Ohne Larve von Johann Karl Wilhelm Geisheim

Freunde, wollt ihr Fasching halten,
Eine Larve braucht ihr nicht;
Zeigt die eigenen Gestalten,
Zeigt das eigne Angesicht.
Seine Larve trägt ein Jeder
Trugsam gern zu jeder Zeit;
’runter mit dem Afterleder,
Zeigt euch heute, wie ihr seid.
 
Zeigt uns, was an euch wir haben,
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Ohne Mummerei und Trug;
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Eure freien, eignen Gaben
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Sind, uns zu erfreu’n, genug.
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Schmücke, Geist, uns, schmücke Liebe
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Freundlich unsern Faschingsschmaus.
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An wem Nichts zu lieben bliebe,
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Nun, der schleiche still hinaus.
 
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Steht die Kunst, sich zu verkappen,
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Bei der Raupenwelt in Gunst:
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Zu verschmähn des Scheines Lappen,
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Freunde, das sei unsre Kunst.
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Die uns draußen gern belügen
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Durch der Thorheit Mummerei’n,
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Sollen heut uns nicht betrügen,
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Sollen unsre Narren sein.
 
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Guten Muths, gutmüthig lachen
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Heute wir zum Faschingsschmaus
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Alle, die zu Narr’n sich machen,
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Also wohl uns selber aus.
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Denn wir sind die wahren Narren,
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Wenn wir selbst uns nicht verstehn,
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Wenn in Kappen wir und Sparren,
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Selbst uns täuschend, untergehn.
 
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Drum betrachtet euch im Glase;
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Drinn ja soll die Wahrheit sein!
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Senkt hinein die stolze Nase,
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Spiegelt euch im klaren Wein.
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Gucket aus der heitern Quelle
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Euch des Herzens Närrchen an,
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Eingeständig seiner Schelle,
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Lache Jeder, was er kann!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Ohne Larve“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
199
Entstehungsjahr
1839
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ohne Larve“ wurde von Johann Karl Wilhelm Geisheim, einem deutschen Dichter aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, geschrieben.

Der erste Eindruck des Gedichts weckt ein Gefühl der Direktheit und Aufrichtigkeit. Es bereitet dem Leser ein humorvolles und unbeschwertes Gefühl, bietet aber gleichzeitig einen tiefen Einblick in die persönliche Selbstwahrnehmung und Selbsterkenntnis.

Im Gedicht spricht das lyrische Ich seine Freunde an und fordert sie auf, zum Fasching auf Masken zu verzichten und sich stattdessen als sie selbst zu präsentieren. In erster Linie geht es also um Aufrichtigkeit und Authentizität. Ebenso wird die Heuchelei und Falschheit, die oft in der Gesellschaft verbreitet ist, thematisiert und verurteilt. Das lyrische Ich setzt die positiven Werte wie Freundschaft, Güte und Wahrheit dagegen und fordert seine Freunde auf, selbstbewusst mit ihren eigenen Stärken und Schwächen umzugehen.

Die Form des Gedichts ist klassisch, bestehend aus fünf Strophen mit je acht Versen. Die Sprache ist direkt und unkompliziert, das Versmaß ist regelmäßig, die Reime sind meist Paarreime. Die Verwendung konkreter Bilder und Metaphern, wie zum Beispiel die Larve, die Faschingsfeier oder der Wein, machen die Botschaft des Gedichts anschaulich und verständlich.

Zusammenfassend ist „Ohne Larve“ ein humorvolles und zugleich tiefgründiges Gedicht, das die Leser dazu auffordert, auf Ehrlichkeit und Authentizität zu setzen und Heuchelei abzulehnen. Es ist ein Lob der Freundschaft und der Wahrheit sowie eine Aufforderung zur Selbstreflexion. Es drückt den Wunsch des Dichters aus, dass die Menschen sich so akzeptieren, wie sie sind, und dass sie nicht versuchen, andere zu täuschen oder sich hinter Falschheiten zu verstecken.

Weitere Informationen

Johann Karl Wilhelm Geisheim ist der Autor des Gedichtes „Ohne Larve“. Geboren wurde Geisheim im Jahr 1784 in Breslau. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1839 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Breslau. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 199 Worte. Der Dichter Johann Karl Wilhelm Geisheim ist auch der Autor für Gedichte wie „Dem Jahre“, „Der Faschingsmantel“ und „Der Wintergarten“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ohne Larve“ weitere 29 Gedichte vor.

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