Der armen Kinder Dank von Johann Karl Wilhelm Geisheim

Wir Kinder sind nicht sehr besonnen,
Wir leben in den Tag hinein,
Und denken heut in Freud’ und Wonnen:
Es wird wohl morgen auch so sein.
 
Bedenkt ihr heut uns mit Geschenken,
Da springen wir und jubeln sehr;
Doch an den guten Geber denken
Vielleicht schon morgen wir nicht mehr.
 
Wenn wir ihn irgendwo erblicken,
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Wohl nicken wir ihm hoffnungsvoll,
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Daß bald er wieder uns was schicken,
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Und unser freundlich denken soll.
 
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Denn glaubt, wir tragen auch geduldig
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Oft große Noth; ihr wißt es ja;
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Und wir doch sind daran unschuldig,
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In Gottes Hand ja stehn wir da.
 
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Und was die Menschen aus uns machen,
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Sind wir, dieweil wir Kinder sind;
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Doch Gott ist mächtig in den Schwachen,
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Das Himmelreich erwirbt ein Kind.
 
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Ihr werdet es durch uns erwerben,
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Da ihr der Welt euch, die verarmt, –
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Heil euch im Leben, – einst im Sterben!
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Der Kleinen, die Gott liebt, erbarmt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.9 KB)

Details zum Gedicht „Der armen Kinder Dank“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
149
Entstehungsjahr
1839
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der armen Kinder Dank“ wurde von Johann Karl Wilhelm Geisheim verfasst, der von 1784 bis 1847 lebte. Wie der Titel andeutet, spricht das lyrische Ich stellvertretend für Kinder, die in Armut leben und ihre Dankbarkeit gegenüber den Menschen zum Ausdruck bringen, die sich ihrer erbarmen.

Auf den ersten Blick erzeugt das Gedicht einen melancholischen, aber hoffnungsvollen Eindruck. Es scheint, dass hier die Unschuld und die Lebensfreude der Kinder trotz ihrer Armut dargestellt wird. Die Kinder sind sich ihrer Situation bewusst, aber gleichzeitig sind sie optimistisch und dankbar für jede Form der Hilfe, die sie erhalten.

Inhaltlich setzt sich das Gedicht aus der Sicht der Kinder mit dem Thema Armut auseinander. Dabei geht es vor allem darum, wie die Kinder ihre Situation erleben und wahrnehmen. Sie leben von Tag zu Tag und freuen sich über jeden Moment des Glücks, z.B. wenn sie Geschenke bekommen. Sie sind dankbar, vergessen aber schnell den Geber und sind hoffnungsvoll, dass mehr Hilfe kommt. Sie weisen auch darauf hin, dass sie trotz ihrer schwierigen Situation geduldig bleiben und betonen ihre Unschuld an ihrer Notlage. Letztlich betonen sie das Vertrauen in Gott und die Hoffnung auf das Himmelreich und appellieren an die Erwachsenen, sich für sie, die Bedürftigen, einzusetzen.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus sechs Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist einfach und direkt, um die kindliche Perspektive zu unterstreichen. Es wird auch eine konkrete Gesprächssituation geschaffen, in der die Kinder direkt zu den Erwachsenen sprechen, was dem Gedicht einen appellativen Charakter verleiht. Der Reim folgt dem Muster ABAB, mit einem Wechsel von männlichem (Endbetonung) und weiblichem (Endbetonung gefolgt von einer unbetonten Silbe) Reim innerhalb jeder Strophe, was dem Gedicht einen melodischen Fluss verleiht.

Insgesamt thematisiert das Gedicht auf einfühlsame und eindringliche Weise die Situation der Kinder in Armut und appelliert an das Mitgefühl und die Hilfe der Erwachsenen. Dabei wird auch eine tiefgründige Reflexion über das Vertrauen in Gott und die Hoffnung auf ein besseres Leben in der Zukunft angestoßen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der armen Kinder Dank“ ist Johann Karl Wilhelm Geisheim. Geboren wurde Geisheim im Jahr 1784 in Breslau. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1839. Breslau ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 149 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Der Dichter Johann Karl Wilhelm Geisheim ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Sternbilder“, „Emancipation“ und „Fasching“. Zum Autor des Gedichtes „Der armen Kinder Dank“ haben wir auf abi-pur.de weitere 29 Gedichte veröffentlicht.

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