Neue Liebe von Joseph von Eichendorff

Herz, mein Herz, warum so fröhlich,
So voll Unruh und zerstreut,
Als käm über Berge selig
Schon die schöne Frühlingszeit?
 
Weil ein liebes Mädchen wieder
Herzlich an dein Herz sich drückt,
Schaust du fröhlich auf und nieder,
Erd und Himmel dich erquickt.
 
Und ich hab die Fenster offen,
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Neu zieh in die Welt hinein
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Altes Bangen, altes Hoffen!
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Frühling, Frühling soll es sein!
 
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Still kann ich hier nicht mehr bleiben,
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Durch die Brust ein Singen irrt,
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Doch zu licht ist's mir zum Schreiben,
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Und ich bin so froh verwirrt.
 
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Also schlendr' ich durch die Gassen,
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Menschen gehen her und hin,
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Weiß nicht, was ich tu und lasse,
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Nur, daß ich so glücklich bin.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Neue Liebe“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
113
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Neue Liebe“ wurde von Joseph von Eichendorff geschrieben, einem bedeutenden Lyriker der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte. Aufgrund seiner Lebensdaten lässt sich das Gedicht zeitlich in die Epoche der Romantik einordnen, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts reichte.

Beim ersten Lesen des Gedichts fallen die ausgelassene Stimmung und das positive Gefühl der Freude auf, das durch die Worte des lyrischen Ichs hervorgerufen wird. Inhaltlich geht es um das Erwachen neuer Liebe sowie möglicherweise auch um das Erwachen des Frühlings, was als Metapher für einen Neuanfang interpretiert werden könnte.

In der ersten Strophe wird das lyrische Ich von einer unbeschreiblichen Fröhlichkeit ergriffen, die gleichzeitig Unruhe und Zerstreuung in sich trägt. Dieses Gefühl wird mit dem Aufkommen des Frühlings in Verbindung gebracht, was möglicherweise auf einen Neuanfang oder einen Wechsel hinweist.

In der zweiten Strophe wird enthüllt, dass das lyrische Ich diese Gefühle aufgrund einer neuen Liebe erlebt. Die dritte Strophe enthält Anzeichen dafür, dass das lyrische Ich bereit ist, einen neuen Anfang zu machen und die Welt mit neuen Augen zu sehen.

In der vierten Strophe äußert das lyrische Ich eine innere Unruhe und Freude, die es nicht in Worte fassen kann, und in der letzten Strophe wandert es durch die Straßen, ohne sich dessen bewusst zu sein, was es tut und lässt, da es durch seine neue Liebe so glücklich verwirrt ist.

Die Form des Gedichts ist eine traditionelle, mit vierzeiligen Strophen und einem einheitlichen Reimschema (abcd). Eichendorff verwendet einfache, gefühlsbetonte Sprache, um die inneren Regungen des lyrischen Ichs zu beschreiben.

Insgesamt interpretiere ich das Gedicht „Neue Liebe“ von Eichendorff als Lyrik über das Erwachen der Liebe und die damit verbundene Freude und Unruhe. Es zeigt die transformative Kraft der Liebe auf, die das lyrische Ich dazu bringt, sein Leben und die Welt um sich herum mit neuen Augen zu sehen. Die wiederkehrende Frühlingsmetaphorik kann dabei als Symbol für Neuanfang und Erneuerung gelesen werden.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Neue Liebe“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. Im Zeitraum zwischen 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Industrialisierung und technologischer Fortschritt sind prägend für diese Zeit. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde materialisiert. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 113 Worte. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Kurze Fahrt“, „Lied“ und „Mondnacht“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Neue Liebe“ weitere 395 Gedichte vor.

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