Abschied von Alexis Aar
1 |
Noch einmal laß uns Blicke tauschen, |
2 |
Noch einmal sieh so gut mich an! |
3 |
Der letzte Kuß soll uns berauschen, |
4 |
Wie's nur der erste einst gethan. |
5 |
Die süße Liebe, blind geboren, |
6 |
Bleibt nicht für alle Zeiten blind, |
7 |
Und mit dem Sehn ist sie verloren |
8 |
Leb' wohl, du gutes, liebes Kind! |
|
|
9 |
Das ist des Schicksals ew'ges Walten, |
10 |
Ein volles Glück vergönnt es nie. |
11 |
Doch eh' die Herzen uns erkalten, |
12 |
Ist's besser, daß ich weiter zieh'. |
13 |
Dein Tüchlein weht, bis ich mich wende; |
14 |
Verhüllen wird es dann geschwind |
15 |
Der Augen letzte Liebesspende |
16 |
Leb' wohl, du gutes, liebes Kind! |
Details zum Gedicht „Abschied“
Alexis Aar
2
16
95
1853 - 1916
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Abschied“ wurde von dem österreichischen Lyriker Alexis Aar verfasst, der von 1853 bis 1916 lebte. Das Werk lässt sich somit der Epoche des Realismus zuordnen, in der Mensch, Natur und Gesellschaft realistisch und möglichst objektiv dargestellt wurden.
Der erste Eindruck von dem Gedicht ist, dass es sehr melancholisch und schwermütig ist. Es behandelt das Thema Abschied und Trennung, was in der Regel mit Trauer und Schmerz verbunden ist. Die eindringliche Sprache und die Wiederholung der Phrase „Leb' wohl, du gutes, liebes Kind!“ unterstreichen die Intensität dieser Gefühle.
Inhaltlich handelt das Gedicht von einem Abschied zwischen Liebenden. Das lyrische Ich spricht dabei direkt die geliebte Person an und betont die Tiefe und Ehrlichkeit seiner Gefühle. Der erste Versabschnitt ist geprägt von der Aufforderung, sich noch einmal intensiv in die Augen zu sehen und den letzten Kuss so intensiv zu erleben, wie den ersten. Das lyrische Ich weist darauf hin, dass die „blinde“ Liebe nicht ewig blind bleibt und Liebe mit dem Erkennen, womöglich des anderen, verloren geht. Mit diesem Hintergrund nutzt das lyrische Ich den Abschied, um die Liebe in Erinnerung zu bewahren.
Im zweiten Versabschnitt wird das Abschiednehmen auf das unvermeidliche Schicksal zurückgeführt, das es nie erlaubt ein dauerhaftes Glück zu erfahren. Das Gedicht schließt mit der Aussage, dass ein rechtzeitiger Abschied besser ist, bevor die Gefühle kalt werden und aufhören zu existieren.
Das Gedicht ist in zwei Strophen gegliedert, jede mit acht Versen. Es weist einen regelmäßigen Rhythmus und einen klaren Reim (abab) auf. Die Sprache des Gedichts gestaltet sich recht schlicht und unverschnörkelt, was der tiefen Emotionalität des Inhalts Ausdruck verleiht. Die wiederkehrende Anrede „du gutes, liebes Kind“ hat einen fast schon zärtlichen, liebevollen Klang und dient vermutlich dazu, die Nähe und Innigkeit zwischen dem lyrischen Ich und der geliebten Person zu unterstreichen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass „Abschied“ ein sehr gefühlvolles, tiefgründiges und in seiner Einfachheit dennoch sehr ausdrucksstarkes Gedicht ist. Es ermöglicht einen intensiven Einblick in die Gefühlswelt des lyrischen Ichs und regt den Leser dazu an, über die Vergänglichkeit von Beziehungen und das Wesen der Liebe nachzudenken.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Abschied“ des Autors Alexis Aar. 1853 wurde Aar in Radeberg (bei Dresden) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1869 und 1916. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 95 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Alexis Aar sind „Semiramis“, „Alarich auf der Akropolis“ und „Abendglocken“. Zum Autor des Gedichtes „Abschied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 10 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Weitere Gedichte des Autors Alexis Aar (Infos zum Autor)
- Soldaten kommen
- Studententraum
- Wilder Ritt
- Herbstlied
- Der Pilger
- Bestimmung
- Sirenenlied
- Semiramis
- Alarich auf der Akropolis
- Abendglocken
Zum Autor Alexis Aar sind auf abi-pur.de 10 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt