Die Schlittschuhfahrer von Johann Karl Wilhelm Geisheim

Hans sah die muntern Vögel
Mit ihrem Eisensegel,
Die Schlittschuhfahrer, an.
Es zog ihn unaufhaltsam,
Fluglustig und gewaltsam
Hin auf die glatte Bahn.
 
Er schnallet sich die Flügel,
Und wagt sich auf den Spiegel,
Doch plump! da lag er da;
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Vor Schmerz fast wollt’ er weinen;
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Hans schnell doch auf den Beinen
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War, als er lachen sah.
 
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Es ward der Schmerz verbissen;
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Hans war nun mehr beflissen,
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Auf seiner Hut zu sein;
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Doch lange, lange wieder
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Noch stürzt und plumpt er nieder,
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Und richtet schwer sich ein.
 
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Und auch das kühne Fliegen,
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Das Biegen und das Wiegen
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Im Tanzen hin und her,
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Wie es viel’ Andre machten,
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Die seiner Qualen lachten,
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Das dünkt ihm nun so schwer.
 
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Doch macht ihn nichts abwendig,
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In Müh’ und Lust beständig,
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Besiegt er Qual und Spott.
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Schwungkräftiger allmälig,
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Bald flott und nicht mehr quälig,
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Fährt Hans nun wie ein Gott.
 
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So geht’s in allen Dingen;
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Der freie Brauch der Schwingen
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Ist Muth’gen nur beschert.
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Ohn’ Eifer in Beschwerden
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Man weder frei auf Erden,
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Noch in den Himmel fährt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Die Schlittschuhfahrer“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
176
Entstehungsjahr
1839
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Schlittschuhfahrer“ stammt von dem deutschen Dichter Johann Karl Wilhelm Geisheim, der vom 6. September 1784 bis zum 30. Januar 1847 lebte. Die zeitliche Einordnung des Gedichts ist daher im 19. Jahrhundert, in der Epoche der Romantik und des Biedermeier.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht eine schlichte, einfache Struktur aufweist und erzählend den Verlauf einer Situation beschreibt. Die Sprache wirkt zugleich bildhaft und lebendig.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einem Jungen namens Hans, der Schlittschuhläufer beobachtet und davon inspiriert selbst das Schlittschuhlaufen erlernen möchte. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten und Schmerzen, die durch Stürze verursacht werden, gibt der Junge nicht auf und besiegt schließlich seine Ängste und Hürden. Letztendlich gelingt es ihm, mit Leichtigkeit und Anmut Schlittschuh zu laufen und er fühlt sich dabei „wie ein Gott“.

Das lyrische Ich möchte durch die Erzählung von Hans' Lernprozess die Botschaft vermitteln, dass Durchhaltevermögen, Mut und der Willen zur Verbesserung entscheidend für den Erfolg sind. Es animiert den Leser dazu, niemals aufzugeben, selbst wenn der Weg steinig und mit Schwierigkeiten gepflastert ist.

Formal besteht das Gedicht aus sechs Strophen, jede mit sechs Versen. Dadurch entsteht eine klar strukturierte und überschaubare Form.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und verständlich, aber dennoch bildreich und anschaulich. Mit Hilfe von Metaphern wie „den freien Brauch der Schwingen“ oder „Fährt Hans nun wie ein Gott“ wird eine Verbindung zwischen dem Schlittschuhlaufen und Freiheit, bzw. göttlicher Vollkommenheit hergestellt. Dies unterstreicht noch einmal die oben genannte Botschaft des lyrischen Ichs, dass Durchhaltevermögen und Entschlossenheit zu Freiheit und Erfolg führen können.

Weitere Informationen

Johann Karl Wilhelm Geisheim ist der Autor des Gedichtes „Die Schlittschuhfahrer“. Geisheim wurde im Jahr 1784 in Breslau geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1839. In Breslau ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 176 Worte. Der Dichter Johann Karl Wilhelm Geisheim ist auch der Autor für Gedichte wie „Dem Jahre“, „Der Faschingsmantel“ und „Der Wintergarten“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Schlittschuhfahrer“ weitere 29 Gedichte vor.

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