Der Pilger von Alexis Aar

Inbrünstig suchst du den heiligen Gral
Und mußt es verschweigen: das ist die Qual.
 
Du weißt, nur dort ist das Heil dir bereit,
Udn mußt es verhehlen für alle Zeit.
 
Du darfst keiner menschlichen Seel' es vertrau'n,
Sonst wirst du verlacht von Männern und Frau'n.
 
Sie dürfen nicht sehn, wie du suchst nach dem Glück,
Sie hielten dich sonst gewaltsam zurück.
 
Du darfst es nicht nennen, dein Ideal,
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Im Munde der Leute, wie klingt es so schal!
 
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Und wird es den Zungen der Menschen zum Raub,
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Die treiben's umher wie der Herbstwind das Laub.
 
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Und Vetter und Base hält drüber Gericht
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Mit Pfaffen und Schelmen und jeglichem Wicht.
 
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Am End' ist's verlästert von Jedermann,
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Und du selber verlierest den Glauben daran.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Der Pilger“

Autor
Alexis Aar
Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
121
Entstehungsjahr
1853 - 1916
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Pilger“ wurde von Alexis Aar verfasst, der am 10. Februar 1853 geboren wurde und am 10. Oktober 1916 starb. Dies ordnet das Gedicht zeitlich in die Epoche des Naturalismus ein.

Das erste Gefühl, das bei der Betrachtung des vorliegenden Gedichts aufkommt, ist ein Gefühl der Strenge und Ernsthaftigkeit. Das lyrische Ich scheint in einer Art Konflikt oder innerer Qual gefangen zu sein, die mit dem Verfolgen eines großen, jedoch heimlichen Zieles zusammenhängt.

In einfachen Worten erzählt das Gedicht die Geschichte eines Wandersmanns oder Pilgers, der einen heiligen Gral oder ein Ideal sucht. Allerdings ist diese Suche eine private, fast heimliche Unternehmung, da er seine Absichten vor anderen verbirgt. Er fühlt, dass er sein Streben niemandem anvertrauen kann, aus Angst, verlacht oder zurückgehalten zu werden. Die Bedeutung seines Ideals würde in den Mündern anderer Menschen verändert oder sogar missbraucht werden. Er hat Angst, dass seine Überzeugungen durch die Meinungen anderer verfälscht werden und dass er am Ende selbst seinen Glauben daran verliert.

Formal ist das Gedicht in acht Strophen mit je zwei Versen gegliedert. Es folgt kein sichtbares Reimschema und auch der Rhythmus ist nicht durchgehend gleich.

Die Sprache des Gedichts ist relativ einfach und direkt mit einem leicht feierlichen Ton. Es enthält eine klare und eindringliche Botschaft über die Gefahren von Kritik und Missverständnissen. Sie spiegelt die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs wider, das sich zwischen dem Wunsch, sein Ideal zu verwirklichen, und der Angst, es preiszugeben, hin- und hergerissen fühlt.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass das Gedicht eine eindrucksvolle Darstellung des Kampfes einer Person um ihr Ideal ist und gleichzeitig die Problematik der öffentlichen Meinung und ihre mögliche Auswirkung auf die individuelle Überzeugung aufzeigt.

Weitere Informationen

Alexis Aar ist der Autor des Gedichtes „Der Pilger“. Der Autor Alexis Aar wurde 1853 in Radeberg (bei Dresden) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1869 und 1916. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 121 Worte. Alexis Aar ist auch der Autor für Gedichte wie „Semiramis“, „Alarich auf der Akropolis“ und „Abschied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Pilger“ weitere 10 Gedichte vor.

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