1904 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 109 Worte. Die Gedichte „Herbstlied“, „Der Pilger“ und „Bestimmung“ sind weitere Werke des Autors Alexis Aar. Zum Autor des Gedichtes „Studententraum“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 10 Gedichte vor.

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