Ruhe deß Gemüttes von Andreas Gryphius
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Wie seelig ist der hohe Geist zu schätzen/ |
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Der deß geschminckten Glückes falsche Pracht |
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Vnd was bethörte Sinnen mag ergetzen/ |
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Mit sorg vnd kummer freyem Mutt verlacht! |
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Dem kein verzagen/ |
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Das Hertz zubricht |
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Den auch kein klagen |
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Noch hohn anficht/ |
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Noch Neydt ansticht. |
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2. |
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Er tritt was alles tritt mit steiffen Füssen |
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Herrscht über sich vnd pocht der Menschen Noth |
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Er trotzt was Fleisch vnd Jahre leiden müssen/ |
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Er zwingt die Pest der grossen Welt/ den Todt. |
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Er findet in sich/ |
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Was jener sucht |
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Der stets/ gleich alß Ich |
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In schneller flucht |
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Irr't ohne Frucht. |
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3. |
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Er hört mit lust/ wen mancher rühm't vnd leuget |
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Vnd höhnt den Rauch der stoltzen Eitelkeit/ |
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Er schaw't/ wenn mich ein falscher Freundt betreuget/ |
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Sich vmb/ nach trew/ der hochbegreißten zeit. |
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Er lib't nicht Liebe |
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Die Wind vnd dunst |
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Vnd Seelen hiebe |
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Gibt vor die gunst |
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Der keuschen Brunst. |
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4. |
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Er schmückt sein gantz mit Ehr geziert Gemütte |
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Mit nicht gemeinem glantz der Weißheit auß; |
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Er lern't warumb die stoltze Welle wütte; |
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Er kenn't die Sternen selbst in jhrem Hauß |
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Was in den Lüfften |
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Was ob vns schweb; |
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Was auß den klüfften |
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Der grufft/ erheb'/ |
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Vnd ewig leb'. |
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5. |
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Ihm steht was Welt vnd Himmel zuschleust/ offen: |
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Er denen nur/ die sein Verstand erwehlt. |
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Von denen gleiche Seel vnd gunst zu hoffen/ |
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Vnd Trew/ die Freund erkiest vnd selten zehlt/ |
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Mit den vrtheilet |
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Er lust vnd leidt |
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Was schlegt vnd heilet |
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Was nah' vnd weit |
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Vnd Todt vnd Zeit. |
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6. |
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Ach! könt ich/ was ich jtzund rühm' erlangen/ |
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Ach mein verhängnis! was hält mich zurück? |
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Wenn wird mich doch die süsse Ruh' vmbfangen? |
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Die schöne Lust/ das allerhöchste Glück. |
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Mich würd ergetzen |
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Ein lustig Feldt |
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Vor reichßten Schätzen |
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Der Fürsten Zelt/ |
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Ja Ehr vnd Welt. |
Details zum Gedicht „Ruhe deß Gemüttes“
Andreas Gryphius
6
60
286
1616 - 1664
Barock
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ruhe deß Gemüttes“ des Autors Andreas Gryphius. Im Jahr 1616 wurde Gryphius in Glogau geboren. In der Zeit von 1632 bis 1664 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Barock zuordnen. Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Als Literatur des Barocks wird in der deutschen Literaturgeschichte seit etwa 1800 das schriftstellerische Schaffen in Europa im Zeitraum zwischen etwa 1600 und 1720 bezeichnet. Der Begriff „Barock“ stammt aus dem Portugiesischen („barocco“) und bedeutet so viel wie seltsam geformte, schiefrunde Perle. Das Zeitalter des Barocks wurde durch den Dreißigjährigen Krieg geprägt – Hunger, Seuchen, Vergewaltigung und Tod sorgten für enormes Leid bei den Menschen in Europa. So verkleinerte sich die Bevölkerung in Deutschland von ca. 28 Millionen im Jahr 1615 auf 11 Millionen Menschen am Ende des Krieges im Jahr 1648. Die Dichter der Literaturepoche des Barocks betrachteten in ihren Werken die Gegensätze in nahezu allen Lebensbereichen. Das bezeichnet man auch als Antithetik. Inhaltlich folgten die Dichter der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Vordergrund – etwa Jenseits und Diesseits, Schein und Sein oder Verfall und Blüte. In der Lyrik des Barocks trat das Deutsche an die Stelle des Lateinischen, welches die Sprache der populärsten deutschen Lyriker im 16. Jahrhundert gewesen war. Trotzdem war auch künftig die Elite Träger der Literatur. Zu den bedeutendsten Autoren des Barocks gehören: Grimmelshausen, Andreas Gryphius, Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Paul Fleming und Caspar Ziegler.
Das vorliegende Gedicht umfasst 286 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 60 Versen. Weitere Werke des Dichters Andreas Gryphius sind „An Gott den Heiligen Geist“, „An H. Christoph von Dihr“ und „An Jolinden“. Zum Autor des Gedichtes „Ruhe deß Gemüttes“ haben wir auf abi-pur.de weitere 461 Gedichte veröffentlicht.
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