Dem Jahre von Johann Karl Wilhelm Geisheim

Ernst ist die Zeit; und wären wir von heuer,
Uns könnte bange sein;
Doch uns, so lang’ geprüft in Fluth und Feuer,
Schreckt keine Zeit mehr ein.
 
Denn welche wär’ denn nicht schon da gewesen
In des Jahrhunderts Krieg?
Aus schwerem Leid sind wir stets neu genesen
Durch unsers Willens Sieg.
 
Was hätten wir uns aber denn errungen
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Im langen Kampf der Zeit,
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Wär’s nicht der Geist, der kühn und unbezwungen
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Aufblickt in Freud’ und Leid.
 
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Sonst würde ja das Leben nur ein Zittern,
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Endloses Zagen sein;
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Denn kein Franklin kann je uns von Gewittern,
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Nur von der Furcht befrein.
 
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Ging in der Freud’ uns oft der Geist verloren,
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Von Erdenwünschen matt,
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So wird er dann schwungkräftig neu geboren,
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Wenn er zu kämpfen hat.
 
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Es fühlt der Geist, nur er sei kampfbeständig,
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In ihm nur sei die Kraft;
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Durch ihn nur wird das Werk der Zeit lebendig,
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Und dem Verfall entrafft.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Dem Jahre“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
152
Entstehungsjahr
1839
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Dem Jahre“ stammt von Johann Karl Wilhelm Geisheim, einem deutschen Dichter aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Geisheims Zeitgenossenschaft mit der Heranbildung des deutschen Nationalstaates könnte sich auf seine Inhalte und Ausdrucksweise ausgewirkt haben.

Schon bei der ersten Lektüre fällt die Ehrfurcht vor der Zeit und ihre unaufhaltsame Kraft auf. Trotzdem schwingt auch eine gewisse Zuversicht mit, die dem lyrischen Ich offenbar durch die erfolgreiche Bewältigung vergangener Kämpfe und Krisen gegeben ist.

Inhaltlich thematisiert das Gedicht den unvermeidlichen Lauf der Zeit und die Prüfungen, die sie mit sich bringt. Das lyrische Ich betont jedoch, dass es sich durch keine Zeit mehr einschüchtern lässt, da es schon viele Herausforderungen erfolgreich gemeistert hat. Dabei hebt es die Bedeutung des eigenen Willens und des unbeugsamen Geistes hervor. Ohne diesen würde das Leben nur aus Angst und Zagen bestehen.

Der Form nach handelt es sich um ein durchgereimtes Gedicht mit sechs gleich gebauten Strophen zu je vier Versen. Dabei folgt die Reimstruktur dem Muster ABAB. Die Sprache ist pathetisch und aufwändig, was den ernsten Ton des Gedichts unterstützt.

Eine wichtige Botschaft des Gedichts ist die Kraft des eigenen Geistes und Willens im Angesicht von Herausforderungen und Schwierigkeiten. Das lyrische Ich stellt fest, dass es dem Leben nur durch diese innere Stärke Kämpfen und Prüfungen erfolgreich begegnen kann. So erschafft der Geist, als einziger in der Lage, standhaft zu bleiben, das Lebenswerk und hält den Verfall ab.

Insgesamt vermittelt das Gedicht einen Eindruck von Tapferkeit, Widerstandsfähigkeit und Selbstbewusstsein. Es ist ein Appell, sich den Herausforderungen des Lebens mutig zu stellen und sie mit dem unbeugsamen Geist zu überwinden. Das könnte auch als ein Echo der politischen und sozialen Kämpfe seiner Zeit gesehen werden. Es spiegelt den Glauben an den Fortschritt und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wider, die die deutsche Bevölkerung in dieser bewegten Epoche antrieb.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Dem Jahre“ von Johann Karl Wilhelm Geisheim. Im Jahr 1784 wurde Geisheim in Breslau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1839 zurück. Der Erscheinungsort ist Breslau. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 152 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Johann Karl Wilhelm Geisheim ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Schlittschuhfahrer“, „Die Sternbilder“ und „Emancipation“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Dem Jahre“ weitere 29 Gedichte vor.

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