Punschlied von Johann Karl Wilhelm Geisheim

Punsch, Freunde, Punsch soll heut uns wärmen!
Auf, schafft herbei, was dazu fehlt!
Nicht Sturm und Wetter soll uns härmen,
Noch was uns sonst im Leben quält.
Viel Schönes wünschen wir beim Punsch;
Nur, Freunde, keinen finstern Flunsch!
 
Denn, fehlt auch Vieles unserm Wunsche,
Ja, drückt uns auch der Schuh der Zeit,
Vor Allem wünschen wir zum Punsche
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Das Wasser der Gelassenheit.
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Denn über’m Wasser schwebt der Geist,
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Der heitre Schöpfung uns verheißt.
 
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Das Wasser setzt sich in Bewegung,
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Die Prosa wird zur Poesie;
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Es wogt in wunderbarer Regung
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Das Wellenmeer der Phantasie,
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Und schlingt in glücklichem Verein
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Süßsaures Leben in sich ein.
 
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O wüßtet immer ihr dem Leben,
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Das klagend ihr so oft verdammt,
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Der Mischung Zauberkraft zu geben,
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Die mächtig euch der Punsch entflammt:
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Das Leben ist an Lust verwaist,
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Trennt von dem Wasser sich der Geist.
 
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Doch auch der Geist wird bald verwaisen,
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Wenn ihm des Zuckers Süß gebricht,
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So wie die Weisheit mancher Weisen
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Nur wirket wie ein blendend Licht,
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In dessen kaltem Wiederschein
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Ihr könnt nicht froh, nicht glücklich sein.
 
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Mögt ihr Unendliches auch wissen,
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Ihr oft so überweise Herrn;
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Laßt ihr die Milde mich vermissen,
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Ich bleibe von euch gerne fern,
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Und bilde bei dem Punsch mir ein,
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Doch weiser noch als ihr zu sein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Punschlied“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
212
Entstehungsjahr
1839
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Punschlied“ wurde von Johann Karl Wilhelm Geisheim verfasst, einem deutschen Dichter, der von 1784 bis 1847 lebte. Dies ordnet das Gedicht in die Zeit der deutschen Romantik ein.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht als Loblied auf den Punsch, einen warmen Alkoholcocktail. Im weiteren Verlauf enthüllt es jedoch auch tiefergehende Gedanken und symbolische Anspielungen.

Inhaltlich geht es darum, dass der Punsch als Getränk gesehen wird, das die Menschen an kalten Tagen wärmt und darüber hinaus auch ihre Herzen erfreut. Es wird als eine Form des Ausdrucks für Freundschaft und Geselligkeit beschrieben. Darüber hinaus spielt auch die Symbolik eine wichtige Rolle: Das Wasser im Punsch steht für die Gelassenheit, die notwendig ist, um die Probleme des Lebens zu ertragen. Der Zucker bringt Süße ins Leben und macht es erträglicher.

Die Haltung des lyrischen Ichs ist optimistisch und gesellig. Es verteidigt die Philosophie des Genusses und der Freude am Leben und betont, dass diese Haltung weiser ist als eine allzu ernsthafte oder negative Einstellung zum Leben.

Die Versform des Gedichts ist die des Reims. Die Sprache ist direkt und zugänglich, dennoch sind die Aussagen vielschichtig und sprechen sowohl den Verstand als auch die Emotionen an.

Insgesamt kann man sagen, dass „Punschlied“ ein lebensbejahendes Gedicht ist, das die Freude am Genuss und an der Geselligkeit in den Mittelpunkt stellt. Es betont, wie wichtig es ist, das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen anzunehmen und den Augenblick zu genießen. Gleichzeitig ist es aber auch eine Reflexion über die richtige Einstellung zum Leben und die menschliche Natur.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Punschlied“ stammt aus der Feder von Johann Karl Wilhelm Geisheim. Im Jahr 1784 wurde Geisheim in Breslau geboren. Im Jahr 1839 ist das Gedicht entstanden. In Breslau ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 212 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Die Gedichte „Der letzte Tag im Jahre“, „Die Geisterstunde“ und „Die Krähen“ sind weitere Werke des Autors Johann Karl Wilhelm Geisheim. Zum Autor des Gedichtes „Punschlied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 29 Gedichte vor.

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