Semiramis von Alexis Aar

Im Euphratschilf tönt Unkensang,
Grabhügel ziehn sich den Strom entlang.
Und aus den Gräbern steigen
Die Geister zum nächtigen Reigen.
 
In zahllos strahlender Lichter Pracht
Glänzt Babylon`s Herrscherpalast durch die Nacht.
Die Geister flüstern und schauen's
Mit Blicken voll lüsternen Grauens:
 
?Schon wieder ein Fest und wieder ein Held,
10 
?Der ihrem höllischen Zauber verfällt,
11 
?Und wieder, vor Tages Helle,
12 
?Bei uns ein neuer Gesell!
 
13 
?Jetzt trinkt er das Glück - und, ist es vorbei,
14 
?Wozu noch des Lebens Einerlei?
15 
?Er lag in Semiramis' Armen!
16 
?Wir kennen der Herrin Erbarmen."
 
17 
Starr blicken sie hin, - da regt sich das Thor,
18 
Draus schreiten Sclaven mit Fackeln hervor.
19 
Sie tragen ein Tuch von Linnen
20 
Und einen Todten darinnen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Semiramis“

Autor
Alexis Aar
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
116
Entstehungsjahr
1853 - 1916
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Semiramis“ ist Alexis Aar, ein Dichter des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Bei einer ersten Betrachtung drängt sich eine düstere, geheimnisvolle und fasznierende Atmosphäre auf.

Der Inhalt des Gedichts entführt uns ins antike Babylon und an die Ufer des Flusses Euphrat. Es erzählt von Geistern, die aus Gräbern beim nächtlichen Tanz aufsteigen. Babylon, repräsentiert durch einen prächtigen Palast, ist der Schauplatz, von dem die Geister begeistert und mit Grauen erfüllt sind. Ein neuer Held erlebt ein Fest und fällt den verführerischen Kräften der Herrin Semiramis und ihrem tödlichen Charme zum Opfer. Der Festgast wird getötet und sein Leichnam wird von Sklaven auf einem Leinentuch hervorgebracht.

Das lyrische Ich scheint die Rolle des Erzählers einzunehmen und offenbart die dunkle Seite der verführerischen Semiramis. Semiramis wird als kaltherzig und unmenschlich dargestellt, die Männer für ihr Vergnügen benutzt und sie dann tötet. Es ist die krasse Kontroverse zwischen der prunkvollen Herrlichkeit Babylons und der grausamen Schönheit Semiramis, die das lyrische Ich hier ausdrücken möchte.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist sehr bildhaft und gibt einen Eindruck von einer geheimnisumwobenen Szene in einer vergangenen Zeit. Die Worte des Dichters schaffen einen düsteren, unheimlichen und zugleich faszinierenden Eindruck von der antiken Welt, in der die Menschlichkeit vor der Schönheit und Macht einer Frau, der legendären Semiramis, zurücktritt. Hier findet man ein effektives Spiel mit Metaphern und Symbolen.

Weitere Informationen

Alexis Aar ist der Autor des Gedichtes „Semiramis“. Geboren wurde Aar im Jahr 1853 in Radeberg (bei Dresden). Im Zeitraum zwischen 1869 und 1916 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 116 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere Werke des Dichters Alexis Aar sind „Studententraum“, „Wilder Ritt“ und „Herbstlied“. Zum Autor des Gedichtes „Semiramis“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 10 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Alexis Aar (Infos zum Autor)

Zum Autor Alexis Aar sind auf abi-pur.de 10 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.