Der Wintergarten von Johann Karl Wilhelm Geisheim

Die Nächte wurden länger,
Die Gartenlust war aus;
Die Fluren wurden bänger,
Wir floh’n in’s Winterhaus.
 
Da hab’ ich einen Garten
Im Hause längst gesehn,
Drinn Blumen aller Arten
Bei grünen Bäumen stehn.
 
Dort war es wie im Lenze,
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Wenn Blüth’ und Blatt sich regt,
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Und lust’ger Vögel Tänze
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Den Lerchenschlag bewegt.
 
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Wie Abendlicht die Bäume
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Durchblitzt und golden mahlt,
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Vom Glanz’ der Frühlingsträume
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Sah ich mich dort umstrahlt.
 
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Fort war des Ernstes Schwere,
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Nur lenzig war mein Sinn;
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Bald hüpft’ ich mit, als wäre
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Der Kuckuck ich darinn.
 
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Denn wißt, der Frühlingsgarten
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Den ich vermeint’ zu schau’n,
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Die Blumen aller Arten
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Sind unsre lieben Frau’n.
 
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Den Traum der Frühlingslichter
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Weckt schöner Augen Glanz;
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Die fröhlichen Gesichter
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Sind Laub und Blumenkranz.
 
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Laßt uns der Blumen warten,
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Und ihres Schmucks uns freu’n
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Und in dem Wintergarten
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Recht oft den Lenz erneu’n.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Der Wintergarten“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
147
Entstehungsjahr
1839
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Wintergarten“ wurde von Johann Karl Wilhelm Geisheim geschrieben, der von 1784 bis 1847 lebte. Das lässt uns das Gedicht in die Zeit der Romantik einordnen, in der tiefe Gefühle, Natur und Sehnsucht zentrale Motive waren.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass der Fokus dieses Gedichts auf dem Wechselspiel von Kälte und Wärme, Außen und Innen, Winter und Frühling liegt. Es zieht eine kontrastreiche Stimmungsbild zwischen der trostlosen Winterlandschaft und dem lebenssprühenden Innenraum auf.

Inhaltlich geht es in einfachen Worten darum, dass das lyrische Ich, das sich von der zunehmenden Kälte und Dunkelheit des Winters eingeschüchtert fühlt, in einen Wintergarten flieht. In diesem Wintergarten findet es Blumen aller Arten und grüne Bäume, was es an den Frühling denken lässt. In der Vorstellung des lyrischen Ichs beginnen die Vögel zu tanzen und alles wird durch das Abendlicht golden beleuchtet. Das schwere Gefühl des Ernstes verschwindet und es fühlt sich an, als wäre das lyrische Ich ein Kuckuck im Frühling. Schließlich offenbart das lyrische Ich, dass die Blumen symbolisch für Frauen stehen und es die Freude an ihrem „Schmuck“, also ihrer Schönheit, hervorhebt.

Die Aussage des lyrischen Ichs lässt sich als Sehnsucht nach Wärme, Leben und Freude interpretieren, die im Kontrast zur melancholischen Stimmung des Winters steht. Es nutzt den Wintergarten als Zufluchtsort und Ort der Fantasie, um die Schönheit und Lebenslust des Frühlings zu verlängern. Frauen werden dabei zu Frühlingsboten, die Lebensfreude und Schönheit aufrechterhalten.

Formal besteht das Gedicht aus acht Strophen mit jeweils vier Versen, die jeweils Paarreime aufweisen. Die Sprache ist bildreich und emotional, mit einem deutlichen Fokus auf Naturmetaphorik und Farbsymbolik. Goldene Farben symbolisieren hierbei Wärme und Lebensfreude, während die dunklen Farben des Winters Kälte und Melancholie repräsentieren. Der Gebrauch des Kuckucks als Metapher unterstreicht die Freude und Leichtigkeit, die das lyrische Ich in der Vorstellung des Frühlings empfindet.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Geisheims „Der Wintergarten“ ein leidenschaftliches Gedicht ist, das die Natur als symbolischen Ausdruck von Gefühlen und Stimmungen, insbesondere von Sehnsucht und Lebensfreude, nutzt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Wintergarten“ stammt aus der Feder von Johann Karl Wilhelm Geisheim. Der Autor Johann Karl Wilhelm Geisheim wurde 1784 in Breslau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1839 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Breslau. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 147 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Die Gedichte „Die Schlittenfahrt“, „Die Schlittschuhfahrer“ und „Die Sternbilder“ sind weitere Werke des Autors Johann Karl Wilhelm Geisheim. Zum Autor des Gedichtes „Der Wintergarten“ haben wir auf abi-pur.de weitere 29 Gedichte veröffentlicht.

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